THREE
Nervös betrachtete ich den Spiegel mir gegenüber.
Die kleine Frau, die ich sah, sah sich selbst kritisch an, während sie an ihrem T-Shirt herumspielte. Ihre vollen Augenbrauen passten nicht zu den kleinen braunen Augen und schmalen Lippen, doch trotzdem schien alles an der richtigen Stelle, wenn man in ihr Gesicht blickte. Die langen braunen Haare, die mehrere gefärbte blonde Strähnen hatten und in leichten Wellen hinab fielen betonten dies.
Als ihre Augen zu ihren Hüften wanderten schnaubte sie unzufrieden. Andere würden das, was sie sah als Kurven beschreiben, vielleicht ein bisschen mehr als bei dünnen Menschen, doch das war das, was sie von einem Kind unterschied.
Das war das, was mich von einem Kind unterschied, denn ich war die Frau in dem Spiegel.
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Ein zögerliches räuspern von weiter hinten ließ mich aufschrecken. Mein Blick, der eben noch meinem Spiegelbild gewidmet war schwand und ich drehte mich hastig um, um eine nicht erwartende Person zu sehen.
Meine Gedanken schweiften sofort zur letzten Woche ab und ich erinnerte mich, dass mir das angekündigt wurde.
Yoongi hat mich eben angesprochen und gefragt, ob er ein paar Sachen verändern darf, natürlich in Zusammenarbeit mit dir.
Und jetzt stand er hier, in einer schwarzen Jogginghose und einem weißen Pullover. Seine Haare waren total zerzaust und trotzdem fand ich, dass dieser Look ihm stand. Auch wenn ich ihn sonst nur aufgebrezelt und mit viel zu viel Eyeliner gesehen habe, könnte er jetzt genauso auf die Bühne gehen.
Ich überraschte mich selber, indem ich ein paar Schritte auf ihn zu ging und mich leicht verbeugte und es überraschte mich noch mehr, als ich ihn ohne das meine Stimme zitterte ansprach:" Du musst wohl wegen den Liedern hier sein."
Er nickte kurz, eine Welle von Verwirrung schien in seinen Augen zu stehen, doch er ließ sich nichts anmerken und trat endgültig in das Tonstudio, ohne die Tür zuzumachen.
Es dauerte eine Weile bis wir uns an einen der Tische setzten, hauptsächlich wegen mir, da ich nicht wusste, wie ich mit ihm reden und umgehen sollte, doch als wir saßen und ich ihm die ganzen Blätter voller Liedtexte zeigte schien es, als ob wir die gleiche Sprache sprechen würden.
Musik war immer schon etwas, dass mich mit anderen Menschen verbunden hatte. Ich war keine sehr offene Person, jedoch war ich auch nicht jemand, der alles für sich behielt. Etwas tollpatschig und desorientiert, doch das war das, was mich ausmachte.
Eine andere Fähigkeit war, dass mir Personen aus dem Weg gingen. Ich weiß nicht, ob es an meinem ständigen Gesumme lag oder an der Tatsache, dass ich überall wohin ich hinging etwas verursachte, doch es gab nicht viele, die mit mir auskamen.
Umso mehr erleichterte es mich, als Yoongi konzentriert auf die ganzen Blätter sah -mit einem Stift zwischen den Zähnen- und keinen Anschein machte, mich unsympathisch zu finden. Ganz im Gegenteil, er schaute sich meine Arbeit an und es schien ihm zu gefallen.
„Ich finde hier muss was langsames rein", erwähnt er einmal als er wir gerade dabei waren passende Hintergrundmelodien zu finden. Ich nickte ihm stimmend zu und markierte die Zeilenstelle, die er meinte.
„Pink? Dein Ernst?", fragte er mich, als er sah was ich für eine Farbe benutzte. Seine Mundwinkel zogen sich nach oben und er legte seinen Stift beiseite, um sich durch seine Haare zu fahren.
„Das ist nicht pink! Es ist rosa!", verteidigte ich mich und wurde verlegen. Meine Gedanken fingen an zu rasen und als sein kleines Lächeln zu einem Grinsen wurde musste ich auch lächeln.
Jedoch verschwand dieses Grinsen genausoschnell wie es gekommen war und ein trüber Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Das würde Jin auch sagen", murmelte er vor sich hin und ich stellte mir den Ältesten der Gruppe vor. Wie ich ihn oft gesehen hatte, als er ein paar Mal an mir vorbeigerannt war und Personen hinter geschrienen hat. Irgendetwas das wie ‚Park Jimin zieh sofort dein Top wieder an' oder ‚Jungkook hör auf Taehyung mit dem Baseballschläger zu hauen' geklungen hat.
Jedes Mal als das passiert war, konnte ich nicht anders als zu lachen, doch gleichzeitig bewunderte ich ihn, da nicht jeder so viel Geduld und Durchhaltevermögen hat.
Als ich meinen Kopf schüttelte, um mich wieder konzentrieren zu können sah ich, dass Yoongis Stirnrunzeln noch immer anhielt und seine Augen wieder Verwirrung wiederspiegelten. Ich beobachtete wie er seufzte und seinen Stuhl nach hinten schob, um aufzustehen.
„Ich finde es reicht für heute", sagte er leise und ich beobachtete seine Bewegungen. Wie er auf seiner Lippe herum kaute und seine Augen sich für einen Moment schlossen und das der schönste Anblick seit langem war.
Dann schlug er sie wieder auf und gab mir ein kleines Dankendes Lächeln, drehte sich um und lief zu der Tür. Mit einer schnellen Bewegung öffnete er diese und trat hinaus in den Flur.
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rainy days | m.yg
Fanfiction...doch regnerische Tage zogen sie schon immer an; genauso wie Min Yoongi.