I Das verlorene Kind

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Ein Markerschütternder Schrei hallte im Wald wieder und erinnerte mich, nur allzu gut, an die drohende Gefahr, die hinter mir lauerte. In dunkles Grau gehüllt, rannte ich durch das düstere Dickicht und war dabei darauf erpicht, stets im Schatten der Bäume zu laufen. Kein Tier wagte es, diese Stille zu unterbrechen. Und auch die Sonne schien vergessen zu haben, dass es Zeit für den nächsten Morgen war. Das Laub raschelte unter meinen blanken Füßen und fühlte sich feucht und moosig an. Ein erneuter Schrei ließ meine Nackenhaare aufsteigen und mir eine Träne über die Wange laufen. Ein kurzes Blinzeln, um die umsonst vergossene Träne, die meine Sicht so trübste, los zu werden und schon war es passiert.
Eine unbeugsame Wurzel dachte nicht daran, nachzugeben und so musste ich es tun. Reflexartig wollte ich mich mit meinen Händen auffangen, vergaß aber, dass ich ja etwas gehalten hatte. Mein kleines, wertvolles Bündel fiel zu Boden und rollte von mir hinfort. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, den Dreck aus meinem Gesicht zu wischen. Viel wichtiger war mir, zu ihr zu robben, so leise und geduckt es nur ging. Ein leises schluchzen drang aus dem zusammengeknüllten Haufen Seide. Schnell zock ich es an mich und rettete das knallige Rot aus dem sanften Licht, das so trügerisch aus manchen Ritzen der Baumkronen hervordrang. Ich wiegte es Sachte hin und her und konnte nicht anders, als zu Lächeln. „Dich werden sie nicht bekommen, dass verspreche ich.", sprach ich sanft und blickte in kleine, verträumte Augen. In dem gleichen Grün, dass auch meine Augen besaßen. Umrahmt mit dem gleichen weißen Haaren, die auch mir über die Schulter fielen. Diese unerträgliche Wärme kam von allen Seiten und hüllte den Wald in Hitze und Brandherde. Der Wind war stark und so heiß, dass meine unbedeckte Haut zu glühen begann.

Sie sind hier.

Du versuchst sie zu verstecken, aber das wird nicht funktionieren. So wie ich dich jetzt gefunden habe, so werden die anderen auch sie wieder finden.

Ich hatte es aufgegeben, nach der Herkunft der Stimme zu Suchen. Ich wusste ganz genau, dass es nur ein Trick ist. Die brennenden Bäume knisterten und fingen an, mich zu umringen.

"Du wirst sie niemals finden, in Tausend Jahren nicht!", schrie ich mir die Kehle aus dem Leib. Ich rollte mich nach hinten und wich einen umfallenden, in Flammen stehenden Baum aus. Mit einem lauten Knall, landete er vor meinen Füßen und zerbarsten in mehrere große Teile. Ich presste mein heiliges Bündel fest an mich und fing an noch schneller zu rennen.

Du wirst sie nicht davor bewahren können. Ihr Leben wurde gerettet und eines Tages wird sie die Rechnung begleichen müssen.

Ein tiefes, dunkles Lachen war zu hören. Es drang von allen Seiten in meine Ohren. „Lasst sie in Ruhe! Sie hat ein recht zu leben!", brüllte ich und sprang über einen weiteren brennenden Ast und duckte mich unter einem Tiefhängenden Gestrüpp hindurch.

Sie wird niemals ein normales Leben haben. Sie ist kein normaler Elf. Und du bist Schuld, dass sie kein normaler Elf geworden ist. Ich habe dich hunderte Male gewarnt! Und jeden Tag kamen immer mehrere male dazu. Jetzt bring sie aus dem Krieg hinfort, aber irgendwann muss sie wieder kommen. Und das weißt du selber.

Ich knurrte und blieb abrupt stehen. Ein brennender Baum viel auf Dramatische weiße hinter mir zu Erden. Meine weißen Haare flatterten und auch mein Grauer Mantel tanzte zu dem Lied des Theatralischen Momentes.

„Warum ist liebe so ein Kompliziertes Spiel?" Ich war wütend und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Liebe nicht. Aber der Krieg schon...

Ich liebte ihn noch immer. Mein Herz brannte Lichterloh und verlangte einen letzten Kuss, eine letzte Geste der Zuneigung.

Mit einem dumpfen Laut landete er vor mir. Er legte seine riesigen Schwingen an und schnaubte leicht erschöpft. In der Sänfte der Morgenrote schimmerten seine Schuppen in dem schönsten Rot und machten ihn noch Majestätischer.

Ich werde sie zu mir hohlen lassen, wen die Zeit gekommen ist.

Eine weitere Träne rann mir über meine Wange und tropfte auf mein kleines Bündel. Das kleine Kind nieste, da der Tropfen auf ihrer Nase landete und lachte. Voller liebe strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Sie ist das schönste was ich je gesehen habe.

Ich stemmte mich gegen die enorme Wucht des Windes und schloss die Augen. Als der kurzweilige Sturm sich gelegt hatte, lief ein hoher Elf auf mich zu. Mit den schönsten, blonden Haaren, die ein Elf je hatte. Elegant und dennoch durchaus Anziehend, nach Oben kämmte Haare und über einem Auge lag eine Strähne . Auch wenn seine Haare so durcheinander waren, wie schon lange nicht mehr, war er dennoch die Pure Eleganz.

Langsam lief ich auf ihm zu und beschleunigte stetig. Ein weiterer Baum fiel zu Boden und zündete die Wiese an. Ein weiterer Schrei drang durch den Wald und störte die sonst so penetrante, ruhige Gewalt.

Er nahm mich in den Arm und legte seine Lippen auf meine. Er würde sie beschützen, wenn die Zeit reif ist. Ich würde auf ihn vertrauen müssen.

Eine andere Wahl hatte ich nicht.



Hallo Leute ♡
Vielen Dank für die 1.000 Reads ♡
Und ein Riesen Dankeschön gilt allen, die so fleißig mein Buch lesen *-*
Mein eigentliches Kapitel I war mir zu kindlich, da ich es mit 14 oder so mal geschrieben hatte. Dieses Kapitel gefällt mir deutlich besser.
Ein kleiner Reinschmiss ins Abenteuer ;)
Viel Spaß beim weiterlesen
Eure Taddely

Avaranda - Stadt der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt