5.

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"Kein Interesse.", gibt sie monoton zurück und macht sich auf dem Weg zu Iias. Doch der Mann hält sie am Handgelenk fest und zieht sie zu sich. "Warum so schüchtern schönes Mädchen. Als er dich vorhin berührt hat warst du angewidert. Keine Sorge ich bin besser als er.", der Unbekannte versucht sie an sich zu ziehen aber plötzlich packt sie eine starke Hand an der Taille und zieht sie nach hinten. "Hände weg von meiner Frau.", zischt es von hinten. Amira erkennt sofort Iias Stimme und atmet erleichtert aus. Der Mann verzieht das Gesicht doch geht ohne ein Wort zu verlieren. "Alles okay?", fragt Iias mitfühlend. Sie nickt und lächelt. Ihr Herz schlägt schneller. Nicht weil sie Angst hat sondern weil Iias sie immer noch an der Taille festhält. Sein Griff ist fest. Sie fühlt sich sicher. "Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen. Ich hätte ihm die Zähne ausschlagen sollen.", gibt er wütend zurück. "Danke.", zum ersten Mal ist Amiras Stimme klar und deutlich. Er lächelt und lässt sie schließlich los. Amira ist ein wenig enttäuscht. Es fühlt sich gut an in seinem Griff. Er ist zwar fest aber nicht beengend. Sie spürt die Freiheit. Sie schaut auf die Kleidung und nimmt ein hellgraues T-Shirt von Stapel und eine rote Short vom Kleiderständer.
Kann ich das wirklich vor ihm tragen? So kurz und eng...und rot.
Amira begutachtet die Kleidungsstücke genau. "Was ist deine Größe?"
"Huh?"
"Deine Kleidergröße?", wiederholt Iias lächelnd.
"Ah. 36.", antwortet sie selbstbewusst jedoch ohne ihn dabei anzusehen. Er sucht die richtige Größe aus dem Stapel und hält sie in der Hand. "Was noch?", fragt er mit einem Grinsen. Es dauert noch eine halbe Stunde bis Amira drei weitere Pyjamas aussuchen konnte. Während Iias zahlt wartet sie draußen. Wieder wird sie angestarrt und wieder bemerkt sie nichts, erst als sie erneuet angesprochen wird. Dieses Mal von mehreren Jungs in ihrem Alter. "Entschuldige. Wie wollten dich fragen ob du mit uns abhängen willst?" Amira wird nervös und schluckt. Der Junge sieht nicht aus wie einer der ihr etwas antun würde. Sie will Iias nicht wieder wütend machen. Mit zittriger Stimme antwortet sie dem Jungen:"Ich bin heute mit meinem Ehemann unterwegs." Die Augen der Jungs weiten sich. Einer beginnt zu kichern. "Tatsächlich. Du siehst sehr jung aus für eine verheiratete Frau.", gibt der Junge gelassen zurück. "Na dann Ciao Madame.", gibt der Junge amüsiert zurück und geht mit seinen Freunden weiter. Im selben Moment kommt Iias angerannt. "Was ist passiert? Was wollten sie?", fragt er sie panisch mit einem wütenden Unterton. "Sie wollten wissen ob ich nicht mit ihnen anhängen will da habe ich gesagt ich bin mit meinem Ehemann hier und sie sind wieder gegangen.", antwortet sie gelassen. "Das wars?", wundert sich Iias. Amira nickt und lächelt. Sie presst die Lippen aufeinander als würde sie sich daran hindern etwas zu sagen. Iias spürt das sie einen Kommentar abgeben will:"Du kannst ruhig sagen was du willst."
Sie schluckt und lächelt wieder. "Nicht alle sind böse."
Iias beginnt zu lachen. "Stimmt."
Plötzlich klingelt Amiras Handy. Sie sieht das ihre Mutter anruft und weis genau was sie will. Sie schaut Iias fragend an welcher sie zuversichtlich anlächelt. Amira schluckt und hebt ab.
"Asalamu ue alejkum Mama."
"Selam Amira. Sag mir wie wars?"
"Uhm."
"Hat er dir weh getan?"
"Nein nein! Ganz im Gegenteil er-"
"Amira gib mir schnell das Handy.", Iias unterbricht sie und nimmt das Handy entgegen.
"Selam Tante."
"Selam mein Sohn. Wieso hast du das Handy genommen?"
Iias beißt sich auf die Unterlippe und schaut Amira verzweifelt an. "Weil man soetwas nicht übers Telefon bereden kann. Komm uns doch besuchen.", gibt er plötzlich selbstbewusst zurück. Iias spürt die Angst die ihre Mutter hat doch sie willigt ein.
Auf dem Heimweg erklärt Iias Amira die Situation:"Wenn wir sagen das wir nicht miteinander geschlafen haben werden unsere Väter ausrasten. Deiner wird denken du hast dich geweigert und meiner wird denken etwas stimmt nicht mit mir. Das beste ist wir tun so als ob."
"Wir sollen lügen.", stellt Amira fest.
"Leider. Ich kann ja damit klar kommen das mein Vater denkt ich bin nicht normal. Bin ich schon gewohnt...aber ich weis nicht wie dein Vater reagieren wird. Ich will wirklich nicht das er dir etwas antut."
Amira spürt die Ehrlichkeit in seinen Worten. Die restliche Fahrt über verbringen sie schweigend. Amira denkt nach. Sie denkt über vieles nach aber im Endeffekt stellt sie sich immer die selbe Frage: Darf ich?
Sie wusste seit sie 10 ist was ihr Traumberuf ist doch hat sie nie etwas gesagt, aus Angst vor ihrem Vater. Sie hat es Iias nicht gesagt weil sie dachte er wird sie genauso ablehnen wie ihr Vater. Sie wollte schon immer Kleider tragen die ihr Vater ihr nicht erlaubt hat. Ihr war bewusst das es religiöse Grenzen gab aber zuhause für sich selbst, oder für Iias, da konnte sie doch tragen was sie wollte. Ihr Herz schlägt schneller bei dem Gedanken etwas zu studieren das ihr gefällt. Ihr Körper erfüllt sich mit einer Wärme und einem schönen Gefühl das sie nicht wieder hergeben will.
Iias sieht ihr Lächeln und fragt nach:"Worüber denkst du nach das dich so zum Lächeln bringt?"
"Huh? Oh...ich...weis was ich studieren...will.", gibt sie nervös zurück. Iias sperrt die Haustür auf und beide treten ein. "Das ist ja toll.", Amira hört die Freude in seinen Worten und stellt sich direkt vor ihm. Kann sie es ihm wirklich sagen? Wird er sie schlagen? Nein. Das denkt Amira nicht.
"Kunst."
Iias weitet seine Augen. Amira wird nervös und verliert ihr Lachen. Sie denkt sofort an all die Negativität die sie von ihrem Vater erhalten hat.

Über Zwang und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt