Am nächsten Morgen ist Amira bereits um 7 Uhr wach obwohl es Samstag ist und sie letzte Nacht so gut wie keinen Schlaf bekommen hat. Sie war viel zu beschäftigt ihr Leben zu durchdenken. Iias sagt zwar Männer und Frauen wären gleichwertig aber sie glaubt es nicht ganz. Das würde heißen ihr ganzes Leben lang hätte sie falsch gelebt. Schon als Kind musste sie Regeln beachten und darauf aufpassen wie sie sich vor Jungs zu benehmen hat. In Gegensatz dazu durften die Jungs immer in den Park und herumlaufen. Sie durfte das nie. Wie gern wäre sie durch den Park gelaufen und hätte mit den anderen gespielt. Sie mochte keine Puppen sondern spielte viel lieber mit den Buben Fußball oder mit dem Yu-Gi-Oh Karten. Als ihr Vater sie erwischt hat wurde sie angeschrien und für Tage in ihr Zimmer gesperrt. Für eine sechsjährige ist das wie ein Weltuntergang.
Amira seufzt während sie ihre schwarzen Haare hochsteckt. Anstatt hier rumzusitzen könnte sie auch schon das Frühstück vorbereiten. Sie steigt aus dem Bett und öffnet leise die Türe. Er scheint noch zu schlafen. Leise tritt sie aus dem Zimmer und geht in die Küche. Es ist keine besondere große Wohnung. Ein Schlafzimmer, ein Badezimmer, eine Toilette und eine Küche. Sie geht leise an ihm vorbei und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er sieht schon niedlich aus wenn er schläft.
Sie schließt die Küchentür hinter sich und schaut sich in der Küche um. Alles ist so fremd. Aber das stört sie nicht. Sie öffnet alle Schränke und den Kühlschrank. Schnell weis sie wo alles steht.
Nach einer halben Stunde öffnet sich die Tür und Iias betritt die Küche.
Verschlafen reibt er sich die Augen. "Morg'n."
"Guten Morgen.", erwidert sie leise.
Er stellt sich neben Amira und beobachtet wie sie die Rühreier auf zwei Teller verteilt und sie auf dem Esstisch legt.
"Was tust du da?", wundert er sich und klingt immer noch verschlafen.
"Frühstück.", antwortet sie kurz und knapp.
"Das kann ich sehen. Wieso so früh?"
Plötzlich lässt sie alles liegen und schaut zu ihrem verschlafenem Ehemann. Er trägt ein einfaches blaues T-Shirt und eine weiß-blau gestreifte Short. Seine schwarzen Haare sind völlig zerzaust.
"T-Tut mir leid. H-Habe ich dich geweckt?"
Er grinst und tritt näher an sie heran.
"Ja.", antwortet er mit frechem Ton. Sie weis nicht wie sie reagieren soll. Sich entschuldigen? Das will sie nicht. Sie hat nichts falsch gemacht. Er lacht kurz auf. "Ja du hast mich geweckt. Aber mit dem süßen Duft von Kaffee. Es stört mich kein bisschen jeden Tag so geweckt zu werden."
Sie lächelt ihn süßlich an und bittet ihn sich zu setzten. Er grinst bei dem Anblick seiner Frau. Sie trägt dieses Mal zwar kein Kopftuch aber viel mehr zeigt sie dennoch nicht obwohl Juli ist. Sie trägt eine graue Jogginghose und ein simples hell-blaues Langarm Shirt. Sie beginnen zu essen und wechseln kein Wort miteinander.
"Du kannst auch kurze Sachen tragen. Ich meine wir sind verheiratet und es hat mindestens 20 Grad da draußen...und es wird wärmer.", platzt es plötzlich aus ihn heraus. "Kurz? Kurze Pyjama? Sowas hab ich nicht.", erwidert sie ernst. Was ist das für eine strenge Erziehung? Wundert sich Iias. "Na dann kaufen wir was."
"Huh?"
"Wir gehen einkaufen.", grinst Iias das verwirrte Mädchen an.
"Uhm...okay.", erwidert sie leise.Zwei Stunden später sind beide fertig und bereit zu gehen.
"Sag mir wenn dir etwas gefällt. Jetzt wirklich. Ich hab keinen Geschmack was Mode angeht. Also sag mir bitte ehrlich wenn dir etwas gefällt. Ja?", er sieht sie eindringlich an. Sie nickt nur leicht.
Auf der Straße wird Amira von mehreren Männern angestarrt was Iias langsam eifersüchtig macht. Kein Wunder. Amira ist eine Schönheit. Groß, perfekte Figur, makellose Haut. Einfach perfekt. Ihre Figur wird in dem dunkelblauen Spitzenkleid noch mehr betont. Amira scheint die gierigen Blicke der Männer nicht zu bemerken. Iias legt seinen Arm um ihre Taille sodass sie abrupt stehen bleibt. Angespannt versucht sie weiter zu gehen. Iias schluckt und zieht sie näher an sich heran was Amira noch angespannter macht. Die Männer die sie angaffen beginnen zu tuscheln und zu lachen. Iias fühlt sich verletzt doch lässt sich nichts anmerken und führt sie in ein Geschäft. Er beugt sich zu ihr herunter und flüstert ihr direkt ins Ohr:"Die Männer starren dich an deshalb habe ich dich zu mir gezogen. Versuch es auszuhalten.", seine Stimme verrät das er verletzt ist.
"Ich bin solche Nähe nicht gewohnt. Es ist nicht das es mich g-gestört hat.", gibt sie mit gesenktem Blick zu. Iias atmet erleichtert aus.
Sie schauen sich alle möglichen Pyjamas an aber Amira ist immer noch nicht fähig zu sagen was ihr passt und was nicht. Am Rande der Verzweiflung setzt Iias sich einfach auf einen Stuhl im Bereich der Umkelidekabinen und sagt ihr sie solle selbst suchen:"Weist du was. Vielleicht traust du dich mehr wenn ich nicht dabei bin. Geh einmal durch das Geschäft und bring mir was auch immer dir gefällt. Ich werde hier warten."
Alleine? Das Wort kennt sie gar nicht. Immer war ihre Mutter dabei wenn sie Kleidung gekauft hat und immer musste sie die Erlaubnis ihres Vaters einholen bevor sie etwas getragen hat. Sie nickt und geht durch das Geschäft. Sie schaut sich einige Jogginghosen an doch sie lässt sofort wieder davon ab. Ist nicht für den Sommer geeignet. Ihr Vater war strickt dagegen das sie kurze Kleidung trug. Nicht einmal zu Hause im Hochsommer. Von außen wird sie beobachtet. Die selben Männer die sie vorhin schon angegafft haben. Einer der Männer leckt sich grinsend über die Lippen und betritt das Geschäft. Sofort spricht er sie an:"Amura ya habibti. Du strahlst heller als die Sonne und deine Augen erst, oh maschallah." Sie zuckt zusammen. Sie kennt solche Situationen. Sie hat es in Filmen gesehen und sie weis das sowas nie gut endet.
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Über Zwang und Liebe
RomanceKann aus Zwang Liebe werden? Zu Gehorsam gedrillt und in eine Form gepresst die der strengen Gesellschaft passt. Keine eigene Meinung, keine eigenen Entscheidungen. Nicht einmal den Ehemann darf Amira sich selbst aussuchen. Doch sie hat Glück...