25. Abwarten

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Die warmen, fast heißen Sonnenstrahlen prickeln auf meiner Haut und kleine Schweißperlen bilden sich an meinem Hals. Die Kopfhörer, die ich mir von Lucas ausgeborgt habe, rutschen leicht nach hinten als ich nach der Sonnencreme neben mir greife, um die ölige Flüssigkeit auf meine Beine aufzutragen. Wie sehr ich Sonnen Crem doch hasse! Noch viel schlimmer ist, wenn man weiß, dass es die nächsten zwei Tage schon mal bestimmt keine Dusche außer dem Meer geben wird. Aber auch das gehört zu unserem kleinen Abenteuer hier dazu.

Eine kleine Brise weht in mein Gesicht, aber auch die kann den Schweißtropfen, der meine Stirn herunterläuft nicht mehr aufhalten.

Langsam wird es echt warm.

Seufzend überspringe ich den nächsten Song in der Playlist und nach kurzem Zögern auch den darauffolgenden. Da ich mich eh schon bewegt habe kann ich mich jetzt auch genauso gut auf den Bauch umdrehen. Gedacht getan, auch wenn sich diese Bewegung wie ein riesen Akt anfühlt. Vielleicht waren die jetzt schon fast drei Stunden herumliegen doch etwas zu viel und ich sollte endlich mal was anderes machen also Musik zu hören und darauf zu hoffen, dass sich meine Haut endlich mal dazu entscheidet eine Veränderung zu wagen und anstatt krebsrot anzulaufen, vielleicht mal braun wird.

Verdammt, die Aussicht ist wirklich nicht schlecht von hier oben, kommt mir der Gedanke bestimmt schon zum zehnten Mal an diesem Tag. Wir haben dem Bulli auf einem kleinen Hügel in der Nähe einer Klippe zwischen der äußersten Baumreihe abgestellt. Hie liege ich jetzt auch, mit einem sicheren Abstand – vier Meter oder so – zum Abgrund und genieße die Sonne. Heute Morgen habe ich einen kurzen Blick in die Tiefe gewagt und mir wurde soft schwindelig. An diese Stelle geht es bestimmt 15 Meter gerade hinunter. Wenn ich meinen Blick nach links schweifen lasse, wird das Gelände flacher und in einem kurzen zehn Minuten Marsch und etwas geklettert, das aber sogar für mich machbar ist, kann man schon über den rauen Sand zum Meer gehen.

Zugegeben es fühlt sich nach den ganzen anstrengenden Tagen, die wir in den letzten Wochen hatten auch mal richtig gut an einfach nur so herumzuliegen und nichts zu machen. So ganz tatenlos bin ich ja auch nicht rumgelegen. Ich meine irgendwie habe ich mir doch eine Pause verdient, nach der Trainings Session mit Lucas um 6 Uhr morgens. Das wird morgen bestimmt einen richtig schönen Muskelkater geben.

Wenn man schon vom Teufel spricht, wo ist Lucas überhaupt? Suchend blicke ich mich um. Aber weit und breit nichts zu sehen. Kurz überlege ich aufzustehen, entscheide mich dann doch lieber dagegen und lasse meinen Kopf auf meine Jacke, das zu einem provisorischen Kissen umfunktioniert wurde, fallen und schließe meine Augen.

Nichtstun, ist etwas, was nicht unbedingt seine Stärke ist. Lucas findet immer irgendwas, was er grade machen könnte und wenn ich ihn mal dazu überrede sich auf das Handtuch neben mich zu legen springt er nach spätestens 15 Minuten auf, weil er dringend was erledigen muss. Im Moment ist er bestimmt wieder auf einem seiner Erkundungstrips, macht sit ups oder diese schrecklichen Burpees.

Ich hingegen lerne gerade diese Momente in letzter Zeit zu schätzen. Zeit für einen selbst zu haben ist unglaublich schön. Ich, Musik, ein Handtuch als Unterlage, sodass mich die trockenen Grashalme nicht die ganze Zeit piksen und das Rauschen des Meeres, das ich immer zwischen den kurzen Pausen zweier Songs höre.

Nicht mal die Wolke, die sich gerade vor die Sonne schiebt, kann mich aus meiner Ruhe bringen. Moment Mal? War das grad ein Regentropfen auf meinem Bauch? Also Regen wäre jetzt nicht unbedingt so der Hit. Da würde nicht mal meine momentane komplett entspannte Stimmung was dran ändern. Und jetzt auf meinem Arm? Aber irgendwas an diesen Tropfen ist komisch, sie sind so ..... Groß und kommen in nicht gerade regelmäßigen Abständen, nicht das jetzt Regen regelmäßig wäre, aber....

„Hey, Schlafmütze", ich zucke vor Schreck kurz zusammen, als ich Lucas Stimme höre und kurz darauf noch mal als er seine eiskalte und nasse Hand auf meinen Arm legt.

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