Seeking

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Ich saß im Büro von Holiday und Burnett, nippte an meinem Tee und ließ mich von ihnen mustern. Ro stand hinter mir, seine Hände beruhigend auf meine Schultern gelegt.
Burnett hatte die Fingerspitzen aneinander gelegt, während Holiday nervös auf und ab lief, jedoch wendeten beide ihren Blick nie von mir ab. Sie suchten immer das Mal an meinem Hals, starrten es an, als wollten sie es beschwören zu verschwinden.

Als das nicht aufhörte, verdrehte ich meine Augen genervt und stellte die Teetasse auf den Schreibtisch. Tee war mir ein Gräuel nach der Zeit bei Esparza. Ich legte meinen Zeigefinger leicht an die Teetasse und schloss meine Augen. Das Getränk fing an zu sprudeln und meine Runen leuchteten auf, verbreiteten ein warmes Schimmern.
Ich schlug meine Augen auf und griff zufrieden nach der Tasse, lehnte mich zurück und schlug meine Beine über.
Der herbe, würzige Geruch von Kaffee hing in der Luft.
Ich schlürfte an meinem Cappuccino und linste über den Tassenrand.

Als ich die schockierten Blicke nicht mehr aushielt, seufzte ich genervt:"Ach kommt schon! Ihr wisst, dass ich das kann. Meine Fähigkeiten veränderten sich nicht, nur weil jetzt Engelsblut in mir fließt. Die Hunter Fähigkeiten machen mich stärker.
Nicht schwächer."
Burnett tippte nun nervös mit seinen Fingerspitzen auf die Tischplatte und meinte:"Allerdings wissen wir auch nicht welche Auswirkungen es noch hat."
"Du meinst, ob es mich zu mächtig macht und ich euch alle umbringen werde?"
Holiday zuckte zusammen und ich fuhr fort:"Nicht vergessen: Ihr seht mir die ganze Zeit in die Augen. Ich sehe deutlich, was ihr denkt."
Es brachte mich leicht zum schmunzeln, doch Ro zischte mir zu:"Treib es nicht zu weit, Luce."
Ich verdrehte meine Augen erneut, setzte aber dann die Tasse auf dem Tisch ab und sprach weiter:"Also, ihr wisst alle nicht wie stark Ricardo eigentlich ist. Aber ich habe es gesehen. Er ist im Grunde nur der Gegenpart zu mir. Ich bin mir sicher, dass in ihm auch Shadowhunter Blut fließt, nur hat er es noch nicht entdeckt, was wirklich verwunderlich ist."
"Was meinst du denn damit?", fragte Holiday besorgt.
"Wenn ihr wollt, zeige ich es euch."

"Es tut auch gar nicht weh. Versprochen", schob ich nach als sie zauderten.
Holiday nahm sich schließlich den Mut und straffte die Schultern.
"Was sollen wir machen, Lucy?"
"Oh. Ähm. Ihr müsst nichts tun, außer gut hinzusehen."
Jetzt waren sie wirklich verwirrt und ich wandte mich hilfesuchend an Ro:"Erklär du es ihnen!"
Ro erhob sich geschmeidig vom Boden auf den er derweil ein Pentagramm gezeichnet hat.

"Luce hat es ja eben schon erklärt. Mit jeder magischen Handlung steigen ihre Fähigkeiten, erweitern sich. Und das macht sich sichtbar. In den Runen. In ihrer Schnelligkeit. Ihre Gedankenmanipulation."
"Ja. Genau", sagte ich schnell bevor er das Ehepaar noch weiter verängstigte,"Ich werde es gezielt darauf abrichten, dass es sich sichtbar zeigt. Was auch der Fall sein wird, da das Shadowhunter Gen erst anfängt zu wachsen."
"Aber ich verstehe nicht..."
"Ich weiß. Vertraue mir, James Burnett. Du wirst es verstehen."
Er nickte mir kurz ehrfürchtig zu und trat dann zu seiner Frau.

Nun standen nur noch Ro und ich im Pentagramm, dicht voreinander, umklammerten die Hände des jeweils anderen.

Vertraust du mir, Rowan?

Ja, Luce.

Ich weiß... Ich weiß nicht, ob es funktioniert.

Ganz ruhig. Es wird klappen. Ich habe die Bilder in deinem Kopf gesehen. Es wird funktionieren.

Er lächelte mir aufmunternd zu und legte unsere verschränkten Hände an seine Brust. Ich lehnte meine Stirn an seine und schloss meine Augen.

Eine Zeit lang hörte man nur unser Atmen. Sah, wie Staub aufgewirbelt wurde.
Spürte, dass etwas vorging.
In den Schichten der Realität.
Doch ich, ich nahm es ganz anders war.

Perfect...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt