Kapitel 5

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Kaum sind wir zuhause stürzt sich Noah auf uns. "Wo zur Hölle wart ihr? Warum lasst ihr mich hier einfach allein zurück?!", aufgebracht stellt er sich vor uns, die Hände in die Hüften gestemmt. "Ganz ruhig du übergroßes Baby, wir waren einkaufen. Und es ist nicht unsere Schuld das du dir die Nacht in deine Windeln gekackt hast und du deswegen erst mal duschen gehen musstest. Wir haben in der Zeit halt etwas produktives gemacht", Max zuckt grinsend mit den Schultern und auch ich grinse Noah breit an. "Ihr seid die schrecklichsten Geschwister auf der Welt. Echt jetzt. Ich wünschte echt ich hätte ein paar andere bekommen als euch", eingeschnappt setzt er sich an den Küchentisch und fängt an zu schmollen. "Tja und das sage ich mir schon mein ganzes Leben, überleg dir das mal", sagt Max nur schulterzuckend und ich höre schlagartig auf zu grinsen. "Was soll denn das jetzt heißen?", frage ich und kneife meine Augen zusammen um ihn in Grund und Boden zu starren. "Oh denk was du willst darüber", er grinst mich an und stellt zwei Einkaufstüten auf die Küchenzeile. Eingeschnappt nehme ich die eine die ich trage und stelle sie auf den Tisch. Noah stellt sich neben mich und hilft mir wortlos beim Ausräumen. "Wieso grillen wir?", fragt er verwirrt und hält zwei Packungen Steak nach oben. "Mum und Dad kommen doch heute, du Dussel", sage ich und verdrehe meine Augen. "Und warum so viel?", fragt er und hält diesmal die Rippchen und eine Packung Bratwurst hoch. "Weil wir nicht mehr wussten was Dad am liebsten isst, also haben wir halt etwas mehr genommen sodass für jeden was dabei ist", schulterzuckend nehme ich mir eine Schüssel und fange an das Gemüse für den Salat klein zu schnippeln. "Aha", meint Noah kurz angebunden und packt ruhig weiter aus. Max hat seine Tüten inzwischen komplett ausgepackt - was uns viel über das Tempo sagt in dem Noah die Tüte auspackt - und fängt an sich alles für den Grill zurechtzulegen. "Wie machen wir das eigentlich nächsten Montag? Fahren wir mit dem Bus zur Schule?", Noah legt seinen Kopf schief und starrt Max quasi ein Loch in den Rücken, welcher nur mit den Schultern zuckt. "Theoretisch kann ich euch auch bringen, Dad meinte ich muss in meiner Probezeit erst um halb neun da sein, heißt ich hab genug Zeit euch abzusetzen." Noah nickt und falls ich mich nicht täusche kann ich ihn erleichtert ausatmen hören. Verständlich. Wer würde nicht eine private Tour einem Bus vorziehen. 

Eine Stunde später ist der Grill an, die Salate fast fertig und das Haus ordentlich - das was unordentlich war, haben die Jungs verursacht, welche den Dreck auch gleich aufräumen durften. Natürlich freiwillig. Und keine Sekunde später wie ich den letzten Salat noch einmal umrühre und entscheide das er fertig ist, klingelt es an der Tür. Aufgeregt renne ich zur Tür und reiße sie auf, um erschrocken stehen zu bleiben. Neben Mum und Dad - die mich strahlend angrinsen - stehen auch noch weitere Personen um sie herum. "Ähm was genau geht hier vor?", ich mustere alle einmal und entdecke zwischen den Beinen meiner Mutter zwei kleine Kinder. "Überraschung!", sagen meine Eltern im Einklang und ich verstehe die Welt nicht mehr. Besonders nicht als ich das Mädchen anstarre, welche aussieht wie mein Spiegelbild. Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, doch mir fällt nicht ein was, also bleibt er fünf Sekunden lang einfach offen stehen. Hinter mir höre ich meine Brüder näher kommen und auch sie sagen kein Wort. Ich kann ihre Verwirrung förmlich spüren. Unsere Eltern werfen sich einen Blick zu den ich nicht ganz deuten kann und meine Mutter seufzt einmal laut auf. "Wir erklären euch alles drinnen in Ordnung?", sie kommt einen Schritt auf uns zu und ich brauche eine Sekunde um zu begreifen das ich ihr im Weg stehe und sie vorbei möchte. Eilig springe ich nach rechts und stoße mir meinen Ellenbogen an dem Türknauf. Fluchend stehe ich also da, reibe mir meinen Arm, während ich Leute in mein Haus die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Stumm schließe ich die Tür als alle drinnen sind und ich gehe ihnen hinterher ins Wohnzimmer. Max und Noah sehen ebenso verwirrt aus wie ich mich fühle, also setze ich mich einfach neben die beiden. "Also die Sache an sich ist etwas kompliziert, deswegen-" "Rieche ich hier etwa einen Grill der angezündet worden ist?", funkt Dad dazwischen und er grinst von einem Ohr zum anderen. Wir können nicht einmal antworten da zischt Mum "Ian!" und sieht ihn aus wütenden Augen an. "Tut mir leid Liebling, ich bin ruhig." Um das zu beweisen zieht er sich den Mund mit dem altbekannten imaginären Reißverschluss zu und wirft den Schlüssel weg. Ich fange sofort an zu grinsen und Dad zwinkert mir ebenfalls grinsend zu, Mum verdreht jedoch ihre Augen und schüttelt zweimal den Kopf. "Also, um euch die Situation zu erklären. Das sind Saskia", sie zeigt auf das Mädchen was haar genauso aussieht wie ich, "Justin", ein Teenie ungefähr im Alter von Noah, "Mattie", ein kleiner Junge - wahrscheinlich so um die acht Jahre, "Ella", die kleine ist höchstwahrscheinlich genauso alt wie Mattie, "und das ist Aiden." Auch er ist in meinem Alter und ich frage mich so langsam wirklich was das alles soll. "Das sind eure Geschwister." 

Boom. 

Mum hat die Bombe platzen lassen und wir drei sitzen da und starren sie mit offenen Mündern an. Max ist der erste der seine Stimme findet und fragt wie das gehen soll. Mum und Dad wechseln einen betrübten Blick und Dad fängt an zu erklären: "Sie waren bis jetzt in einem Krankenhaus für Gentherapie. Euer Großvater und eure Großmutter sind beide an Krebs verstorben und bei euren Geschwistern konnte man es schon bei der Geburt feststellen das es ein höheres Risiko gibt, weshalb wir sie in Gentherapie geschickt haben. Da das ein noch nicht ausgereiftes Feld ist, wurden bei Mattie und Ella mittlerweile schnellere Ergebnisse erzielt wie bei Aiden, Saskia oder Justin. Und wir wollten sie euch nicht alle nacheinander bringen, weshalb wir sie in einem anderen Haus wohnen ließen als eurem, unter anderem auch weil wir nicht wussten wie ihr reagieren würdet. Und hier sind wir nun", sie lächelt uns unsicher an und ich kann es ihr nicht übel nehmen. Sie hatte gewaltig viel von sich gegeben womit wir erst einmal klar kommen müssten. Aber der einzige Gedanke den ich habe ist das ich zwei Schwestern habe. "Also sind das wirklich unsere Geschwister?", frage ich noch einmal vorsichtshalber nach, nicht dass das alles ein riesiger Witz ist und ich mir jetzt insgeheim Hoffnungen mache. "Ja das sind eure Geschwister", lacht mein Vater etwas. "Oder zweifelst du etwa daran?", fragt er und wirft einen Blick auf Saskia und schaut dann wieder mich an. "Ihr seid Zwillinge falls es noch nicht aufgefallen sein sollte", er legt seinen Kopf schief und ich starre Saskia mit großen Augen an. "Ich habe eine Zwillingsschwester", grinse ich und schaue neben mich zu Noah. "Ich habe eine Zwillingsschwester!", grinsend sehe ich zu ihr und auch sie grinst mich an. "Ich habe eine Zwillingsschwester!", rufe ich nun, stehe auf und schneller als ich denken kann habe ich mich auf sie drauf geschmissen. "Wo warst du nur mein ganzes Leben lang?! Du kannst dir ja gar nicht vorstellen wie unglaublich nervig die beiden sind und ich musste das alles ganz allein durchstehen!", dramatisch werfe ich die Arme nach oben und lasse mich gegen die Sofalehne plumpsen. Alle haben ein Grinsen im Gesicht - alle bis auf Noah und Max die mich mit hochgezogenen Augenbrauen anschauen. "Ach komm, ihr braucht gar nicht so zu schauen. Habt ihr euch nicht heute Vormittag erst gewünscht ihr hättet andere Geschwister?", ich rolle grinsend mit den Augen und das scheint sie auch zu kriegen weil nun grinsen sie mich frech an. "So da das ganze ja nun geklärt ist, können wir jetzt grillen gehen?", Dad rutscht unruhig auf seinem Platz hin und her, aber sobald Noah und Max aufstehen rennt er schon praktisch raus in den Garten. 

Und wir alle gehen lachend hinterher.

My Big Family And IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt