1. Ein gutes Stichwort

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Die schwül warme Luft eines zu heißen Sommertages schlägt mir entgegen, als ich aus der klimatisierten Bar auf die schattige Terrasse hinaustrete, um die Bestellungen der neuen Kunden aufzunehmen.

Die Sonne steht schon fast im Zenit und brennt erbarmungslos auf die bleichen Rücken der Touristen nieder, die spätestens am Abend einen richtig schönen Sonnenbrand als Urlaubssouvenir besitzen werde.

Dazu sind die wenigen Tage am Meer viel zu kostbar.

Für mich ist Sonne, Strand und Salzwasser, nichts Neues. Ich lebe auf dieser Insel schon fast mein ganzes Leben und in diesen 12 Jahren sind die Leute nicht gerade schlauer geworden. Egal, ob es jetzt um das richtige Timen des Sonnenbadens geht oder einfach nur um die Abkühlung im Meer. Fakt ist, die Fehler und Unachtsamkeiten wiederholen sich jährlich.

Urlauber kommen und gehen, doch einige bleiben.

Jenny und Bill haben zu diesen Dummköpfen gehört, die ihre sicheren Jobs aufgegeben, ihre Wohnung verkauft und mit ihrer sechs Jährigen Tochter hierherkamen.

Ja, zwölf Jahre bin ich schon hier, aber so richtig angekommen bin ich nie. Als Einwanderer Kind das kaum der Landessprache mächtig war, war ich einsam und jetzt mit 19 Jahren hat sich daran nicht viel geändert. Diese Insel wird nie ein Zuhause sein. Ich bin anders und anders fällt in so einem kleinen Ort auf.

Monoton trage ich das dreckige Geschirr hinein, nur um mich dann wieder hinter die Theke zu stellen und die neue Bestellung zuzubereiten.

Das Sunny's ist ein modern eingerichtetes Lokal. Die Möbel und Sitzecken sind in Weiß und einem hellen Blau gehalten. Die Fenster geschickt platziert, sodass sie zwar Licht aber nur wenig von der draußen herrschenden Hitze hineinlassen. Die moderne Klimaanlage, die geschmackvoll ausgewählte Musik und die große überschattete Terrasse tuen den Rest, um junge Urlauber hier herzulocken.

Alles in allen sieht das Sunny's exklusiv aus, aber nicht zu nobel, sodass man sich als Person der gewöhnlichen Mittelschicht nicht hineintrauen würde.

Die Bar hat es sogar geschafft sich unter den Einheimischen beliebt zu machen, sodass sie auch außerhalb der Hauptsaison ganz gut läuft. Soweit eine Strandbar eben gut laufen kann, während dem Insel Winter. Aber das was in den Wintermonaten zu wenig reinkommt, macht der große Ansturm im Frühjahr und Sommer wett.

„Eine Corona bitte", ich blicke in das Gesicht meines neuen Kunden. Ein typischer Mädchenschwarm, beginne ich sofort ihn zu kategorisieren – simple Gedankenspiele, die die Arbeit etwas abwechslungsreicher gestalten— ein brauner Ansatz verrät, dass sein blondes dichtes Haar alles andere als Natur ist, doch ich muss zugeben die Farbe steht ihm. Ein grünes verwaschenes Shirt lässt dezent seine Muskeln erahnen und regt die Fantasien an, sich vorzustellen was sich wohl für ein Sixpack unter dem dünnen Stoff verbergen könnte.

Er muss es sich, nachdem er eine Zeit lang im Wasser war, nur schnell übergezogen haben, denn an seinem Hals und Haaren kann ich die Spuren vom getrockneten Salzwasser erahnen. Der typische Sonnyboy, schrecklich. Aber das schlimmste ist seine Fahne. Ich tippe auf Party Urlaub mit Freunden, wenn er schon vor ein Uhr betrunken ist. Für ihn wäre es wirklich besser im Moment die Finger vom Alkohol zu lassen.

Wie es mir mein Chef so viele Male eingebläut hat, lächle ich freundlich und bücke mich, um aus einer gekühlten Schublade unter der Theke, die Flasche herauszuziehen. Verschluss ab, Limette rein, Flasche auf den Tresen, Geld annehmen, Wechselgeld herausgeben, nächste Bestellung.

Und so geht das weiter, bis mich plötzlich diese Frage aus dem Trott wirft: „Schönes Wetter heute, nicht?"

Ungläubig schaue ich zum Blauäugigen auf. Im ersten Moment realisiere ich gar nicht, dass dieser Satz an mich gerichtet war.

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