Kapitel 20

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Thomas POV

Endlich hatte ich alle meine Klausuren erledigt. Mein Gefühl sagte mir, dass ich sie alle bestehen würde und das wahrscheinlich auch ziemlich gut.
Auf dem Weg nach Hause machte ich mir im Kopf eine Liste. Was würde ich alles für Dylans und meinen gemeinsamen Urlaub mitnehmen müssen?
Dylan hatte mir erzählt, dass seine Eltern ein Ferienhaus fast direkt am Strand von Clevedon besaßen, das war etwas mehr als zweieinhalb Autostunden von London entfernt. Da es Herbst war, würde ich keinesfalls ins Wasser gehen, generell ging ich nicht gerne schwimmen.
Mittlerweile stieg meine Anspannung, ich würde mehrere Tage mit Dylan alleine sein. Zusammen in einem Haus.
Ich wusste, dass Dylan mich mochte, das hatte er schließlich neulich selbst gesagt. Allerdings wurde mir jetzt ziemlich mulmig bei dem Gedanken. Nicht, dass ich glaubte, Dylan würde mir wehtun oder mich verletzten wollen, aber das habe ich bei Chris ja schließlich auch anfangs gedacht.
Mir schwirrten tausende Gedanken im Kopf herum. Sollte ich Dylan doch lieber absagen? War ich bereit mit ihm in den Urlaub zu fahren? Wir kannten uns jetzt zwar ein paar Monate, aber fuhr man nicht eigentlich zusammen in den Urlaub wenn man offiziell ein Paar war? Und wir waren definitiv kein Paar.
Gedankenverloren schloss ich meine Wohnung auf und setzte mich erst mal an den Küchentisch. Ich hatte Dylan zugesagt, es wäre unhöflich so kurzfristig abzusagen. Abgesehen davon, dass ich keine vernünftige Ausrede parat hätte, wollte ich ja gerne mit ihm zusammen wegfahren.
Dylan war nicht wie Chris. Das sollte ich ja mittlerweile wissen. Immerhin war es Dylan, der sich um mich gekümmert hatte, nachdem ich Besuch von Chris erhalten hatte.
Zweifel blieben trotz allem.
Ich holte gerade meinen Koffer vom Schrank runter, als es an meiner Tür klingelte. Seit Chris da war, öffnete ich nicht mehr die Tür, ohne zu fragen wer da sei. Es war Daniel. Mit dem Summer ließ ich ihn rein und ging gleich wieder ins Zimmer, um anzufangen zu packen.
„Alles klar, Mann?", Daniel grinste mich fröhlich an. „Hab dich nach der Klausur gar nicht mehr gesehen." Das war ein kleiner Vorwurf von ihm, normalerweise standen wir nach jeder Klausur zu dritt im Foyer und quatschten noch etwas.
„Ja, ich weiß, sorry. Muss packen, fahre heute Abend in Urlaub."
Sofort schossen Daniels Augenbrauen in die Höhe. „Lass mich raten. Dylan?"
Als Antwort nickte ich nur und räumte weiter Klamotten aus meinem Schrank, die ich mitnehmen wollte. „Du weißt, ich will dir nichts Böses. Aber bist du sicher, dass ihr schon so weit seid? Ein gemeinsamer Urlaub ist ein ganz schön großer Schritt.", seine Stimme war voller Sorge. Daniel hatte mich nie direkt gesehen, nachdem Chris mit mir fertig war, aber er war nicht dumm und konnte eins und eins zusammenzählen.
„Ich weiß."
„Und du hältst es für das Richtige?", er setzte sich auf mein Bett und schaute mir interessiert zu.
„Ich denke schon."
Seufzend fuhr Daniel sich durch die Haare. „Ich will für ihn hoffen, dass er dich gut behandelt. Noch mal schau ich nicht zu wie du dich misshandeln lässt."
„Ich wurde nicht misshandelt.", antwortete ich reflexartig.
Daraufhin musste Daniel bitter lachen. „Na klar, du bist ja so ungeschickt. Fällst andauernd hin oder stößt dich. Ist dir schon mal aufgefallen, dass du nicht mehr stolperst seit Chris weg ist?" Daniel war angepisst. „Melde dich bitte bei mir regelmäßig, damit ich weiß, dass es dir gut geht."
„Mach ich.", zufrieden schien er damit nicht zu sein, ließ es aber dabei.
Schweigend sah er mir zu wie ich Sachen in den Koffer warf und immer wieder in meiner Wohnung hin und her lief, weil mir noch was einfiel, was ich brauchte.
Als ich glaubte fertig zu sein, zählte ich alles noch mal für Daniel auf. „Brauche ich sonst noch was?", fragte ich am Schluss.
„Kondome. Ziemlich sicher Kondome.", meinte er trocken.
„Ziemlich sicher nicht.", antwortete ich daraufhin und verschränkte meine Arme vor der Brust. Daniel stand auf und stellte sich vor mich.
„Du bist sicher, dass du mit ihm wegfahren willst? Du musst das nicht tun, wenn du nicht willst. Wenn du glaubst, dass er wie Chris ist.", es klang schon beinahe flehend.
„Er ist nicht...", schon wieder klingelte es an der Tür. Mein Blick huschte zur Küchenuhr. 18:30 Uhr. „Oh... Das wird er sein, um mich abzuholen.", schnell lief ich an Daniel vorbei und tatsächlich stand Dylan schon unten. Wieder betätigte ich den Summer und kehrte zu meinem Gepäck zurück, um es -noch mal- zu kontrollieren.
Die Tür fiel ins Schloss und Dylan lief gut gelaunt durch die Wohnung. „Hey, ich bin Dylan.", stellte er sich Daniel vor. Ich musste kichern, gerade erst war mir aufgefallen, dass alle meine Freunde mit D anfingen. Daniel, Danny und Dylan. Die beiden schienen jedoch nichts von meiner Freude mitzubekommen, sie unterhielten sich, mehr oder weniger.
„Wo wollt ihr hinfahren?", wo normalerweise Wärme und Freundlichkeit in Daniels Stimme lagen, hatte Kälte und etwas Drohendes ihren Platz eingenommen.
„Clevedon. Meine Eltern haben da ein Haus."
„Na klar.", es klang schon fast abschätzig. „Dann pass lieber gut auf ihn auf.", Daniel richtete seinen Blick auf mich. „Du meldest dich?"
Ich nickte.
„Dann viel Spaß, Thomas.", mit den Worten verließ er die Wohnung und die Tür knallte geräuschvoll ins Schloss.
So hatte ich Daniel noch nie erlebt.
„Scheint mich nicht sehr zu mögen. Was meinst du?", Dylan grinste mich schief an und holte mich aus meinen Gedanken zurück.
„Nicht wirklich.", erwiderte ich. Jedoch war mir gar nicht zu grinsen zu mute.
Seit Dylan und ich unsere Abmachung getroffen haben, was das Anfassen betrifft, hielt er sich vorbildhaft dran. Er kam mir nicht zu nahe, fasste mich nicht an und generell tat er nichts, was mich unwohl fühlen ließ. Dafür konnte ich bestimmen wie weit wir gingen. Das war zwar eigentlich gar nichts, aber Dylan schien damit schon zufrieden zu sein.
Wenn wir gemeinsam draußen unterwegs waren, nahm ich seine Hand, wenn wir bei ihm zu Hause im Bett lagen und einen Film sahen, kuschelte ich mich an ihn ran. Mehr aber auch nicht.
„Hast du alles?", Dylan stand neben mir am Bett und schaute auf meinen noch geöffneten Koffer.
„Ja, denke schon.", ich schaute zu ihm auf. Seine braunen Augen strahlten vor Freude.
„Dann klapp den mal zu, ich trage den dann runter." Ich tat wie mir geheißen.
„Ich kann den auch selber tragen.", meinte ich und wuchtete ihn vom Bett runter.
„Ein Gentleman würde das aber nicht zulassen." und mit den Worten nahm er mir den Koffer ab und marschierte Richtung Tür. Schnell griff ich nach meinem Mantel, zog meine Schuhe an und schloss hinter mir die Tür ab. Wir hatten abgesprochen, dass wir erst einmal schauen wie es im Haus in Clevedon ist, bevor wir die Dauer unseres Aufenthaltes festlegen.
Langsam ging ich hinter Dylan die Treppe runter und stieg in sein Auto ein, während er meinen Koffer verstaute. Dylan ließ sich auf den Fahrersitz fallen und grinste mich freudig an.
„Bereit?"
„Los geht's.", er startet den Motor und fädelte sich in den Verkehr ein. Wir würden gegen neun Uhr abends in Clevedon ankommen, wenn wir gut durchkämen. Essen wollten wir bestellen und dann am nächsten Tag entspannt einkaufen gehen und das Essen für die folgenden Tage planen.
Ich war aufgeregt. Zweieinhalb Stunden mit Dylan im Auto. Aber jetzt war es keine negative Aufregung mehr, ich freute mich und war sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt