Pact

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Er reagierte zuerst gar nicht, nur seine Augen weiteten sich. Aber als ich es ihm dann im Gedanken sagte, ging alles ganz schnell. Er stand auf und schob mich zum Bett. Ich setzte mich und er drückte mich runter bis ich lag, deckte mich zu.
"Wir sprechen später darüber. Jetzt schlaf!"
Schon war er weg.
Verwirrt richtete ich mich auf.

Was war das denn??

Mir war natürlich klar, dass niemand antworten würde.

Toll. Der erste Typ zu dem ich diese 3 Worte sagte, es auch so meinte, ließ mich stehen.

Ich seufzte entnervt und fiel nach hinten in meine Kissen. Schlafen kann ich jetzt sicher nicht. Ich stand auf und Schlich zu der Tür um zu lauschen. Nichts. Ohrenbetäubende Stille.
Ich riss die Tür auf und verfluchte das Knarren, das diese Stille durchschlug wie ein Peitschenknallen. Ich sah mich suchend um. Niemand da. Langsam wurde ich panisch. Ich ging in alle Zimmer, was nicht viele waren:
Das von ihm und Maddies. Zu beiden gehörte ein angrenzendes Badezimmer.
Er war nicht da. Ich stand wieder ratlos in der Küche und atmete ruhig ein und aus um nicht hysterisch herumzurennen. Mein Blick schweifte unruhig im Raum umher und dabei stach mir ein blütenweißes Blatt Papier ins Auge. Ich stützte darauf zu und drehte ihn ungeduldig um.

Lucy,

Ich werde für einige Zeit nicht im Camp sein. Auch nicht in Amerika. Oder sonst wo hier.
Mach dir keine Sorgen.
Ich werde bald zurück sein.
Tue dir bitte selbst einen Gefallen und stelle nichts waghalsiges an.

Such mich nicht!

Fall

Ich schlug entsetzt meine Hände vor den Mund. Das Blatt Papier segelte zu Boden. Sanft. Leise. Alles andere als die Worte darauf. Das Blatt sah auf dem Holzboden so rein und unschuldig aus. Doch es hatte so viel zerstört. Doch ich war nicht der Mensch der still und leise weinte. Nein. Ich kämpfe und dann breche ich oder triumphiere. Ich rannte wie der Wirbelwind zu Holiday und Burnett. Mir war sehr wohl bewusst, dass Tränen meine Wangen benetzten, aber es interessierte mich nicht. Ich musste nur schnell genug sein.

"Er ist weg!!"
Ich hielt einer verschlafenen Holiday den Zettel ins Gesicht. Sie verstand nicht. Doch als Burnett seine Arme um sie legte und sie die nackte Brust ihres Mannes an ihrem Rücken spürte, war sie vollständig wach und sagte:
"Jetzt komm erstmal rein, Lucy!"
Burnett riss sein Gesicht hoch und sah mir ins Gesicht:" Lucy, ist etwas passiert?"
In Gedanken musste ich schmunzeln, denn obwohl er gerade halbnackt mit seiner Frau kuschelte und ich offensichtlich störte, klang seine Stimme schneidend und befehlshaberisch.

Typisch Burnett. In allen Situationen immer der Campleiter.

Ich ging ins Wohnzimmer und ignorierte, dass überall Kerzen waren. Ich zerstörte einen romantischen Abend und das tat mir leid, aber es gab wichtigeres. Ich setzte mich auf das Sofa und zog meine Knie an. Noch nie hatte ich einen so großen Drang Fingernägel zu beißen. Jetzt verstand ich endlich warum alle meinten es beruhigt. Es beruhigte tatsächlich ungemein.
Holiday legte ihre Arme um mich und gurrte beruhigend:" Jetzt erzähl doch erstmal was passiert ist. Und lass das mit deinen Fingernägeln, Schätzchen. Du hast so schöne lange Fingernägel."
Burnett setzte sich uns gegenüber, legte seine Fingerspitzen aneinander, Ellenbogen auf die Knie gestützt und seinen Kopf daraufgelegt. Ruhig, aber wachsam.
Holidays Blick ermunterte mich zu erzählen. Ich verriet ihr alles. Die Worte flossen nur so aus meinen Mund. Burnett war kaum merkbar. Zu guter letzt drückte ich Holiday den Zettel in die Hände. Sie ließ ihn sofort sinken und seufzte:"Er war noch hier,... Bevor er zurückbeordert wurde."

"WAAAAAS???", kreischte ich.
Burnett zuckte zusammen.
"Er wurde in seine Welt zurückbeordert. Die Todesengel schickten ihn zurück. Dort gibt es so Probleme,Lucy. Er ist der einzige der die Welt noch zusammenhält."
"Ich weiß. Das Zeitkontinuum", murmelte ich.
"Woher weißt du davon?", Burnett klang erstaunt.
Ich senkte meinen Kopf und murmelte:" Er hat es mir erzählt."
Burnett und Holiday wechselten einen einvernehmlichen Blick. Ich folgte ihrem Blicken und schließlich stöhnte Burnett auf:
"Na schön, Holiday. Gewonnen. Ich hole ihn."
Holiday tätschelte beruhigend meinen Rücken und die Stelle unter ihrer Hand wurde warm. Ruhe durchfloss mich. Frieden.
"Wie machst du das ?", flüsterte ich.
"Ich bin eine Fee. Es ist meine Begabung", Holiday flüsterte ebenfalls.
Burnett kam wieder zurück. Er hielt mir eine Schachtel entgegen, die aussah wie diese Schatullen in denen man Ringe aufbewahrte.
"Nimm, Lucy. Rowan hat ihn uns vorher gegeben."
Burnetts Stimme klang freundlich, sanft, aber sah, dass er vor Wut kochte.
Ich nahm die Schatulle in meine kleinen Hände und öffnete sie.

Perfect...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt