rainy days | m.yg

4

FOUR

Meine Absätze hallten durch den ganzen Flur, als ich den Gang entlanglief, doch ich nahm sie kaum war, da meine Gedanken auf was ganz anderes fixiert waren.

Die Ersten beiden Tage war ich nervös gewesen, vielleicht würde er genauso wie gestern aus dem nichts auftauchen und wir würden weiter an den Noten arbeiten, hattee ich gedacht.

Den dritten Tag war ich etwas enttäuscht: Natürlich würde er nicht mehr kommen, ich hatte ihn wahrscheinlich doch vergrault.

Den vierten Tag war ich wieder hoffnungsvoll: Sie haben so viel zu tun, er steckt wahrscheinlich im Tanzstudio fest.

Und jetzt, jetzt wollte ich mich einfach dafür selber schlagen. Klar, er war attraktiv und ja, ich fand sein Wissen über Musik sexy, doch ich verstand nicht wieso ich an ihm so hing.

Wahrscheinlich, weil er mir schon früher aufgefallen war. Ich erinnerte mich an den Ersten Tag an dem ich ihn gesehen hatte. Als er noch seine Naturhaarfarbe trug und die leichten Locken nicht jeden Tag geglättet wurden.

Ich wusste noch genau, wie er mit Jin an der Tür gestanden hat, als ich in den Raum gekommen bin und mir sofort sein gut aussehendes Gesicht aufgefallen war und-

Ruckartig schüttelte ich meinen Kopf. Hab ich mir nicht versprochen nicht mehr an ihn zu denken?

Ich kam an einer Tür an, naja an einem Türrahmen, da die eigentliche Tür schon lange nicht mehr hier stand und wendete meinen Blick in den dazugehörigen Raum.

Das war auch eine der Sachen über die ich nachgedacht habe, als ich auf dem Weg hierher war. Wie würde ich mich das nächste Mal in seiner Nähe verhalten?

Denn ich lag mit meiner Vermutung nicht falsch. Seine grünen Haare stachen sofort aus der Menge tanzender Personen heraus, als mein Blick in dem leeren Raum herumschwirrte. Er steckte im Tanzstudio fest.

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„Rae!" Meine Aufmerksamkeit wurde von Soohyun in Anspruch genommen. Er lief mit langen, eleganten Schritten auf mich zu und wuschelte mir durch die Haare. „Dein Ernst?", murmelte ich ihm entgegen und schüttelte meinen Kopf.

„Ich habe gehört du brauchst ein paar neue Tracks", sagte ich, als er mich hinter sich her zog und sich an das Mischpult stellte. Er nickte einmal kurz und drückte auf einen der vielen Knöpfe. Die Musik ging sofort aus und ich hörte von weiter vorne Geseufzte.

„Sind wir endlich fertig?", fragte ein verschwitzter Jungkook, während er sich auf den Boden fallen ließ und seine Hände streckte.

Soohyun entschied sich ihn zu ignorieren, weil er gerade dabei war den USB Stick, den ich ihm vor einer Minute gegeben habe an die Anlage anzuschließen.

Als er die Playlist schließlich öffnete und seine Augen die einzelnen Lieder scannten beschloss ich mich um zu drehen und mich zu verbeugen.

„Hallo", begrüßte ich die Meute, die Müde auf dem Boden lag und sich entspannte. Ich bekam ein paar nicht sehr enthusiastischen ‚Hallos' zurück und als ich schließlich auch ignoriert wurde wendete ich mich wieder Soohyun, dem Choreographen zu.

„Die sind richtig gut!", lachte er, als seine großen Kopfhörer auf seinen Ohren saßen und er sich anscheinend die Playlist in einem Schnelldurchlauf anhörte.

„Hast du das gesungen?", fragte er mich und deutete auf einen Titel. Etwas schüchtern nickte ich und ein schelmisches Grinsen zog sich über seine Wangen. „Wage es nicht, Kim Soohyun!", warnte ich ihn, doch er ließ sich nicht stören. Seine Finger huschten über die ganzen Regler und als ich mich Versah dröhnte das Lied, mein Lied, durch die ganze Stereoanlage.

„Idiot", keifte ich, doch er drehte sich von mir Weg und marschierte auf die Horde liegender Jungen zu.

„Sag nicht, dass wir schon wieder Girlgroup Tänze üben werden", jammerte Jungkook und ich verkneifte mir ein Lachen. „Tu nicht so, als ob es dir nicht gefallen würde!", bekam er von JHope zurück.

Eine Weile war Stille und alle hörten nur der Melodie und meiner Stimme zu.

„Das ist richtig gut", kommentierte Namjoon schließlich und ich sah Interesse in seinen Augen aufflickern. Soohyun saß schon inzwischen bei ihnen und ich stand noch immer, wie angewurzelt, am Mischpult. „Das ist von Rae", kommentierte er und ich beobachtete wie ein Kopf hochschoss: „Echt?"

Es war Yoongi.

„Ich hab sie gebeten mir ein paar neue Songs rüberzubringen, irgendwann mal muss ich ja die Privilegien eines Choreographen ausnutzen", sagte er und Taehyung lachte über seinen ‚Witz'.

„Und das hast du wirklich selber gesungen?", harkte Yoongi nach und ich merkte, wie er mich musterte.

Noch immer nicht mit dieser ganzen Aufmerksamkeit klarkommend nickte ich und betete, dass ich nicht rot wurde. „Und geschrieben und produziert!", warf Soohyun ein und ich schwöre, hätte niemand zugesehen, hätte ich ihm eine rein gehauen.

„Nicht schlecht", gab Namjoon von sich und widmete seine Aufmerksamkeit Jin, der ihm etwas ins Ohr flüsterte.

Ich spürte noch immer Yoongis Augen auf mir, weswegen ich ihn auch ins Visier nahm und er daraufhin seine Augen schloss und sich wieder zurücklehnte.

Als das Lied endlich vorbei war stand Soohyun auf und entfernte den Staub von seinen Jeans. „Ich glaube wir sollten weitermachen!"

Ein lautes Raunen ging durch den Raum und ich sah, wie sich die anderen hochhievten. „Das ist wohl mein Stichwort zugehen", bemerkte ich, als Soohyun wieder auf das Mischpult zukam. Er verabschiedete sich dankend von mir und wünschte mir noch einen schönen Tag.

„Den werde ich haben", sagte ich, jedoch schon außerhalb seiner Hörweite und machte mich auf den Weg in das Tonstudio. Tanzen war nie etwas, dass ich konnte.

Doch bevor ich aus dem Türrahmen heraus trat tippte mich jemand an der Schulter an und ich musste hochgucken, um in sein Gesicht blicken zu können.

„Hast du morgen Zeit? Kann ich wieder vorbeikommen?", fragte er und für einen Moment fühlte ich mich gelähmt. „Klar", sagte ich schließlich, als ich mich wieder gefasst hatte und starrte seine Augen an. „Du kannst wann immer du willst vorbeikommen, Yoongi."

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