TWENTY - FIVE
Die verschiedenen Stimmen, die auf eine merkwürdige Weise alle gleich in meinen Ohren klangen, weckten mich aus der schwarzen Wolke, in der ich noch einen Moment zuvor gefangen gewesen war; In der ich von den ganzen Erinnerungen, die ich eigentlich schon vergessen habe, verfolgt wurde.
Dunkle Augen trafen auf noch dunklere.
Mich wunderte es, warum ich mich genau an das erinnerte;
Der Arzt hatte gesagt, ich habe es als Abwehrreaktion vergessen. Mein Körper wollte nicht immer und immer wieder mit diesen schrecklichen Erinnerungen konfrontiert werden, weswegen er das für ihn am leichtesten getan hatte; er hat sie vernichtet: einfach gelöscht.
Wie es aussah nicht für immer.
„Sie ist wach"
Eine Stimme schien sich aus dem Stimmengewirr zu lösen; klang sanfter als die anderen; war beruhigend; war Taehyungs Stimme.
Das letzte Mal als ich ihn gesehen habe war, als er aus Japan zurückgekommen ist. Genauso wie die anderen hatte auch er blaue Flecke und andere Wunden im Flughafen bekommen; war überrannt worden.
Jetzt sah ich ihn wieder.
Ich sah, wie er sich neben das Bett auf dem ich lag kniete und seine große Hand meine umschlug.
„Wie geht es dir MiRae? Müssen wir dich in ein Krankenhaus bringen?", fragte er.
Seine Augen waren leicht geweitet. Sorge füllte seine Pupillen und ich beobachtete, wie seine Zunge kaum merkbar über seine Lippen fuhr.
Meine Wimpern schlugen ein paar Mal auf. Ich holte tief Luft und wollte etwas sagen, doch es klappte nicht; man hörte nichts außer ein leises Wimmern.
„Glas Wasser", murmelte Taehyung und ich hörte sofort eine Antwort.
Jimin.
Seine Schuhe machten leise Geräusche, als er das Zimmer verließ und ich drehte meinen Kopf zur Seite; es war jedoch zu spät.
Er war nicht mehr in dem Zimmer.
Stattdessen erhaschte ich einen Blick auf Hoseok. Seine hellen Haare zogen sofort alle Aufmerksamkeit auf ihn.
Ich erinnerte mich an unser Gespräch, bevor Bang PD uns in sein Büro wegen dem Album gerufen hatte; wie fröhlich und wach er gewesen war.
Jetzt lag ein nicht zu deutender Blick in seinem Gesicht.
„Hier, trink das", ertönte wieder Taehyungs sanfter Ton. Er reichte mir ein Glas, was er zuvor von Jimin bekommen hatte, und ich nahm es dankend an; setzte es an meine Lippen an und trank es in gierigen Schlücken leer.
Sofort spürte ich, wie das Wasser durch meinen Körper floss und meinen Kopf klarer machte; wie die großen Fragezeichen verschwanden und mir auffiel, das ich in dem Raum war, der als eine Art Krankenstation benutzt wurde.
Meistens schliefen hier nur Leute, doch der große Erste Hilfe Kasten hing direkter neben der Eingangstür und zwei Krankenbetten ersetzen die sonst normalen Schlafgelegenheiten, die man in anderen Räumen finden konnte.
„Wo ist der Brief?", fragte ich hektisch.
Mit Taehyungs Hilfe schaffte ich mich aufzusetzen und um mich herum zu blicken.
„Ich hatte einen Brief in meinen Händen, als ich umgekippt bin"
Meine Hände fingen an nach dem Stück Papier zu tasten, doch ich kriegte es nicht in die Finger. Stattdessen stieß ich das nun leere Glas um.
Es landete voller Wut auf dem Boden und zersplitterte; ließ mich aufzucken; an Jungkook zurückdenken, der auch Gläser gegen Wände geworfen hatte und ich schluckte schwer.
Der Griff um meine Finger löste sich; Taehyung stand auf und griff hinter seinen Rücken.
„Du meinst den hier?", zischte er. Der sanfte Ton war ganz und gar nicht mehr sanft; jagte mir einen Schauer über meinen Rücken.
Ich beobachtete, wie er einen Brief aus seiner Jeanstasche zog und ihn vor mich hielt.
Meinen Brief.
Sofort wollte ich aufstehen und ihn aus seinen Händen reißen; ihm sagen, dass das meine Angelegenheit ist und er ihn mir zurückgeben soll, doch ich tat es nicht.
Sein wütender Blick ließ mich still sitzen.
„Denkst du ernsthaft, dass wir dich gehen lassen nach alldem was passiert ist?", fragte er leise, gefährlich; eine rhetorische Frage, „Glaubst du, dass du verschwindest und alles wieder so wird wie vorher?"
Er verharrte in einer bedrohlichen Position, seine Hände lagen auf seiner Hüfte und ich zuckte auf, als er mein Kündigungsschreiben mit einer geschmeidigen Bewegung auseinander riss.
„Das kannst du doch nicht machen!", klagte ich laut. Meine Finger sprangen nach vorne und wollten, die nun zwei Hälften des Briefes auffangen, doch Jimin drückte mich leicht wieder auf das Bett.
„Doch, und wie ich das kann"
Seine Aussage machte mich wütend; ließ mein Herz rasen und ich fragte mich ‚warum?'
Warum taten sie mir bloß all das an? Warum nur?
„Denkst du, es ist einfach für mich? Denkst du, dass es mir nichts ausmacht?", fragte ich. Mein Blick suchte seinen und ich starrte ihm direkt in seine Augen. „Jedes Mal wenn ich aufwache, möchte ich wieder einschlafen. Ich möchte wieder träumen und nie wieder aufwachen, weil die Realität nichts ist, auf was sich jemand freuen kann"
Ich stand auf und diesmal hinderte mich niemand daran.
„Es tut weh, Taehyung, es tut so schrecklich weh der Realität ins Auge zu sehen. Ich weiß, dass es nicht fair ist; dass ihr auch darunter leidet und es einfach nur egoistisch ist zu gehen, aber das ist die einzige Lösung, wie wir alle aufhören unter Schmerzen zu leiden."
Schon jetzt konnte ich spüren, wie meine Augen feucht wurden, doch es machte mir nichts aus. Tränen waren nicht nur ein Zeichen von Schwäche, sondern auch Liebe.
„Es geht doch gar nicht um uns", jammerte Taehyung auf einmal. Seine bedrohliche Haltung änderte sich innerhalb Sekunden und er fuhr sich durch seine verwüsteten Haare.
„Es ist egal, ob es mir nicht gut geht", versuchte er zu erklären, „oder Jimin oder Hoseok. Dir wird es dadurch jedoch nicht besser gehen und auf keinen Fall Yoongi. Wir leiden wegen ihm und er leidet wegen dir. Du kannst jetzt nicht einfach gehen".
Taehyungs lange Finger zeigten auf Jimin und Hoseok, die unschlüssig an der Tür standen und nur leicht nickten. Sie hatten bisher kein einziges Wort gesagt.
„Ihr könnt mir nicht einfach all diese Sachen sagen und erwarten, dass ich meine Meinung ändere. So einfach ist das nicht", stammelte ich. Mein Kopf versuchte diese neuen Informationen zu verarbeiten und ich versuchte meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen.
Lasst mich in Ruhe, lasst mich in Ruhe, lasst mich in Ruhe!
„Bitte MiRae", flüsterte Hoseok. Sein Mund zog sich zu einer schweigenden Bitte und ich schloss meine Augen.
Ich musste von hier weggehen. So war es besser für uns alle; für mich; für sie; für Yoongi.
Die einzige Möglichkeit.
Man konnte nichts mehr zurechtbiegen.
Sie litten wegen Yoongi und Yoongi litt wegen mir und-
Ich stockte; mein Herz hörte auf zu hämmern und mein Kopf stoppte zu rasen.
Ich suchte Taehyungs Blick ein weiteres Mal.
„Du hast gesagt Yoongi leidet wegen mir. Er hat keinen einzigen Grund, warum er das tun sollte. Schließlich hat er mich geschlagen"
„Er hat was?"
Das war keine sanfte Stimme, kein Taehyung, kein Jimin oder Hoseok, nein, diese Stimme gehörte Mark.
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Also irgendwie update ich zu oft haha ;)
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rainy days | m.yg
Fanfiction...doch regnerische Tage zogen sie schon immer an; genauso wie Min Yoongi.