EXTRA: Silvester

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Tyler POV

Wie jedes Jahr veranstalteten Isa und ich eine kleine Silvesterparty. Einige Freunde waren für ein gemütliches Beisammensein eingeladen, wo hauptsächlich gegessen und gequatscht wurde.
Am meisten freute ich mich aber auf Dylan. Er hatte in letzter Zeit nur wenig Zeit für seine Freunde und mich gehabt, was durchaus verständlich war.
Dass Dylan und Thomas aber tatsächlich zugesagt hatten, hatte mich zugegebenermaßen sehr erstaunt. Nach dem, was Dylan erzählt hatte, hatte ich die beiden schon abgeschrieben. Thomas war wohl kein großer Fan von Silvester und schon gar nicht von Fremden.
Nichts hätte mich also glücklicher machen können, als meinen besten Freund auf meiner Party zu haben.

Die beiden kamen relativ zu Anfang. Wahrscheinlich als Ausrede, dass sie nicht so lange bleiben würden, dachte ich schmunzelnd.
Ich konnte sehen wie Isa mit Thomas sprach, der gerade aus dem Badezimmer kam. Seine Körpersprache war nicht leicht zu deuten, ich schätzte es auf eine Mischung von Verunsicherung und Anspannung, was sich jedoch im Gespräch deutlich besserte.
Kurz danach ließ Isa ihn stehen und ging rüber zu Dylan zum Quatschen.
Die Chance nutzte ich und lief rüber zu Thomas.
„Alles klar bei dir?", fragte ich höflich und trank einen Schluck Rum-Cola.
„Ähh... ja, danke für die Einladung.", nuschelte Thomas und schaute sich sehr genau seine Socken an.
„Ehrlich gesagt, hab ich gar nicht mit euch gerechnet. Ich dachte, ihr macht einen entspannten auf dem Sofa.", sagte ich und bereute es sofort wieder.
Thomas schaute mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Unwohlsein an. „Natürlich sind wir hier. Dylan hat sich riesig hierauf gefreut. Er würde nie eine Party von dir verpassen.", meinte er und ich fühlte mich noch schlechter.
„Sorry. War nicht so gemeint. Es ist nur, dass ich Dyl schon echt lange nicht mehr zu Gesicht bekommen hab.", versuchte ich mich kläglicherweise zu erklären.
„Schon okay.", sagte Thomas, aber es hörte sich gar nicht okay an. „Ich weiß, dass ich ihn sehr beansprucht habe, aber ich hoffe, dass sich das bald ändert und er wieder mehr Zeit für seine Freunde hat."
„Nein, das ist ja auch richtig, dass er sich Zeit für dich nimmt. Das soll er ja auch nach dem ganzen Scheiß, den du durch hast."
Sofort schossen Thomas Augenbrauen in die Höhe. Offensichtlich hatte ich was Falsches gesagt. „Den ganzen Scheiß, den ich durch hab?"
Oh oh. Thomas wusste also nicht, dass Dylan mir alles erzählt hatte. „Naja... du weißt schon... mit deinem Ex und so?", formulierte ich es vorsichtig.
„Was hab ich denn da durch?", mittlerweile klang Thomas schon beinahe angriffslustig.
„Dyl meinte, dass er dich nicht so gut behandelt habe.", versuchte ich schulterzuckend das Thema zu beenden.
„Das ist ja wunderbar, dass er das mit dir bespricht.", mit funkelnden Augen drehte Thomas sich weg. Gerade so erwischte ich ihn am Handgelenk und zog ihn etwas zu mir zurück.
„Ja, ich weiß, er hätte das vielleicht nicht immer tun sollen. Aber so machen das beste Freunde halt. Wenn der eine sich Gedanken um etwas macht, dann muss er mit dem anderen darüber reden. Einen anderen Denkansatz sich anhören weißt du. Er hat nie etwas Böses erzählt. Dyl will immer nur das beste für dich.", das besänftigte Thomas wohl ein wenig, denn er versuchte nicht erneut sich abzuwenden.
„Es ist schwer manchmal mit ihm zu reden.", kam es von ihm nach einer kurzen Zeit. „Dylan möchte immer alles wissen, immer eine Lösung zusammen finden. Das ist ja schön und gut, aber manchmal bin ich noch nicht bereit zu reden."
„Das versteht er doch auch. Er will dir Zeit geben, aber wie du eben sagst. Für Dylan gibt es immer irgendwo eine Lösung, die nur gefunden werden muss - seiner Meinung nach. Und da helfen halt drei Köpfe mehr als zwei. Deswegen reden wir manchmal miteinander."
Thomas nickte verständnisvoll. „Er hat dir also von Chris erzählt?", fragte er und ließ die Schultern hängen.
„Einiges, aber sicher nicht alles."
„Kann ich dir was anvertrauen? Nur zwischen uns?"
Sofort war ich hellhörig. „Na klar."
„Er hat mich heute im Park gesehen. Ich weiß nicht, ob er zufällig da war oder ob er auf mich gewartet hatte. Aber ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr so viel Angst.", Thomas stand da wie ein Häufchen Elend.
Zugegebenermaßen hatte ich anfangs einige Schwierigkeiten mit Thomas gehabt. Er war jünger, unsicher und verschlossen. Aber nach und nach könnte man ihn immer mehr verstehen und wenn er Dylan glücklich machte, war das alles, was für mich zählte.
Umso mehr freute es mich jetzt, dass Thomas sich mir anvertraute. Dylan würde er es sicherlich nicht erzählt haben.
Thomas war ein lieber, schüchterner Kerl, er hatte jemanden wie Chris nicht verdient und schon gar nicht das, was er ihm angetan hatte.
„Hey, egal was oder wann. Wenn etwas sein sollte mit Chris oder etwas anderem, du kannst mich immer anrufen und ich komme sofort dir helfen.", ich klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und bekam sogar ein kleines Lächeln als Antwort.

Kurz vor Mitternacht -also Neujahr- lief ich zu Dylan und überzeugte ihn mit nach unten zu kommen, um sich das Feuerwerk anzusehen. Natürlich hatte ich nicht nur geplant, es mir anzusehen. Ich hatte viel zu viel Spaß daran selber etwas zu zünden, als dass ich nur zu sehen konnte.
Kaum war null Uhr durch, sammelte ich die alt bekannten Gesichter ein und zusammen wollten wir einige Böller zünden.
„Dylan, ich hab ein paar Knaller. Machst du mit?", gespannt standen wir zu viert vor Dylan und fuchtelten mit dem Zeugs durch die Gegend. Dylan schaute fragend zu Thomas, der irgendwas sagte, was ich nicht verstand.
Kurz darauf war mittendrin und gemeinsam zündeten wir Leuchtbatterien und warfen mit Böllern durch die Gegend. Wir hatten eine Menge Spaß und bekamen gar nicht mehr viel mit, was um uns herum passierte.
„Dylan! Dylan!", ich erkannte sofort Isas Stimme und drehte mich in ihre Richtung. „Dylan, komm mit! Da will irgendwer was von Thomas.", rief sie aufgeregt und zerrte an Dylans Ärmel.
Sofort rannte Dylan los zu der Ecke, wo Isa hindeutete. Interessiert lief ich den beiden hinterher und wollte wissen, was los war.
Thomas wurde von einem ungepflegt aussehend Typen festgehalten, während zwei Freunde von mir versuchten, ihn zum Loslassen zu bewegen. Sie versuchten seinen Griff um Thomas Handgelenk zu lösen und ihr zurückzuziehen, aber der Typ war wohl stärker als er gerade aussah.
Dylan rannte auf ihn zu und fing an ihn wüst zu beschimpfen, leicht irritiert ließ der Fremde etwas locker und Thomas rannte sofort zu Dylan und hielt sich hinter ihm bedeckt.
Mein leicht angetrunkenes Gehirn schaltete etwas später. Das müsste Chris sein. Der Kerl, der Thomas heute morgen schon gestalkt und ihm so viel Angst eingejagt hatte.
Was fiel dem Mistkerl ein ihm bis hier her zu folgen?! Und dann offensichtlich auch noch sturzbetrunken?
Schon als Dylan mir erzählt hatte, dass Thomas früher wohl misshandelt wurde, fand ich den Gedanken abartig und fragte mich, wer seinen Partner schlagen könnte.
Jetzt, wo ich Chris sah, kochte es in mir. Chris war größer, breiter und viel stärker, Thomas hatte sich bestimmt nie wehren können.
Männer wie Chris wollten einfach nur Macht über andere haben und taten alles dafür das zu bekommen, was sie wollten. Aber sich mit jemanden mit ihrer Größe einlassen, wollten sie nicht. Sie suchten lieber schwächere oder andere, die einfach zu unsicher waren etwas zu sagen.
Männer wie Chris widerten mich an und meiner Meinung nach sollte man ihnen den Schädel einschlagen. Wer andere schlägt, verdiente es nicht anders.
Wie fremdgesteuert lief ich auf Chris zu, holte aus und schlug ihm mit der Faust auf den Kiefer. Ich spürte ein knirschen unter meinem Knöchel und ärgerte mich, dass ich ihm nicht den Kiefer gebrochen hatte.
Meine beiden Freunde hielten ihn immer noch fest, sonst wäre er durch den Schlag zu Boden gegangen.
„Hör mal zu, Wichser. Es ist mir scheißegal, wer du bist oder wieso du denkst, dass du Thomas stalken könntest. Aber ich warne dich. Fässt du ihn noch einmal an oder sehe ich dich auch nur noch einmal in seiner Nähe, ich schwöre dir, ich schlag dir den Schädel ein und breche dir jeden einzelnen Knochen in deinem verschissenen Körper.", wie vom allein holte meine Hand erneut aus und traf sein Jochbein und ein Teil seiner Nase. Jetzt hörte ich das befriedigende Knacken, was ich schon beim Kiefer.
Die beiden anderen hatten mittlerweile losgelassen und zufrieden sah ich zu wie er am Boden lag und Blut spuckte.
Tatsächlich rappelte er sich auf und kam mir entgegen. „Er gehört mir.", gluckerte er mit dem Blut im Mund.
„Muss ich noch deutlicher mit dir reden?", fragte ich und hielt ihn an seiner Jacke fest. „Schau ihn nur falsch an und ich bring dich um." Am liebsten hätte ich ihn direkt zu Brei verarbeitet.
„Elender Wichser.", nuschelte Chris und zog ab, spuckte noch ein paar mal Blut und verschwand allmählich.
Ich hatte gemischte Gefühle, alles was ich hoffte, war, dass Thomas jetzt endlich Ruhe vor ihm hatte und sich keine Gedanken mehr um ihn machen musste.
Langsam drehte ich nicht und Thomas und Dylan um, da kam Thomas schon auf mich zu gerannt und schlang die Arme um mich.
Ein Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in mir aus. Etwas hatte es gebracht, Thomas wusste, dass er in unserer Gruppe in Sicherheit war. Das zählte schon mal sehr viel.

Trotzdem, irgendwas würde ich mir mit Isa überlegen müssen, dass Dylan und Thommy sich keine Gedanken mehr um ihren Stalker machen mussten.

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Soooo, das war es nun endgültig....
Das Extra widme ich Soulmate1979 , sie wollte gerne die Silvesternacht aus Tyler's Sicht lesen :)
Ich hoffe, es gefällt euch!

Vielen Dank fürs Lesen!
<3

Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt