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EIGHT

Ich war nie jemand, der gut auf sich selber aufpassen konnte.

Es waren kleine Momente, die mir das vor Augen führten. Wenn ich zum Beispiel von der Arbeit nach Hause kam, völlig hungrig, da ich keine Zeit zum Essen gehabt hatte und meinen Kühlschrank öffnete, um mir endlich meinen Magen zu füllen, doch es keine Einzige Sache mehr gab, da ich wieder einmal vergessen hatte einzukaufen.

Genau deswegen überraschte es mich, dass es mir so einfach viel mich um die Mitglieder von BTS zu kümmern.

Es war keine besonders lange Zeitspanne, die wir mit einander verbracht haben, doch lange genug, um die Hälfte der Songs aufzunehmen und mir Kleinigkeiten über jeden einzelnen von ihnen zu merken.

Jungkook –zum Beispiel- mochte seinen Kaffee mit viel Zucker, während Jimin ihn nur mit Milch trank. Jin konnte wunderbar kochen, doch backen lag ihm überhaupt nicht. Und Taehyung, der immer voller Elan und Freude war, hatte auch Momente, in denen er sehr still und zurückgezogen wirkte.

Kleinigkeiten, die sich Tag für Tag immer mehr in meinem Kopf festsetzten und mit der Zeit merkte ich, dass es mir immer eine Freude bereitete, wenn ich neue Sachen entdeckte, die ich mir merken konnte.

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Ein frustrierter Schrei ging durch das abgedichtete Zimmer mir gegenüber und ich zuckte zusammen, als es meine Kopfhörer erreichte.

Yoongi, der auf der anderen Seite der durchsichtigen Abtrennung stand, fuhr sich wütend durch die Haare und presste seine Zähne aufeinander, nachdem er einen nicht sonderlich leisen Laut von sich gegeben hatte.

Heute war eigentlich alles gut gelaufen.

Jin und Taehyung sind vorbeigekommen, damit wir die Background Vocals für zwei Stücke aufnehmen konnten und wir waren schnell durch, sodass sie rechtzeitig zu ihrem Jacket shooting kamen.

Doch jetzt probierten wir schon seit einer Stunde ein kleines Stück von Yoongis Rap Teil aufzunehmen, was nicht sonderlich gut klappte, da er immer wieder den Text vergaß und ihn nicht passend auf die Musik rappte.

Mir machte es nichts aus. Schließlich wusste ich, wie schwer es war sich zu konzentrieren, nachdem er heute den ganzen Tag für Bilder posiert hatte.

Er jedoch, schien es nicht einzusehen, dass es nicht klappte.

Das war eine der Kleinigkeiten, die ich mir von ihm eingeprägt hatte. Wenn es um seinen Beruf oder seine Fans ging, nahm er alles was er tat völlig ernst. So etwas wie ‚versagen' gab es in seinem Wortschatz nicht und wenn etwas doch nicht so klappte wie es sollte, würde er solange daran arbeiten, bis es nicht nur einigermaßen okay, sondern perfekt war.

„Das Reicht für heute", sprach ich schließlich durch das Mikrofon, nachdem ich nicht mehr ansehen konnte, wie er an seine Grenzen stieß.

Und als er seine Augenbrauen hob und protestieren wollte schnitt ich ihm das Wort ab. „Nein Yoongi, du wirst jetzt nichts dagegen sagen!", drohte ich.

Seine Schultern sackten ineinander ein und ich sah, wie er seine Kopfhörer auszog und langsam zur Tür schlenderte. Die Erwähnung seines Namens, den ich die letzte Zeit oft benutzt habe, schien ihn diesmal nicht aufzuheitern und ich seufzte leise und legte meinen Kopf auf das Mischpult.

Ich hasste es ihn so niedergeschlagen zu sehen.

Das leise quietschen der Tür zeigte mir, dass er in den Vorderraum des Studios eingetreten war und ich richtete mich wieder auf, um ihn mit einem aufmunterndem Lächeln anzugucken.

Doch als ich sah, dass er noch immer traurig auf den Boden schaute verschwand dieses Lächeln aus meinem Gesicht.

„Hey", flüsterte ich leise und stand von meinem Stuhl auf, „Hör auf damit"

Meine Beine blieben vor ihm stehen und ich musste etwas aufschauen, um in sein Gesicht zu blicken, da er größer als ich war. „Hör auf dir Sachen vorzuwerfen für die du nichts kannst."

Es blieb eine Weile leise und ich schätzte ab was in seinem Kopf vorging, doch als er noch immer keine Reaktion zeigte hob ich zögerlich meine Hand an und legte sie auf seine Brust.

„Niemand wirft dir was vor, weswegen du es auch nicht selber tun sollst", flüsterte ich und beobachtete, wie er seine Wimpern aufschlug, um auf meine Hand, die noch immer auf seiner Brust lag, zu gucken.

Ich überwindete meinen inneren Drang sie sofort wieder wegzuziehen und legte stattdessen meine linke unter sein Kinn und schob es leicht nach oben, sodass wir uns in die Augen schauten.

„Du kommst morgen einfach wieder und dann, nachdem du etwas geschlafen hast, wird es klappen", sagte ich entschlossen und versuchte so langsam wie möglich zu sprechen, damit er auch jedes Wort verstand.

Seine Gesichtszüge wurden weicher und er schien etwas in meinen Augen zu suchen. „Und du wirst morgen auch sicher wieder hier sein?", fragte er und ich atmete erleichter aus, da er endlich wieder sprach.

Meine Hände fanden wieder ihren rechtmäßigen Platz und ich verschränkte sie vor meinem Bauch. „Natürlich", antwortete ich ehrlich, „Das ist mein Job"

Und damit verkrampfte sich wieder seine Miene und ich wünschte mir, ich hätte den letzten Satz einfach weggelassen.

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Wie ihr sehen/lesen könnt, gab es einen Zeitsprung von so etwa 3 Wochen :)

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rainy days | m.ygWo Geschichten leben. Entdecke jetzt