Thomas POV
Es dauerte nicht lange und die böse Vorahnung von Danny bestätigte sich.
Es war circa drei Wochen nach Dylans und meinem gemeinsamen Urlaub. Alles lief super, ich war seit langem wieder glücklich und zufrieden. Dylan versuchte mir alles recht zu machen, wir kochten zusammen, kuschelten auf dem Sofa und nachts näherten wir uns etwas an. Auch wenn nichts so weit ging wie in Clevedon. Wir dachten, da lag es am Alkohol und stimmten überein, es nicht überstürzen zu wollen, auch wenn es sehr schön war.Wir waren beim Bäcker und wollten uns Brötchen zum Frühstück holen, als ich ihn sah. Gerade als wir durch die Tür traten und Dylans volle Aufmerksamkeit auf Ava lag, die draußen auf uns gewartet hatte, sah ich ihn auf der anderen Straßenseite stehen. Sein Blick war grimmig und er starrte Dylan geradewegs mit einem Todesblick an, der aus Gewohnheit sofort nach meiner Hand gegriffen hat.
Chris schien das ganz und gar nicht zu gefallen.Dylan POV
Thommy verhielt sich komisch. Es war mir seit ein paar Tagen aufgefallen. Wo er normalerweise lachte oder mittlerweile sogar Witze mache, schwieg er jetzt und starrte aus dem Fenster.
Was ging in diesem blonden Wuschelkopf nur vor sich?
Die Frage klärte sich ziemlich schnell. Ich kam abends von der Arbeit, da ich noch einige Patientendokumentationen fertig stellen musste, hatte ich etwas länger gearbeitet. Es war nun mittlerweile Winter und dadurch war es bereits dunkel, als ich nach Hause lief.
Mir kam es so vor, als würde mir jemand folgen. Ich blieb steht und warf einen Blick über die Schulter, aber ich konnte niemand Verdächtiges sehen. Nur ein Paar, was gerade die Straße überquerte und einen Mann, der gerade in einen Hauseingang abbog.
Kopfschüttelnd lief ich weiter, war jedoch sehr wachsam. Jemand folge mir, da war ich mir sicher.
Kurz vor meiner Hausnummer hörte ich schnelle Schritte, wieder drehte ich mich um, doch da wurde ich schon gegen die Steinwand gedrückt. Unsanft schlug mein Hinterkopf gegen das Gemäuer.
Der Mann war noch ein Stück größer als ich, sein Gesicht war unfreundlich und starr. Beinahe eine Grimasse, seine Augen waren ein stechendes, kaltes Blau und seine Lippe zu einer dünnen Linie zusammen gekniffen.
„Lass die Finger von ihm.", knurrte er und verlieh seinen Worten Ausdruck indem er seinen Unterarm gegen meinen Hals presste.
„Von wem?", bekam ich nur mühsam heraus und versuchte ihn weg zudrücken.
„Thomas. Er gehört mir.", schlagartig wurde mir alles klar. Das war also Chris. Derjenige, der Thomas so sehr verletzt hatte, wo ich mir sicher war, dass er Thommy vergewaltigt hatte. Unbeschreibliche Wut entwickelte sich in mir.
Angeekelt stieß ich ihn von mir, sein Blick verriet mir, dass er darüber erstaunt war. „Sonst was?!", fragte ich aggressiv und schubste ihn Richtung Straße. Er taumelte von mir weg und stieß gegen einen Stromkasten. „Willst du mich auch zusammen schlagen? Vergewaltigen? Genauso misshandeln wie Thomas??", ich schrie ihn mittlerweile an. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Offensichtlich hatte er nicht mit dieser Reaktion gerechnet. „Es wäre besser, wenn du die Finger von ihm ließest. Ich mach bei deinem Psycho-Scheiß nicht mit! Fässt du ihn auch nur noch ein mal an, schwöre ich dir, bring ich dich um. Wenn du dich ihm auch nur näherst, zeig ich dich wegen Vergewaltigung an!", mittlerweile war meine Stimme in ein Zischen übergegangen. Beide meiner Hände drückten ihn gegen den Kasten und er bewegte sich keinen Millimeter.
Er war größer als ich und vermutlich auch viel schwerer. Dennoch konnte ich Angst in seinen Augen sehen, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich all dies wüsste.
„Halt deine dumme Fresse!", erwiderte er und löste sich aus seiner Starre. „Er gehört mir und wenn du dich nicht von ihm fern hältst, wirst du es bereuen.", seine Drohungen bewirkten nichts, als dass ich noch wütender wurde.
„Fick dich, Arschloch. Was willst du denn bitte machen?! Halt deine Fresse und hau ab!", mit den Worten stieß ich ihn weg und schloss rasch meine Haustür auf.
Ich lehnte mich dagegen und sank zu Boden. Mein ganzer Körper zitterte. Noch nie war ich entweder so wütend noch handgreiflich geworden. Aber seine Worte hatten genau das erzielt, was er wollte. Ich hatte Angst. Nicht um mich; sondern um Thommy.
Was wenn er ihm wieder weh tun würde?
Die Angst verlieh mir neue Kraft. Schnell stand ich auf und sprintete das Treppenhaus hoch. Oben angekommen, schloss ich die Tür auf und wurde von einer fröhlichen Ava begrüßt.
Abwesend streichelte ich ihr über den Kopf und lief Richtung Schlafzimmer. Beinahe stieß ich mit Thomas zusammen.
Chris hatte nicht gewusst, dass er hier war. Ihm ging es gut. Erleichterung durchflutete mich und ich legte meine Hände an Thommys Kopf und küsste ihn. Am liebsten hätte ich ihn nie wieder losgelassen.
Es dauerte einige Momente bis ich mich von ihm lösen konnte. Thommy grinste mich verwirrt an. „Das war aber eine stürmische Begrüßung."
„Hatte eben ein überraschendes Zusammentreffen.", ich wollte ihn nicht verunsichern und schon gar nicht verängstigen. Abwesend fuhr ich mit meinen Fingern durch seine wunderschönen Haare.
„Oh. Mit wem denn?", Thommy entzog sich mir und lief in meine Küche. Er trug eine Jogginghose und einen weiten, weißen und viel zu langen Pullover.
„Ohne Jogginghose würde mir dein Outfit besser gefallen.", den Kommentar konnte ich mir nicht verkneifen. Schelmisch grinsend drehte er sich um, zog sich die Hose aus und legte sie über einen Stuhl. Der Pulli war nur einen Ticken länger als seine Boxer Brief. Thomas widmete sich wieder dem Herd und erst jetzt bemerkte ich, dass er Abendessen kochte. Ich mochte den Anblick von Thomas nur in einem Pulli in meiner Küche. Ich könnte mich daran gewöhnen.
„Wen hast du denn jetzt getroffen?", Thommy versuchte beiläufig zu klingen, aber ich konnte Anspannung raushören.
„Er hat nicht gesagt, wer er ist. Aber ich vermute, dass es Chris war."
Alles an Thommas spannte sich an, sein Atem stoppte kurz und ging dann schwer und laut. „Was wollte er? Wo hast du ihn gesehen? Geht es dir gut?", die Fragen purzelten nur so aus seinem Mund und die Worte überschlugen sich fast.
„Er ist mir von der Arbeit nach Hause gefolgt. Er meinte, ich solle dich in Ruhe lassen. Du würdest ihm gehören."
„Oh nein. Er muss uns neulich nach Hause gefolgt sein. Ich hab ihn gesehen, dachte aber, dass wenn er sieht, dass ich nicht mehr alleine bin, er mich in Ruhe lässt. Ich hätte es dir sagen müssen, es tut mir leid." Thomas trat von einem Fuß auf den anderen ohne mich anzusehen.
Es war nicht der passende Zeitpunkt, aber mein Herz machte einen Hüpfer, als Thommy nach Hause sagte. Als wäre es unser gemeinsames Zuhause. „Schon okay. Du meintest es nicht böse." Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Sonst geht es mir gut. Hat mir nur einen riesigen Schrecken eingejagt. Ich hoffe, er wird dich jetzt in Ruhe lassen. Habe gedroht ihn anzuzeigen..."
Thomas Augen weiteten sich. „Wogegen willst du ihn anzeigen?"
„Denkst du, ich bin blöd? Du hast mich angerufen, nachdem er dich besucht hat, wie du es so schön umschreibst. Du hast ihn schon ein paar Mal erwähnt und nie auf die freundliche Art. Ich weiß, dass er dich misshandelt hat. Und wenn der Wichser noch einmal sich die nähert, bringe ich ihn um."
Thomas Arme Schlangen sich um meine Körpermitte. „Ich will nicht über Chris reden.", sagte er nur und wendete sich sich wieder dem Essen zu. Es gab offensichtlich Nudeln mit Gemüsesoße.
„Irgendwann müssen wir über ihn reden.", seufzte ich und fing an den Tisch zu decken.
„Nein.", Thomas stelle einen gefüllten Teller auf meinen Platz und setzte sich mir gegenüber. Wir fingen beide an zu essen.
„Doch, müssen wir. Auch wenn es dir nicht gefällt. Du musst verarbeiten, was er mit dir gemacht hat. Du hast eine Narbe von ihm auf dem Rücken, verdammt.", verzweifelt fuhr ich mir durchs Haar.
„Das war nicht er.", gab er kleinlaut von sich und schob sich eine Gabel mit Nudeln in den Mund.
„Es gab noch mehr von ihm?!", fragte ich entsetzt. Das wurde alles nur noch schlimmer.
„Nein. Das war mein Vater. Chris war der einzige."
Meine Gedanken rasten. Hatte Thommy sich Chris ausgesucht, weil er seinem Vater so ähnlich war? Hatte sein Vater ihn ebenfalls missbraucht?
„Thommy..? Hat dein Vater das gleiche mit dir gemacht wie Chris?"
Offensichtlich gab es noch einiges, was ich von Thomas nicht wusste.
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Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]
FanfictionHold Me Now. ist eine AU über den schüchternen, in sich gekehrten Kunststudenten Thomas. Und über Dylan, der ein selbstbewusster und extrovertierter junger Arzt ist. Durch Zufall treffen sie sich und Dylan will Thomas beibringen, wieder anderen zu v...