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TWENTY - FOUR

In dem Moment, in dem meine Augen auf seine trafen, hörte ich die ersten Regentropfen gegen die Fensterscheiben schlagen.

Fast hätte ich gelacht; die Tatsache, dass es so ziemlich jedes Mal regnete wenn wir uns sahen war lächerlich;

war Schicksal;

Doch ich tat es nicht; ich war zu erschrocken; völlig perplex.

Es fühlte sich an, als ob die Zeit stehen geblieben wäre und wir uns nur anstarrten.

Dunkle Augen trafen auf noch dunklere;

Alles erstarrte.

Alles außer Yoongi.

Er war nämlich derjenige, der einfach weiterlief.

Seine Beine blieben im Gegensatz zu meinen nicht stehen.

Er lief direkt an mir vorbei; seine Augen waren die ganze Zeit auf mich gerichtet und ich spürte seinen Atem, als mein Arm seinen eigenen streifte.

Ohne auch nur ansatzweise aus dem Konzept gebracht zu sein, lief er an mir in Sekunden vorbei; Sekunden die für mich wie eine Ewigkeit lang schienen.

Eine Ewigkeit, die damit endete, dass alles schwarz wurde und man nur noch hörte, wie ich zu Boden fiel.

-

Fast alle waren schon gegangen.

Die Särge lagen schon längst unter der Erde und die Tränen waren schon lange her vergossen worden.

Jedoch konnte es ihnen niemand verübeln.

Niemand wurde gerne mit dem Tod konfrontiert; er kam viel zu schnell und war zu grausam.

Doch das kleine Mädchen wollte nicht alleine gelassen werden; sie wollte nicht mit ihrer gefühlslosen Tante in einer kleinen Wohnung zurückgelassen werden ohne jemanden, an den sie sich wenden konnte.

Sie wurde jedoch nicht gefragt; kein einziges Mal.

Zwar schauten sie alle voller Mitleid an und fragten sie, wie es ihr ginge, doch niemand kümmerte sich wirklich darum.

Alle trauerten um ihre Eltern; auch die, die sie gar nicht richtig gekannt hatten.

Was jedoch mit der übrig gebliebenen Tochter passieren würde, kümmerte niemanden.

Deswegen war sie verwirrt, als zwei Erwachsene auf sie zu kamen, die sich wirklich für sie interessierten.

Sie fragten das Mädchen in dem schwarzen Kleid all diese Fragen und sie fühlte sich geborgen.

Das erste Mal, seit sie alleine war, fühlte sie sich sicher und nicht mehr so verängstigt.

Die Frau erinnerte sie auf eine verrückte Art und Weise an ihre Mutter und der Mann war einfach nur nett zu ihr.

Das Mädchen wollte, dass diese zwei Personen sie mit nach Hause nahmen, ganz weit weg von Tante NoEul.

Doch dieser Traum platzte, als sie eine versteifte Hand von den wundervollen Personen wegriss.

„Es tut mir leid, wir müssen jetzt gehen", presste NoEul zwischen ihren Zähnen hervor und starrte auf das zierliche Mädchen mit bösen Augen herab.

Sie griff ihre Hand und zerrte sie weg, ganz weit weg von der Frau, die sie an ihre Mutter erinnerte und von dem Mann, der einfach nur nett zu ihr war.

Das Mädchen brauchte nicht Mal eine Rechtfertigung zu verlangen, da NoEul ihr sofort klarmachte, was Sache war.

„Du darfst nie wieder mit dieser Familie reden! Hast du mich gehört, MiRae? Sie hätten anstelle deiner Eltern sterben sollen; sie haben es nicht verdient hier zu sein!"

Und MiRae erinnerte sich.

Sie erinnerte sich daran, wie auf die Beerdigung Leute gekommen sind, die an dem Autounfall ihrer Eltern verwickelt waren und drehte ihren Kopf nach hinten.

Sie wollte ein weiteres Mal in das Gesicht der Frau sehen, die sie an ihre Mutter erinnerte und in das des Mannes, der einfach nur nett war.

Doch ihr Blick fiel auf eine dritte Person, die neben den Erwachsenen stand; jemand, den sie davor noch nicht gesehen hatte.

Es war wahrscheinlich ihr Sohn; der Größe nach zu urteilen etwas älter als Mirae selber.

Und er blickte sie direkt an, als sie ihn anschaute.

Dunkle Augen trafen auf noch dunklere.

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Irgendwelche Theorien??

rainy days | m.ygWo Geschichten leben. Entdecke jetzt