"Selam, tretet ein."
Amiras Mutter öffnet ihrer Tochter und ihrem Ehemann mit ängstlichem Gesicht die Tür denn sie weis nicht wie sich ihre Tochter verhalten wird.
Sie erwidern den Gruß und grüßen auch die anderen anwesenden bevor sie sich setzten. Ein mittelgroßer Mann mit einem großen Bauch und eine zurückhaltende Frau in einem grauen, langen Kleid. Neben ihnen sitzt ein Junge in simplen Jeans und einer weinroten Weste über einem grauen Shirt.
In Amiras Magen dreht es sich. Weder ihre Schwester noch der Junge wollen diese Ehe doch er scheint noch nervöser zu sein als Jasmine.
Iias nimmt Amiras Hand und drückt sie fest. Seine Gedanken drehen sich um die Geschehnisse letzte Nacht. Amira ist in einem instabilen Zustand wo sie zwar eine eigene Meinung hat aber nicht weis wie sie damit umgehen soll. Iias macht sich Sorgen das sie ihr eigenes Wohl für das ihrer Schwester opfert.
Einen miesgrimmigen Blick wirft Iias Jasmin zu. Jasmin nutzt ihre Schwester aus und obwohl Amira das bereits realisiert hat schafft sie es nicht ihre Schwester im Stich zu lassen. Es ist im Endeffekt ihre Schwester.Die Atmosphäre lässt eine lockere Unterhaltung nicht zu denn keiner fühlt sich wohl. Amiras Vater will Jasmine nur verheiraten um sich vor den Worten anderer zu schützen da seine Tochter keine Jungfrau mehr ist.
Die Eltern unterhalten sich über belangloses als der Vater des Jungen vorschlägt den zukünftigen Eheleuten etwas Zeit unter sich zu lassen.
"Das ist eine tolle Idee.", spielt Amiras Vater fröhlich vor.
Jasmine steht auf und der Junge folgt ihr Richtung Balkon.
So können sie gesehen aber nicht gehört werden.Die Situation lockert auf. Das Gesprächsthema wird mehrmals gewechselt und die anwesenden Leute beginnen sogar zu lachen. Alle bis auf Amira denn sie beobachtet ihre Schwester und ihren Zukünftigen.
"Amira?", ruft ihre Mutter sie plötzlich.
"Ja Mutter."
"Du hast wahrscheinlich nicht gehört was du gefragt wurdest."
Amira macht sich nicht einmal die Mühe sich zu entschuldigen und schüttelt lächelnd den Kopf.
Die Mutter des Jungen, eine recht junge Mütter mit blassblauen Augen, wiederholt ihre Frage.
"Ich habe gehört du studierst Kunst. Wie läuft es?"
Amira lächelt die Frau süßlich an. Nur ein Blick reicht um zu erkennen das sie nervös ist.
"Es läuft wunderbar. Alhamdulilah. Meine Professoren sind sehr beeindruckt von meinen Zeichnungen und das Studium geht recht schnell voran."
"Bekommst du auch eine Arbeit später.", platzt es aus dem Vater des Jungen heraus.
"Ich habe jetzt schon einen Job. Eine Graffiti Wand in der Stadt soll übermalt werden und ich soll mit zwei anderen Künstlern für die Neugestaltung sorgen."
Unwillkürlich sieht Amira zu ihrem Vater hin welcher sie ungläubig ansieht. Wortlos dreht sie sich zurück zur ihrer Gesprächspartnerin welche sie zuversichtlich anlächelt.
Plötzlich öffnet sich die Balkontür und Jasmine betritt gemeinsam mit dem Jungen das Wohnzimmer.
Nervös stellt er sich mitten ins Wohnzimmer und blickt fragend umher.
"Wir haben beschlossen das wir beide nicht heiraten wollen.", stellt er zurückhaltend fest.
Sofort springen beide Väter auf.
"Nicht einander. Wir sind zu verschiedenen.", fügt Jasmine hektisch hinzu.
Der Vater des Jungen zwingt sich zu lächeln. "Dann soll es wohl nicht sein. Das Schicksal hat anderes geplant."
Der schwarzhaarige Junge lächelt Jasmine erleichtert an und in einem Moment wo alle anderen nicht auf die zwei achten, zwinkert er ihr zu. In Amira baut sich eine Wut auf. Sie zwingt sich den Rest des Abends zu lächeln doch sobald ihr Besuch gegangen ist beginnt das Geschrei.
Amira hört sich emotionslos die Vorwürfe ihrer Schwester gegenüber an während diese sie hoffnungsvoll anblickt.
"Baba wundere dich nicht. Er wollte sie wirklich nicht. Er ist genau wie sie.", erklärt Amira mit ruhiger Stimme.Iias beobachtet das Geschehen und weis nicht was er davon halten soll. Amira nutzt ihr neu gewonnenes Selbstvertrauen, doch ob sie es nicht missbraucht weis er noch nicht. Sie fühlt sich stark und will mitreden. Sowas durfte sie noch nie. Außerdem ist Amira erst 18. Ein Teenager noch im Kopf. Sie denkt das ihre Sichtweise die einzig richtige ist. Iias versteht das den er hat diese Phase selbst vor einigen Jahren erst beendet. Der einzige Unterschied zwischen ihm damals und Amira jetzt ist das Amira mehr Wissen und mehr Macht hat als er damals.
"Ahh ich verstehe. Er ist auch wie sie.", wiederholt ihr Vater während er auf Jasmine, mit geballter Faust, zugeht.
"Baba!", ruft Amira ihn zurück, "Such einfach einen anderen. Es gibt Männer wie Sand am Meer."
Ihr Vater lässt tatsächlich seine Hände fallen und nickt.
Iias sieht in Amiras Augen einen Funken aufleuchten. Einen Funken der ihn beängstigt und doch anspornt.
Er fasst sich einen Entschluss: Ich lasse nicht zu das ihr alles zu Kopf steigt auch wenn das heißt das ich sie in ihre Schranken zurückweisen muss.
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Über Zwang und Liebe
Storie d'amoreKann aus Zwang Liebe werden? Zu Gehorsam gedrillt und in eine Form gepresst die der strengen Gesellschaft passt. Keine eigene Meinung, keine eigenen Entscheidungen. Nicht einmal den Ehemann darf Amira sich selbst aussuchen. Doch sie hat Glück...