Dream

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• 2 Wochen später •

"Sag ja oder ich ramme dir meinen Pfahl schneller als du denken kannst ins Herz!"
Die Finger meiner linken Hand zuckten und der Chef dieser lächerlichen Gang röchelte noch mehr. Er griff sich an den Hals, aber es half nichts.
Ich bin die Witch.
Ich brauche nicht meine Hand um jemanden zu erwürgen.
Meine Rechte schwebte über meinem Oberschenkelgurt.
Über einem der kleinen Wurfpfähle.

Meine Hände zuckten und ich zischte genervt:
"Ich hab noch zu tun."
Meine linke Hand krümmte sich langsam zu einer Faust.
Meine Augen blitzten kalt und meine Wunschkristalle glühten dunkel auf.
Das war nun die 13 Gang in 14 Tagen.
Es war so leicht.
Der Mann röchelte noch mehr und dann kam das, worauf ich wartete.
Ein schwaches nicken.
Ich öffnete meine Hand ruckartig wieder und der Werwolf fiel zu Boden.
Es war immer das gleiche.
So schwach.
So erbärmlich.
"Ihr hört von uns!"
Meine Männer und ich verschwanden.

"Sehr gut, Lucy."
Wie ich seine Stimme verabscheute.
Doch ich war eine Spielerin.
Eine Lügnerin.
Ich war gut darin.
So lächelte ich strahlend und sagte:"Ricardo."
Neigte meinen Kopf kurz und blickte wieder auf.
Er nickte hoheitsvoll und entließ mich.
Er war zufrieden als ich ihm vom Einsatz berichtete.
Er war immer zufrieden.
Ich verfehlte mein Ziel nie.
Jede Gang fiel.
Sie wurden geknechtet.
Unterworfen.
Sie waren schwach.
Zu schwach,
um sich zu wehren.
Jeder einzelne setzte sein Leben über seine Leute.
Jeder setzte Leben über Verderbnis.
Sie wussten alle,
ich würde jeden töten, der sich weigert.
Sie hatten es gelernt.
In diesen 2 Wochen begann ich 8 Morde.
Dréor war der erste.
Vivian die letzte.
Meine Gefühle auf ein Minimum gedimmt,
Mein Verstand klar und präzise,
war ich die perfekte Möglichkeit.
Die perfekte Mörderin.
Ich war ein Stern.
Klar.
Kalt.
Alleine.
Dennoch stark.

Ich kam endlich in meinem Zimmer an, erlaubte mir zu fühlen.
Zu leiden.
Zu brechen.
Ich sank auf meine Knie und weinte.
Ich weinte um mich.
Um die Menschen, die ich tötete.
Um den Schmerz erträglicher zu machen.
Ich schluchzte laut auf.
Es klang hart, als würde ich es mir nicht erlauben, loszulassen.
Ich fragte mich, was aus mir wurde.
Was sie aus mir machten.
Aus meinen Hoffnungen.
Träumen.

Wer war ich?

Ich war Lucy.
Eine Quälerin.
Zerstörerin.
Eine Mörderin.
Doch war ich das wirklich?

Ich stand immer wieder auf.
Bereit zu kämpfen.
Zu verraten.
Für was ?
Für Leben.
Für Welten.
Für Rowan.
Während andere auf den Tod setzten, setzte ich für Leben.
Ich würde es schaffen.
Ich muss.

Ich atmete einige Male tief durch und stand dann auf. Ich ging zu dem Spiegel und betrachtete mich.
Ich bin dünn geworden.
Es ließ mich noch zarter wirken.
Meine Haare waren offen über meine Schultern gelegt.
Ein starker Kontrast zu meiner hellen Haut.
Ich fuhr mir über meine Wange.
Wie stark meine Wangenknochen doch herausstachen.
Wie weiß meine Haut im Vergleich zu meinen dunklen Haaren wirkte.
Wie filigran meine Runen sanft, silbern schimmerten.
Wie unschuldig ich wirkte.

Ich fing leicht an zu frösteln als ich an meine Morde dachte.
Doch es warf mich nicht um.
Nicht mehr.
Ich war bereit so viel mehr schreckliches zu tun, nur damit andere überlebten.
Andere, Helden sein konnten.
Ich war der Bösewicht,
aber das war okay.
Alles hatte seinen Preis.
Diesmal war ich diejenige, die zahlen würde.

Ich lief zum Trainingsraum.
Ich marschierte zielgerichtet zur dritten Tür rechts.
Waffenkammer.
Mit kleineren Waffen konnte ich nahezu perfekt umgehen.
Wurfmesser.
Shuriken.
Dolche.
Pfähle.
All das bereitete mir keine Probleme.
Doch Schwerter oder Speere waren eine ganz andere Welt für mich.
Ich sah mich kurz um und entschied mich für ein Set aus Shuriken.
Es beruhigte mich diese Dinge in der Hand zu halten.
Ich musste präzise sein.
Mich konzentrieren.
Das lenkte mich vom Schmerz ab.
Ich konnte meine Gefühle nicht abstellen.
Nicht mehr.
Es kostete mich zu viel Energie.
An und aus.
Ich musste mich entscheiden.
An oder aus.
Ich wählte das richtige.
Doch es machte mich schwach.
Schwächer, als ich ohnehin schon war.
Meine Energie wurde nur von dem genährt was ich meinem Essen und Licht, Wärme, Feuer entzog.
Ich hexte nicht viel, dennoch zehrte es an mir.
Ich begann meine Lebensenergie zu verwenden.
Es schwächte mich mehr.
Ich magerte ab.
War stark.
Nur für Momente.
Ich brauchte Blut.
Ich brauchte Ro.
Doch es wäre Wunschdenken, dass er kommen würde.
Ein Traum.
Eine Fantasie.
Er war weg.

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