11.

418 10 0
                                    

Amira versteht langsam was die letzen Tage mit ihr passiert doch sie schafft es nicht sich in Worte auszudrücken denn sofort lässt Iias sie los und verlässt die Küche. Amira will ihm folgen. Sie will das ihre Füße sich bewegen, das ihr Mund spricht, ihre Arme sich nach ihm ausstrecken, irgendetwas. Aber sie bleibt ruhig. Innerlich tobt sie. Zum ersten Mal ist sie wütend auf sich. Sie balt die Fäuste und beginnt damit den Tisch aufzuräumen nachdem sie das Zuschlagen der Tür hört. Na toll. Was er sich jetzt wohl denkt? Ich hätte meinen Mund aufmachen sollen. Er sah so...verletzt aus. Sofort erstarrt sie. Wer hätte gedacht das Schweigen einen verletzt. Sie seufzt.
Nach dem Abwasch setzt sie sich auf die Coach im Wohnzimmer. Erneut seufzt sie während sie ihren Nacken massiert. Ihr Blick richtet sich auf die Uhr. Es ist kurz vor neun. Was er wohl so spät alleine macht. Amira wird nervös und ungeduldig. Sie beschließt die Wohnung in der Zwischenzeit aufzuräumen und sich zu überlegen wie sie ihm sagen kann was sie seit Tagen quält. Plötzlich klingelt das Telefon. In der Hoffnung es ist Iias rennt sie und hebt das Telefon ab.
"Hallo?"
"Amira.", krächzt eine weibliche Stimme.
"Jasmin?" Amira ist verwirrt die Stimme ihrer Schwester zu hören.
"Du musst mir helfen.", flüstert ihre Schwester mit krächzender Stimme. Es klingt als hätte sie vorhin geweint und tatsächlich beginnt sie zu schluchzen.
"Was ist passiert?", Amira wird hektisch und stellt sich grauenvolle Szenarien von Unfällen vor dich diese Antwort bringt Amira zum schweigen.
"Ich bin schwanger.", gibt Jasmin wimmernd zu.
Amira lässt den Hörer fallen und weiter ihre Augen. Sie kann es nicht glauben. Das schlimmste was einem unverheirateten, arabischem Mädchen passieren kann trifft ihre eigene Schwester. Zitternd hebt sie den Hörer und hört wie ihre Schwester nach ihr ruft. Amira weis nicht was sie sagen kann. In ihrem Hals bildet sich ein Knoten und ihr Magen zieht sich zusammen.
"Bitte du musst mir helfen. Ich hab niemand anderes.", schluchzt sie.
Amira ist immer noch sprachlos und berührt ihren Hals bevor sie ihre Hand vor ihren Mund hält. Ihre Gedanken sind blank.
"Was ist mit dem Jungen.", versucht Amira herauszufinden aber Jasmin beginnt zu weinen.
"Halt die Nacht noch durch, morgen hol ich dich über das Wochenende zu mir.", erklärt Amira mit zittriger Stimme. Jasmine bedankt sich mehrmals bevor sie auflegt. Amira lässt den Hörer auf die Couch fallen und legt ihren Kopf in ihre Hände. Sie macht sich undenklich viele Sorgen. Ihre Eltern, ihr Vater wird Jasmin umbringen. Und wer ist der Vater? Wo ist er? Weis er es? Amira wird schlecht. Sie drückt ihre Hand auf ihren Mund und kneift die Augen zusammen. Ya illahi. Was mach ich jetzt? Sie muss zum Arzt. Amira öffnet die Augen und greift den Hörer doch die legt ihn wieder zurück. Um die Uhrzeit hat nichts offen wenn will ich anrufen. Ach Iias...
Verwundert darüber das er in ihren Gedanken auftaucht kneift sie die Augen zusammen und legt ihr Gesicht in ihre Hände. Plötzlich spürt sie eine warme Hand auf ihrer Schulter und zuckt zurück. Besorgt schaut Iias sie an.
"Was ist passiert? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen." Amira kommen die Tränen welche sie versucht zurückzuhalten. Überrascht und überfordert setzt Iias sich neben sie und legt seine Hand auf ihren Rücken.
"Amira was ist passiert? Geht es allen gut? Ist dir etwas passiert?" Iias wird nervös und dreht ihren Kopf in seine Richtung nur um die erste Träne ihre Backe herunter rollen zu sehen. Sofort versucht sie diese wegzuwischen aber Iias zieht sie in seine Arme. "Es tut mir leid. Einmal bin ich weg und dann weinst du. Ich weis nicht was passiert ist aber du kannst mir vertrauen." Ah ja Vertrauen. Man kann ja nicht jedem sagen das man ungewollt schwanger ist. Aber Amira hat nicht eine Sekunde gezögert es Iias zu sagen. Sie ist nur zu schockiert um überhaupt zu reden. Amira drückt sich leicht von ihm weg und sieht direkt in seine mitfühlenden, grünen Augen. Sie schluckt ihre Angst herunter. "Meine Schwester ist schwanger." Iias ist geschockt. Augenblicklich lässt er seine Arme von Amiras Schultern fallen und wendet schockiert dem Blick ab. Er dreht sich zurück zu Amira und atmet aus. "Das könnte ein Problem werden.", gibt er schließlich zu. Amira nickt zögernd und wischt sich die Tränen weg. Iias streichelt ihr Gesicht und lächelt sie an. "Wir finden schon eine Lösung. Ich weis wofür du Angst hast. Wir lassen deine Eltern nichts mitbekommen. Vielleicht ist sie gar nicht schwanger und es ist nur eine Grippe oder der Schwangerschaftstest ist defekt. Morgen bringen wir sie zu einer Frauenärztin und klären alles ab. Das wichtigste ist das du ruhig bleibst." Amira berührt seine Hand und atmet tief durch.
Baba wird Jasmin umbringen. Mit diesem Gedanken schließt sie die Augen und beginnt erneut zu weinen. Iias zieht sie zu sich und streichelt über ihren Kopf während er ihr aufmunternde Worte zu spricht.
Einige Zeit später liegt sie ruhig in seinen Armen. Sie ist eingeschlafen. Iias lächelt doch auch er weis genau was mir unverheirateten, Schwangeren, arabischen Mädchen passiert wenn der Vater es herausfindet. Amira hatte nicht viel von ihrer Schwester gesprochen. "Sie ist ein typischer Teenager. Rebellisch. Weis immer alles besser. Versteht nicht warum sie ein Kopftuch trägt und hängt lieber mir Jungs ab als zu lernen. Unsere Eltern vergleichen uns immer da nur zwei Jahre zwischen uns sind." Mehr weis Iias nicht. Sie hatten anscheinend keine besondere Beziehung.
Besorgt drückt er sie fester an sich.
Unser Leben ist gerade komplizierter geworden. Dich jetzt zu fragen ob du mich liebst wäre unpassend, nicht wahr Amira.

Über Zwang und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt