TWELVE
Jede Handlung hat eine entgegengesetzte und gleiche Reaktion.
Wenn ich jetzt an Newtons drittes Gesetz dachte, fragte ich mich warum ich damals in der Schule damit solche Probleme hatte.
Schließlich hat jede Handlung eine Auswirkung, egal ob gut oder schlecht.
Und in diesem Fall war diese Auswirkung eindeutig schlecht.
Zwar waren schon anscheinend solche Fälle aufgetreten in denen jemand aus Bangtan randaliert hatte, doch sicher waren die Auswirkungen noch nie so groß gewesen.
Wie schon gesagt, jede Handlung hat eine entgegengesetzte und gleiche Reaktion und in diesem Fall traf genau beides zu.
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Das Läuten des Weckers schien schon eine Weile krach zu machen.
Eigentlich war es ein nerviges Summen, das jede paar Sekunden von vorne anfing und mich mit den schrillen Tönen in den Wahnsinn trieb, jedoch nicht heute.
Heute war es eher ein leises Vibrieren in der hintersten Ecke meines Kopfes, das mich stark an einen Beat, den ich Mal geschrieben hatte, erinnerte.
Mich störten eher die Regentropfen, die in einer unregelmäßigen Reihenfolge gegen meine Fenster stießen und sich beim hinunterlaufen zusammenfanden.
Sie störten mich, da ich jedes Mal wenn es regnete an Yoongi denken musste.
Schließlich war das erste Mal, an dem wir eine Konversation geführt hatten, an einem regnerischen Tag gewesen.
Und jetzt, wo ich ihn schon seit einer Woche lang nicht mehr gesehen hatte, verstärkte das nur noch mehr mein verlangen ihn zu sehen.
Eigentlich müsste ich schon längst wach sein, sogar schon fertig angezogen, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen, doch jetzt brauchte ich das nicht mehr.
Das Läuten des Weckers war deswegen unnötig. Ich musste die nächsten Tage gar nicht zur Arbeit.
Trotzdem streckte ich nach langem Nachdenken meinen Arm aus und drückte die Snooze Taste, schließlich musste auch ich meine Stromrechnung bezahlen.
Und nach dem ich aufgestanden war und mich wintertauglich angezogen hatte, da der Frühling noch immer nicht nach Seoul gekommen war, schnappte ich mir mein Handy und gab die Adresse, die mir Soohyun gestern Abend geschickt hatte in meine Handynavigation ein.
Der Wind draußen war nicht kälter als ich erwartet hatte, doch als die Minuten verstrichen und ich noch immer durch die vollen Straßen lief ohne ein Ende in Sicht spürte ich, wie er einen Weg in meine Jacke und unter meine Kleidung fand.
Doch ich ignorierte es, genauso wie den Wecker heute Morgen. Das waren nämlich nur Kleinigkeiten die passierten, ich musste das große und ganze in den Augen behalten.
Als sich schließlich die monotone Stimme der Navigation meldete und mir berichtete, dass ich an meinem Ziel angekommen war, war ich etwas überrascht.
Es war ein ganz normales Gebäude.
Ich hatte mehr Überwachungskameras oder ein Haus im Wald erwartet, doch es war ein normales Gebäude irgendwo inmitten Seoul.
Es war nicht mal schwer hinaufzukommen.
Nachdem ich geklingelt hatte und Jins Stimme aus dem Lautsprecher sprach, musste ich nur noch sagen wer ich war und er ließ mich hinein.
Mich empfingen ein paar stutzende Gesichter, als ich das dritte Stockwerk erreichte und die Wohnungstür vor meiner Nase geöffnet wurde, doch es störte mich nicht, denn diese Gesichter konnten nicht verhindern, dass ich Jungkook umarmte, ohne auf das Gejammer von Hoseok zu hören.
„Hey! Warum wird er als Erstes begrüßt?", rief er durch das Zimmer und ich spürte, wie sich die Atmosphäre sofort lockerte.
Leider wirkte Jungkook nicht so entspannt, da meine Arme noch immer auf seinem Rücken lagen und ich sie deswegen wieder an meinen Körper zurückzog und mich entschuldigte.
Es dauerte etwas bis ich alle, die im Flur standen begrüßt hatte, doch nachdem wir das hinter uns gebracht hatten setzten wir uns gegenüber auf den Boden, da auf der Couch für uns alle nicht genug Platz war.
„Was habt ihr die letzte Woche gemacht?", fragte ich, um die Stille zu brechen.
Vor mir saßen Hoseok, Jin, Jungkook und Taehyung. Sie alle sahen viel fröhlicher aus, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte und ich wusste, dass wenn ich jetzt die letzten Tage ansprach diese Lächeln aus ihren Gesichtern vielleicht verschwinden würden, doch ich wollte trotzdem wissen, was passiert war.
Ich hätte mir jedoch keine Sorgen machen müssen, denn niemand kam zu Wort.
Als Taehyung gerade anfangen wollte zu reden öffnete sich eine Tür und eine Person kam heraus gestolpert.
Erst jetzt, als ich ihn hier so sah merkte ich, dass ich seitdem ich in das kleine Apartment eingetreten war nach ihm Ausschau gehalten habe.
Und jetzt, wo er ein paar Meter vor mir stand und überrascht auf mich hinunterblickte kehrte dieses Gefühl von heute Morgen zurück.
„MiRae", sagte er verwirrt. Die anderen drei Augenpaare wanderten von mir auf ihn und wieder auf mich zurück, doch ich konnte meine eigenen Augen nicht von ihm abwenden. „Was machst du hier?"
Ich stellte fest, dass er schmächtiger als sonst war, was jedoch durch seine übliche Kleidung kaum zu bemerken war; eine figurbetonente Jacke und gerissene Jeans, doch da ich so viel Zeit verbracht hatte ihn zu beobachten konnte ich das leicht feststellen.
Was mir noch sofort in die Augen sprang waren seine Haare.
Das mintgrün, das sein Gesicht weicher wirken ließ, war verschwunden.
Stattdessen konnte man einen leichten Grauton zwischen den dichten Strähnen erkennen.
Alles in einem sah er anders aus; mitgenommen.
Ich wendete meinen Blick von ihm und räusperte mich leicht.
Mein Herzrasen ließ etwas Röte in mein Gesicht laufen, doch ich versuchte diese zu ignorieren, was nicht besonders gut klappte, da ich sah wie Taehyung grinsend auf seine eigenen Wangen zeigte und mich auslachte.
Jedoch versuchte ich ihn zu ignorieren.
Denn wie gesagt, dass waren nur Kleinigkeiten und ich musste das große und ganze in den Augen behalten.
Was ich jedoch nicht tat, denn ich bekam nicht mit wie Yoongi sich von der Stelle bewegte.
Doch wiederrum bekam ich genau mit, wie er seine Arme von hinten um mich schlang und vorsichtig seinen Kopf in meine Halsbeuge legte.
Ich bekam genau mit, wie ich plötzlich erstarrte und mein Puls stieg.
Ich bekam genau mit, wie er ausatmete und sein Atem meine Nackenhaare streifte.
Und ich bekam mit, wie er seinen Mund öffnete, um mir etwas in mein Ohr hineinzuflüstern.
„Ich habe dich vermisst"
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rainy days | m.yg
Fanfiction...doch regnerische Tage zogen sie schon immer an; genauso wie Min Yoongi.