Awakening

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Ich seufzte, blickte hoch, in seine Augen.

Scheiße!

Aber dann tat ich es doch.
Ich war schneller als jeder andere.

Schon knallte mein Rücken gegen den Zaun und meine Finger waren fest in Ro's Kragen vergraben. Meine Lippen lagen auf seinen.
Ich spürte, wie überrascht er war.
Wie überrumpelt er war.
Doch dann legte er seine Arme um mich und drückte mich fester gegen den Zaun, presste seine Lippen auf meine offenen. Seine Zunge fuhr meine Unterlippe entlang.
Langsam.
Fragend.
Ich gewährte als ich mich noch dichter an ihn drückte.
Meine Hände schoben sich langsam in seinen Nacken, zu seiner Kette. Seine Hand lag in meiner Kniekehle, hob mein Bein an. Ich wurde noch enger an ihn gepresst und stand nun weiter weg von der Wand.
Als meine Finger seine Kette berührten, erwachte ich.
Meine Gedanken kreisten nicht mehr wild.
Nein.
Sie waren auf einen Punkt gerichtet.
Ihn.
Jede Faser meines Körpers wollte ihm nahe sein.
Noch näher als bereits.
Ro und ich stöhnten gleichzeitig auf.
Nun legte ich beide Hände auf die Kette und ließ sie daran entlang gleiten.
Seine Hände fuhren über meinen Körper.
Er.
Nur daran dachte ich.
Nicht an die Gefahr.
Die Dummheit.
Nur an ihn.
Und an mich.
Wer ich war.
Wirklich war.
Ich erinnerte mich.
Erwachte.

Ich schob ihn leicht weg, da ich hörte wie sich ein Wächter von der anderen Seite des Zauns her näherte. Rundgang. Ich blickte ihn kurz an und schon waren wir 2 Straßen weiter weg. Ich blickte mich kurz verwirrt um.
"An diese Schnelligkeit werde ich mich nie gewöhnen", grinste Ro und fuhr sich verlegen durch die Haare.
Ich nickte:"Daran dachte ich auch gerade."
Ich atmete tief durch.
"Also..es tut mir so leid.." "Mir tut es leid .." "Ich.." "Wir.."
Wir hielten inne und prusteten los. Wir hatten gleichzeitig angefangen zu reden. Ich blickte ihn fasziniert an.
"Was ist ...?"
"Oh. Sorry. Du hast nur so ein schönes Lachen. Und ähh.. Du hast da was."
Ich wischte ihm vorsichtig einen kleinen Fleck von meinem Lippenstift weg und bevor ich meine Hand sinken lassen konnte, griff Rowan nach dieser.
"Bereust du das gerade eben?", murmelte er leise und küsste meine Handfläche.
Ich legte meine Fingerspitzen an seine Wange.
"Nein."
Nach dieser Antwort senkte ich verlegen meinen Blick.

Ich spürte wie etwas kaltes nach mir griff.
Nach meinem Herzen.
Verunsichert griff ich nach Ro und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Er legte seine Arme sanft um mich, verängstigt, besorgt.
"Was ist, Luce ?"
Ich zeigte ihm das Gefühl.
Dieses Dunkle, Kalte.
Wie es mein Herz umgriff.
Mich verschlang.
Auslöschte.
Nicht gleich.
Nein.
Stück für Stück.
Tag für Tag.
Minute für Minute.
Eine nagende Finsternis.
Angst.
Sie wartete.
Nur auf mich.
Leben für Leben nahm sie.
Sie würde mich holen.
Doch sie hatte Geduld.
Sie kam langsam.
Ließ glauben, es gäbe Hoffnung.
Ließ glauben, man könne fliehen.
Doch dann kommt der Moment.
Der Moment des Erwachens.
Dieser Moment, in dem man realisiert, dass der Alptraum wahr wurde.
Real.

"Was war das?", fragte ich verstört und wollte Ro gar nicht loslassen. Ich zitterte.
Ro atmete noch einige Male flach ein und aus. Dann flüsterte er schnell und eindringlich:"Du musst so schnell wie möglich ins Camp zurück, Luce. Es beginnt."

"Was?? Rede mit mir! Was beginnt ??"
Ich zitterte noch ein letztes Mal.
Doch mit der Wut verschwand dieses Gefühl.
"Nein. Nicht, Luce. Nicht wütend werden."
Ro drückte mich fest an sich.
Ich beruhigte mich schnell wieder, als ich bemerkte, dass er wirklich und aufrichtig besorgt war. Ich schmiegte mich an ihn.
Das Gefühl war weg. Für den Moment.

Er atmete noch mal tief durch und sagte dann:
"Jetzt komm! Du hasst mich nicht! Ich dich auch nicht! Lass uns shoppen gehen!"
Meine Miene hellte sich sofort auf, als er das sagte. Ich befreite mich umständlich aus seiner Umklammerung und griff nach seiner Hand.
Ich hüpfte leicht auf und ab und ging einige Schritte.
Er stolperte mir hinterher und lachte:"Warte!"
"Nein!!"
Er ging dazu über seine Fähigkeiten zu nutzen und plötzlich stand er neben mir, legte seinen Arm um mich.
"Oh, ja. Ich liebe es."
Ich schmunzelte über seinen Ton, legte meine Arme um ihn und legte meinen Kopf an seine Schulter.
"So... Was brauchen wir jetzt..? Du hast Kleidung im Camp und ja, das weiß ich, weil ich deinen Kleiderschrank gesehen hab.
Als ich dich suchte. Und du weg warst.
Vergessen wir das. Du brauchst eine Jacke, Pulli, Jeans und ...?"
"Eigentlich nicht mehr."
"Super. Mehr für mich", grinste ich.
"Oh, duuu!!!"
Ich hob nur meine Augenbrauen und zuckte mit den Schultern, während ich weiterhin spitzbübisch grinste.

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