Über Zwang und Liebe

7.

Die Zeit vergeht schnell. Viel zu schnell verglichen damit wie langsam Amira sich öffnet. Iias kann sie zwar verstehen wünscht sich dennoch das Amira bald komplett normal ist. Obwohl er sich schon mehrmals gefragt hat was er eigentlich will. Wie normal soll sie sein? Was will er überhaupt? Es sollte egal sein was ich will und wie ich sie haben will. Es ist ihr Leben. Er seufzt. Was will ich? Unsere Familien denken wir haben miteinander geschlafen. Will ich mit ihr schlafen? Will ich das sie mich liebt? Wieder seufzt er. Verwirrt legt er sein Gesicht in seine Hände. Sie hat keine Persönlichkeit. Kann man jemanden ohne Persönlichkeit lieben?
"Iias?", Amiras besorgte Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken. "Ja?", er versucht zu lächeln. "Ist die Arbeit so schwer? Du solltest dich ausruhen.", erklärt sie besorgt.
"Ah. Nein nein ich hab nur nachgedacht. Hat nichts mit der Arbeit zu tun."
Obwohl Amira nicht überzeugt ist nickt sie schwach und ließt weiter. Iias hat sie fürs Kunststudium angemeldet seither ließt sie viel über Kunstgeschichte und Arten des Zeichnens. Iias hat sie vor einer Woche mit mehreren Büchern überrascht. Amira ist überglücklich gewesen und bedankt sich heute noch für die Bücher. "Ah. Amira vergiss nicht weitere Zeichnungen für die Mappe anzufertigen ich bin mal weg.", sagt Iias noch schnell bevor er seinen Laptop packt und sich auf den Weg zur Arbeit macht. Amira nickt und schaut ihrem Ehemann hinterher wie er die Wohnungstür schließt. Nach einer Dusche setzt sie sich hin und versucht zu zeichnen. Um sich für das Studium zulassen zu können muss eine Mappe abgegeben werden mit Kunstproben. Iias hat schnell realisiert das Amira tatsächlich zeichnerisch begabt ist. Sie kann Gegenstände naturgetreu zeichnen. Das einzige Problem ist das sie sich nicht wirklich traut kreativ zu sein und Dinge aus ihrer Fantasie heraus zu zeichnen. Ich darf? Ich meine was darf ich den zeichnen. Er sagt zwar ich darf alles zeichnen was mir einfällt aber das kann nicht stimmen. Es gibt immer Regeln und Grenzen. Amira beißt sich auf die Unterlippe und knetet ihr Top. Ich zeichne einfach mal und wenn es nicht passt kann ich es immer noch wegwerfen. Mit Bleistift fertigt sie eine Skizze an bevor sie mit Wasserfarben malt. Sie lächelt. Sie dankt Gott jeden Tag dafür das er ihr einen Mann gegeben hat der es ihr erlaubt sich so frei und gut zu fühlen. Sie liebt es so sehr zu zeichnen und zu malen. Dabei vergisst sie alles. Jeden unterdrückten Schmerz. Alle versteckten Leidenschaften. Den ganzen Hass und die Angst. Alles verschwindet sobald sie zeichnet. Sie fühlt sich frei.

Iias seufzt während er an seinem Laptop herumtippt. Liebe ich sie? Oder nicht?
"Liebe ich sie oder nicht? Das hat nichts mit unserem neustem Projekt zu tun Boss.", eine weibliche Stimme ertönt hinter ihm. Er hat unbewusst seine Gedanken aufgeschrieben. Sofort klappt er den Laptop zu.
"Was gibt's Mely?", fragt er genervt. "Ich bin mit der Skizze für Charakter Nummer 3 fertig.", erklärt sie grinsend während sie ihm ihr Tablett hinhält. Iias nimmt es entgegen und schaut es sich genau an. Charakter Nummer drei ist der einzige weibliche Charakter in diesem Videospiel und seit Wochen schafft es keiner eine akzeptable Figur zu entwickeln. Plötzlich erinnert sich Iias. "He, du bist doch Kunststudentin?", fragt er lächelnd. Mely verdreht die Augen. "Ja?", gibt sie verwirrt zu. "Meine Frau möchte ebenfalls Kunst studieren hat aber kleine Probleme mit ihrer Mappe. Kannst du ihr helfen?" Mely ist kein besonders großes Mädchen aber sie fällt dennoch auf wenn sie einen Raum betritt. Liegt größtenteils an ihren kurzen, hellblauen Haaren und ihrer unverwechselbaren Kleidung. Sie zieht eine Augenbraue hoch:"Nur weil sie mein Boss sind hast das nicht das ich die Mappe für Ihre Frau mache. Moment sie beginnt jetzt zu studieren?" "Du sollst ihr bloß Ideen geben oder motivieren. Ich schaffe das anscheinend nicht. Keine Sorge sie ist sehr talentiert.", Iias verdreht die Augen und steht auf sodass er nun auf die um 25 cm kleinere Mely hinunterblickt. Mely hat ihre Größe schon immer gestört aber sie weis dass das Teil ihres Charms ist. Sie grinst. "Was bekomme ich?", möchte sie frech wissen. Iias lächelt schief. "Nichts außer meinen Dank. Oh und ich weiß alle wollen wissen wie meine Frau aussieht. Du könntest es live sehen.", Iias zieht eine Augenbraue hoch und lächelt schief. "Okay.", ruft Mely während sie aufspringt.

Iias gähnt während er die Haustür aufsperrt. "Sie sind wohl müde vom Arbeiten.", scherzt Mely herum während sie die Wohnung betritt. Während Iias die Tür schließt ist von Mely ein belustigtes Oh zu hören. Iias dreht sich um und sieht Amira die in kurzen, roten Shorts und einem weißen Top gekleidet auf der Coach schläft. Der Tisch vor ist ist überfüllt mit verschiedenen Pinseln, Wasserfarben, Buntstiften und Bleistiften. Mely geht auf die Zeichnung am Tisch zu und hebt sie begeistert auf. "Sie hatten Recht." Iias ist immer noch überwältigt vom Anblick seiner Frau. Ihre schwarzen Haare liegen gewellt auf ihren Armen und lassen sie wie eine schlafende Prinzessin aussehen. "Sie hat Talent.", gibt Mely zu während sie die Zeichnung in Iias Richtung dreht. Dieser dreht sich und kann seinen Augen nicht trauen.