Hurt

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Ich stand noch immer gerade in einem Handstand und ließ meine Füße nacheinander elegant zu Boden sinken. Ich richtete mich wieder auf und streckte meine Arme noch mal.

Nach 2 Stunden intensivem Schlagen mit Pfählen und Messern taten meine Arme mir ziemlich weh, aber Turnen entspannte mich irgendwie oft. So auch dieses Mal.
Ich dachte lächelnd daran zurück, wie meine Mum mich zum ersten Mal mit 6 Jahren zur Rhythmischen Sportgymnastik Gruppe fuhr, ich aber einfach zu den Turnern lief.
Das war der einzige Sport, den ich wirklich freiwillig betrieb.
Kampfsportarten kamen erst hinzu als ich 8 wurde.
Ich fand es schrecklich, doch nun war ich meinen Eltern wirklich dankbar.
Sie hatten mich bestens auf das hier vorbereitet.

"Wow!"
Ich drehte mich erschrocken um, doch es war nur Klaus.
"Das sah so leicht aus bei dir! Wie lange machst du das schon?"
"Jetzt seit 10 Jahren..."
Klaus nickte bewundernd und betrachtete meinen Körper.
Ich schaute peinlich berührt zu Boden.
"Das ist unglaublich, Lucy. Du bist so zart, so klein. Hast eigentlich kaum Muskeln. Und dennoch kam Damon ins schwitzen."
Ich starrte immer noch auf meine Füße und spürte, wie ich leicht errötete.

Lucy! Ganz ruhig! Es ist nur Klaus!
Gerat nicht so aus dem Häuschen!

Nachdem ich mich selbst geschallt hatte, blickte ich wieder in seine Augen und grinste:
"Angst, dass ich dich besiege ?"
Er ging auf meine Witzelei ein und spottete:
"Du? Ja! Dieses Fliegengewicht ist wirklich sehr beängstigend!"
Um seine Worte zu unterstreichen piekste er mir in die Seite und ich schlug lachend nach ihm.
"Hör auf!!!! Klaus ! Mann ! Ich bin kitzelig!!",
quietschte ich als er anfing mich zu kitzeln.
Ich krümmte mich vor lachen.
Doch innerlich weinte ich.
Ich dachte an Ro.
Dieselbe Situation hatten er und ich schon mal.
Als Cinda und Troy da waren um beim Umzug zu helfen.
Ich erstarrte langsam, aber sicher in Klaus Armen.
Als er merkte, dass ich mich nicht mehr bewegte, ließ er mich ein wenig los und fragte:
"Luz?"
Seine Stimme holte mich in die Realität zurück und ich riss mich grinsend los, lief einige Schritte weg.
Ich drehte mich wieder und rief:" Komm schon! Fang mich doch!"

"Luz!", erklang Damons strenge Stimme,
"Lass das! Genug Pause! Wir machen jetzt weiter."
Ich hörte allerdings das schmunzeln in seiner Stimme und lächelte so immer noch, als er mir befahl mich vor ihm hinzustellen.
"So. Wir probieren uns jetzt im Nahkampf. Keine Waffen."
Ich riss meine Augen weit auf und er sagte genüsslich:"Wir versuchen den anderen auszuschalten. Genickbruch oder ähnliches. Vampire sterben davon nicht."
Ich sah ihn immer noch mit großen Augen an und Klaus durchbrach die Stille:"Damon! Ist das nicht ein wenig zu früh? Sie trainiert erst seit wenigen Stunden."
Damon sah ihn genervt an:"Sie kann Messerwerfen als hätte sie nie was anderes getan. Mit Pfählen umzugehen ist für sie kein Problem. Es geht nicht darum, dass sie eine Zielscheibe trifft. Sie ist klein, sie muss also schnell und zielsicher sein beim schlagen."
Klaus hatte keine Einwürfe mehr;
Damon hatte Recht und das wusste auch ich.

Wir stellten uns voreinander hin, ungefähr ein halber Meter Platz zwischen uns.
Damon machte den Anfang.
Ich wich der Faust, die auf mein Gesicht zielte, ganz knapp aus indem ich meinen Kopf zur Seite riss. Damon ging grinsend wieder in seine Position zurück. Ich schlug offen in sein Gesicht und er blockte den Schlag. So vernachlässigte er seine Deckung und ich rammte ihm mein Knie in die Magengrube. Damon stöhnte und klappte leicht nach vorne. Doch er ließ einfach meine Hände los und zog an meinem Standbein. Ich fiel rücklings auf den Boden und Damon setzte sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich. Er legte seine Hände an meinen Hals und drückte zu, dennoch war ich in der besseren Position um ein Genick zu brechen, da sein Gesicht relativ nahe an meinem war. Ich griff einfach an seinem Hinterkopf in die Haare und zog. Damon sträubte sich gegen meinen festen Griff, aber es zog seinen Kopf immer weiter nach hinten. Schließlich ließ er meinen Hals los und zog mit beiden Händen an meiner. Er kniete nun mehr über mir und so zog ich meine Beine unter seinem Körper hervor und sprang auf. Aberwitzig schnell stand ich hinter ihm und legte meine Hände so an seinen Kopf, dass ich sein Genick brechen konnte. Doch ich stand nicht stabil genug und Damon zog mich einfach nach vorne, sodass er hinter mir kniete. Bevor er allerdings meinen Nacken packen konnte, war ich aufgesprungen und schlug ihm meinen Fuß ins Gesicht. Meine Hände waren angewinkelt vor meinem Körper. Damon schnappte sich einfach meinen Fuß und ruckte fest daran. Ich verlor meine Balance, stürzte dennoch nicht. Das allerdings gab Damon genug Zeit um hinter mich zu springen und seinen einen Arm um meinen Hals zu pressen und mit dem anderen meinen Kopf langsam zu drehen. Zuerst begann ich wie wild an seinem Arm zu zerren. Das brachte nichts; jemand wie Damon scheitert nicht an einem Kampf, weil er wen zu locker festhält. Ich dachte schnell nach, während meine Nackenmuskeln sich bereits schmerzhaft dehnten.
Jetzt!
Da hatte ich seinen Schwachpunkt entdeckt.
Sein gesamter Körper war hinter mir,
bis auf seinen linken Fuß.
Der stand neben meinem Fuß.
Ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und trat fest mit meinem Absatz auf seinen Fuß.
Damon ließ reflexhaft meinen Hals los, presste mich nicht mehr an sich.
Ich rammte meinen Ellenbogen in seinen Bauch und legte meine Hände an seinen Hals.
Meine Finger krallten sich darin fest.
Als ich mich geschmeidig zur Seite drehte und nun hinter ihm stand, zögerte ich nicht.
Ich trat ihm in die Kniekehlen, sodass er vor mir auf die Knie sank, bevor er wusste wie ihm geschah.
Ich riss sein Gesicht grob zur Seite.
Ein lautes Knacken.
Ein ekliges Knirschen.
Damons Körper fiel leblos vor meine Füße.

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