Kapitel 6

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Thomas POV

Mein Schädel brummte. Alles drehte sich. Trotz geschlossener Augen. Es hämmerte gerade zu in meinem Kopf. Langsam öffnete ich meine Augen, nur um sie gleich wieder zu schließen. Das Zimmer war zu hell. Die Jalousien nicht geschlossen. Ächzend richtete ich mich auf. Ich vergrub meinen Kopf in meinen Händen und versuchte Erinnerungen von gestern wieder zu finden.
Daniel, Danny und ich hatten das Cocktail-Spiel gespielt. Ziemlich schnell war ich sehr... nennen wir es heiter... gewesen. Ich war raus gegangen, um eine zu rauchen. Dann war jemand anderes gekommen. Dylan.
Stöhnend schwang ich meine Beine über die Bettkante. Was hatte Dylan da zu suchen? Was wollte er? Wir hatten uns unterhalten. Oh Gott, ich erinnerte mich, wie ich seinen Arm betatscht habe, wie irgendsoein Volltrunkener. Er hatte mich nach Hause bringen wollen. Ja genau, wir waren zusammen zu meiner Wohnung gelaufen. Es war kalt gewesen und Dylan hat meinen Mantel zugemacht. Dann hab ich seine Hand genommen. Ich spürte wie ich rot anlief. Das war alles so peinlich. Wieso musste ich mich so betrinken?
Also weiter, zu Hause angekommen hat Dylan die Türen aufgeschlossen. Dylan war mit reingekommen. Hat mir meinen Mantel ausgezogen und ihn weg gehangen.
Ich hatte mich von hinten an Dylan angeschlichen und ihn schon wieder berührt. Gott, was war bloß los mit mir, wenn ich betrunken war?! Ich hatte mich an seinem Hintern gerieben. Vor Scham wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.
Daraufhin hatte er mich zum Bett geführt, ich saß vor ihm und er hat mein Hemd ausgezogen. Okay, dann... Nein, bitte nicht. Ich stöhnte laut vor Frust auf. Bitte lass das eine Einbildung sein. Bitte sag mir irgendeiner, dass ich Dylan nicht vorgeschlagen habe, ihm einen zu blasen. Nie wieder kann ich ihm begegnen. Selbst wenn ich nie wieder die Wohnung verlassen kann deswegen.
Wie konnte das passieren? Wieso um Himmelswillen war mein betrunkenes Ich so notgeil? Dylan war offensichtlich nicht angetan von alle dem. Immerhin war er gleich verschwunden als ich Andeutungen gemacht hab.
Fuck.
Mühsam stand ich auf. Alles drehte sich. Ich schlürfte in die Küche um ein Glas Wasser zu trinken. Auf dem Küchentisch lag eine Nachricht. Das war nicht mein Zettel. Und auch nicht meine Handschrift.
"Guten Morgen, Tommy. Bitte ruf mich an, wenn du wach bist, damit ich weiß, dass du noch lebst. Dylan."
Darunter stand eine Telefonnummer.
Scheiße.
Mein Blick schnellte zur Uhr und als Strafe zuckte ein pochender Schmerz durch meine Schläfe. Dreizehn Uhr zwanzig.
Was wenn ich nicht anrief? Würde er vorbei kommen und nach mir sehen?
Das wäre mein Tod. Lieber anrufen, als ihn noch mal sehen.
Zuerst ging ich jedoch auf die Toilette. Meine Blase platzte gleich. Erleichtert holte ich mein Handy und tippte mit zitternden Händen die Nummer ein.
Es klingelte. Nach dem dritten Signalton hob er ab.
"Hallo?", seine Stimme normal. Freundlich wie immer. Ich hatte einen Kloß im Hals. Kein Ton kam heraus.
"Tommy? Bist du das?", woher wusste er das? Ach ja, er hatte mich ja drum gebeten sich bei ihm zu melden.
"Hey man, alles cool. Jeder schaut mal zu tief ins Glas. Ist alles in Ordnung bei dir? Wie geht es dir?", er klang jetzt weich, beinahe besorgt.
"Mein Kopf tut weh.", krächzte ich und lief schon wieder rot an. Zum Glück konnte er mich nicht sehen.
"Hast du Aspirin da? Dann nimm eine und geh duschen. Dann versuch was zu essen. Das hilft ganz bestimmt. Willst du, dass ich vorbeikomme?", die Frage kam so aus dem Nichts, dass ich nicht wusste was ich machen sollte. Stattdessen kramte ich nach meinen Aspirintabletten.
"Thomas. Dir muss nichts peinlich sein, ja?", konnte der Typ etwa meine Gedanken lesen? Es wurde immer schlimmer.
"Ich hab noch 100ter Aspirin.", antwortete ich nur und ignorierte den Rest.
Dylan lachte am anderen Ende der Leitung leise.
"Schon okay. Ich hab's verstanden. Du willst nicht drüber reden. Alles klar.", er klang... beinahe amüsiert.
"Das ist nicht lustig.", sagte ich leise und nahm die Tablette mit einem Schluck Wasser zu mir.
"Ich weiß. Tut mir leid. Hast du Lust etwas mit mir zu essen? Ich wollte sowieso mit Ava gleich raus. Wir könnten dich abholen, uns was zu essen besorgen und dann bei mir essen. Was meinst du?", er klang gut gelaunt.
"Weiß nicht.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich wollte ihn nicht sehen, nach alle dem, was ich heute Nacht gemacht hab. Andererseits wollte ich ihn unbedingt sehen. Wieso wusste ich nicht. Vielleicht weil ich ihm eine Entschuldigung und ein Dankeschön schuldete.
"Ava und ich sind in einer halben Stunde bei dir. Wir warten vor der Tür.", er legte auf ohne, dass ich etwas hätte erwidern können.
Klasse. Natürlich konnte ich mich nicht einfach verkriechen in meinem Loch und langsam vor mich hin vegetieren. Ich raffte mich zusammen und ging unter die Dusche.
Dylan behielt recht, die Aspirin und die Dusche taten gut. Hoffentlich behielt er auch mit dem Essen recht. Fehlte nur noch, dass ich ihn oder seine Wohnung voll kotzte.
Obwohl ich mich ein wenig auf Ava freute. Die kleine hatte mir einfach mein Herz gestohlen.
Genau eine halbe Stunde später griff ich nach meinem Mantel und verließ meine Wohnung.
Vor der Haustür stand schon Dylan, er lehnte gegen einen Stromkasten und sah mich mit einem schiefen Grinsen an.

Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt