Election

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"Wähle."

Ich blicke mich entgeistert um.
Nichts was mir bekannt vorkommt.
Ich stehe in einem Wald.
Einem, wie ich noch nie gesehen habe.
Die Bäume sind an die 120 Meter hoch.
Grüner als alles.
Lebendiger als alles.
Ich bin so aberwitzig klein und unbedeutend zu diesem endlosen Wald.
Es ist merkwürdig.
Es ist so ruhig.
Zu ruhig.
Nur das Rauschen der Blätter raunt,
wispert.
Meine Sinne schärfen sich.
Ich weiß, es ist ein Traum.
Doch ich weiß auch, diesen Ort gibt es.
Nur nicht hier.
Nicht jetzt.

Ich versuche die Stimme, die zu mir sprach ausfindig zu machen.
Doch da ist nichts.
Nur unendlicher Wald.
Ich schleiche einige Schritte nach vorne.
Kein Unterschied.
Bewege ich mich überhaupt von der Stelle?
Ich sehe mich erneut um.
Was ist das nur?
Ohne Zweifel: Es ist wunderschön.
Es erinnert mich an meinen Traum.
Den ersten gewandelten Traum.
Es war dieselbe Atmosphäre wie jetzt.
Nur nicht so still.
Diese Ruhe vor dem Sturm.

"Wähle."
Ich wirbele herum.
Doch da steht niemand.
Diese Stimme kommt von überall und nirgends.
Sie klingt alt. Uralt.
Älter als die Welt.
Mächtig. Zu mächtig.
Aufmerksam huscht mein Blick über den Wald.
Nun ist nichts mehr zu hören.
Nur der Nachhall dieser Stimme.
Ich gehe langsam in Kampfhaltung, fühle mich bedrängt. Als würde mich von allen Seiten etwas zu erreichen versuchen.
Hände, die nach mir greifen.
Klauen, die nach mir schnappen.
Krallen, die mich streifen
Die Luft ist so lebendig.

"Wähle!"
Dieses Mal ist es eindringlicher und mir wird eins klar:
Ich komme hier nicht weg. Es war weder mein Traum noch meine Vision.
Frustriert rufe ich:"Was wählen? Hier ist nichts! Bis auf eine merkwürdige Luft!"
Sofort verschwindet das bedrängende Gefühl und man hört das Zischeln die Baumwipfeln erklimmen.
Kann es wirklich sein...?
Kann es sein, dass das, was es auch war, wirklich... lebt..?

Ich bekomme es mit der Angst zu tun. Denn das, das war sehr viel mächtiger als ich.
Ich gehe langsam rückwärts, schiebe meine Füße über den Boden.
Erreiche ich diesen Baum, dann werde ich rennen.
Rennen, so weit ich kann.
Wohin es mich auch führt.
Ich werde laufen.
Denn gejagt wird hier nur eine Person.
Und das bin ich.

Mein Rücken stößt gegen den Baum und ich drehe mich gerade um zu rennen. Zu fliehen. Um das vorgegebene Spiel zu spielen.
Hier bin ich die Maus.

"Wähle."
Ich spüre die Präsenz direkt an meinem Rücken. Es reizt mich. Es ist verlockend.
So drehe ich mich augenblicklich wieder zurück.
Nichts.
Außer 2 Säulen.
Ich bin sofort bei einer der Säulen.

Stein. Massiv.
Eine hüfthohe Säule, oben eine runde Erhebung.
Perfekt ausbalanciert liegt je Säule eine Sache darauf.
Wofür muss ich nur wählen...?

"Wähle!"
Die Stimme klingt wie ein Donnerschlag.
Tief. Wütend. Befehlend.
Ich wiege meine Möglichkeiten blitzschnell ab und greife nach beiden Dingen.

Silbermesser.
Holzpfahl.

Ein Lachen ertönte.
Es ist das grausamste Geräusch, das ich je gehört habe.
Scheppernd. Irre. Rasend. Geschlagen.
"Gieriges Kindchen. Gut."
Die Stimme verklingt leise.
"Ich hoffe, du überlebst."
Sie ist weg.
Ich bin allein.
Doch nicht für lange.

Perfect...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt