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FIFTEEN

Sie wussten nicht wieso sie hier waren.

Das ganze Lachen; die ganzen hochgezogenen Mundwinkel;

Sie hatten keine Ahnung was passiert war, was ich gemacht habe.

Wie denn auch.

Sie hatten keinen Zugang zum Internet, ihre Smartphones wurden konfisziert und die letzte Woche hatten sie keinen einzigen Fan zu Gesicht bekommen.

Natürlich hatten sie keine Ahnung.

Deswegen waren sie auch so fröhlich.

Das leise Gekicher und die gute Laune konnte man schon förmlich spüren, als sie mir entgegen kamen.

Mit langen großen Schritten liefen sie den Flur entlang, kamen mir immer näher, bis sie schließlich zum Halt kamen.

Sie dachten, es wäre eine gute Sache das BigHit Gebäude wieder zu betreten; dachten wahrscheinlich, dass sie nun endlich weiter trainieren konnten, doch ich wusste genau, dass das nicht der Fall war.

Sie waren hier, weil ich einen Fehler begangen habe.

Und jedes Mal, wenn ich ihr fröhliches Lachen hörte, wurde mir das vor Augen geführt.

-

„MiRae?" Hoseoks Frage kam unerwartet, ließ mich scharf einatmen.

Sie hatten mich seit dem sie um die Ecke gebogen waren gesehen, weswegen ich verwirrt war, warum er auf mich so überrascht hinabblickte.

Meine Hände fanden wie von selber meinen Hals, kratzten an der rauen Haut und ich versuchte eine passende Antwort zu finden.

Was ich jedoch nicht brauchte.

Ein großes Grinsen zog sich Sekunden später über sein Gesicht und er klopfte mir auf die Schulter. „Lässt du dich von allen so verarschen?"

Ich sah das Funkeln in seinen Augen, wie glücklich er war und alles zog sich in mir zusammen.

Die Tatsache, dass er ganz normal mit mir redete, mich quasi wie jemanden behandelte, den er schon lange kannte, machte es nicht besser.

Im Gegenteil, meine Finger verschwanden in meiner Jacke, bildeten sich zu Fäusten und ich schaute auf den Boden, versuchte die ganzen Gespräche, die um mich herum stattfanden zu ignorieren.

Doch ein weiteres Schulternklopfen ließ mich zwar nicht aufzucken - durch die vielen Personen um mich herum war es klar, dass es vielleicht zu Körperkontakt kommen würde - doch ich konnte die Person vor mir nicht einfach ignorieren, schließlich wäre das unhöflich.

Weswegen ich den Versuch wagte diese Situation zu klären oder zu erklären.

Ich stellte mich aufrecht hin; war kurz davor meinen Mund aufzumachen, doch wurde unterbrochen.

Sein Lächeln und die weißen Zähne brachten mich aus der Bahn.

Zum Schluss war er es, der mit dem Reden begann.

„Was machst du hier? Wurdest du auch von Bang Sihyuk-nim in das Büro gerufen?", ertönte seine Stimme. Kleine Lachfalten bildete sich unter seinen Augen und ich verstand warum Yoongi das Gefühl hatte auf ihn aufpassen zu müssen.

„I-Ich...Ich...ja, nein...ja...nein", schüttelte ich meinen Kopf, während ich gleichzeitig beobachtete wie Jungkooks Augenbrauen sich zusammen zogen, doch sein Lächeln blieb.

„Es ist schwer zu erklären", sagte ich daraufhin und sah Verständnis in seinen Augen aufblitzen und dankte ihm innerlich, dass er nicht weiternachharkte.

„Wir wurden aufjedenfall heute angerufen", versicherte er mir, „Naja nicht wir, aber unser Manager."

Ich beobachtete wie sich seine Körperhaltung änderte und er vor Freude seine Schultern hob und sich deswegen seine Muskeln um seine Jeansjacke spannten.

Nicht zu glauben, dass er jünger als ich ist, dachte ich mir und versuchte seinen Worten zu Folgen, schließlich lenkte er mich ab.

„Wir wissen nicht genau, was das zu bedeuten hat. Yoongi-hyung hat gesagt, dass wir uns nicht zu Früh freuen sollen, aber ich glaube es heißt was Gutes!"

Das war es mit der Ablenkung.

Doch ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.

Die Tränen, die mir in die Augen traten versuchte ich zu ignorieren.

Stattdessen blinzelte ich sie weg und zwang mir selber ein Lächeln auf. Es sah wahrscheinlich 10 Mal schlechter als Jungkooks atemberaubendes Killer Grinsen aus, doch es wirkte.

Der schwarzhaarige nickte mir ermutigend zu und wendete sich danach zu Jimin. Beide fingen sofort an über irgendwelche unnötigen Dinge zu reden und ich merkte, wie sehr ich das vermisst hatte.

Diese Gelassenheit unter ihnen alle, keine Anspannungen und Zweifel. Einfach nur Gelassenheit.

Das würde sich ändern, sobald sie die Wahrheit erfahren.

Meine Atmung beschleunigte sich und alles fing an sich zu drehen. Meine Beine wurden weich und ich fragte mich, warum es so lange dauerte bis wir in das verdammte Büro hineingerufen wurden.

„Rae?"

Ein weiterer Schauer jagte meinen Rücken hinunter.

Ich wusste nicht genau warum es passierte.

Weil ich noch immer kaum den Boden unter meinen Füßen spürte oder weil er meinen Namen so sanft aussprach.

„Du weißt warum wir hier sind, nicht wahr?", fragte er.

Ich nickte; das war das Einzige das ich tat.

Meine Gedanken sprangen zurück, erinnerten sich an den Kuss, an meine Lippen gegen seine und Wärme schoss in meine Wangen.

Alles wurde schummriger und ich spürte wie meine Beine zusammenknickten.

„Hey, hey, vorsichtig!", sagte jemand, nicht Yoongi, als ich nach hinten stolperte.

Doch es waren seine Arme, die nach mir griffen und mich hochhievten.

Er war es, der die Wahrheit wissen wollte.

Als ich diesmal sicher auf den Beinen stand öffnete ich meinen Mund, um mit der Wahrheit rauszurücken.

Ich habe euer Album veröffentlicht.

5 einfache Worte, die sie niemals von mir zu hören bekommen haben, da der Boss sie in ihr Büro hineinrief.


rainy days | m.ygWo Geschichten leben. Entdecke jetzt