Kapitel 30

1.6K 101 18
                                    

Dieses Kapitel widme ich Estherolt und newtmasfangirl , ich freue mich immer riesig über eure Kommentare <3
Viel Spaß beim Lesen!

Thomas POV

Voller Vorfreude wachte ich auf. Nicht nur, dass heute Weihnachten war und ich endlich meine Geschenke auspacken durfte, ich würde auch Dylans ganze Familie kennenlernen.
Allerdings fühlte ich mich etwas schlecht, dass ich nichts für sie zu Weihnachten geholt hatte. Die ganze Aktion war so spontan gewesen, dass ich nichts mehr hatte besorgen können.
Der Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits nach neun Uhr war. Aufgeregt kletterte ich aus dem Bett und zog mir schnell ein Shirt und eine Jogginghose über.
Eilig hastete ich die Treppe runter, meine Eltern saßen bereits im Wohnzimmer und tranken Kaffee beziehungsweise Tee, wie meine Mutter immer bevorzugte.
„Guten Morgen! Wir hatten schon früher mit dir gerechnet. Warst du noch lange auf gestern?", meine Mutter grinste mich verschwörerisch an.
„Morgen. Ging eigentlich. Hatte noch etwas mit Dylan telefoniert."
„Ach. Ist jetzt also alles geplant für heute?", Papa schaute von seinem Weihnachtsrätsel auf.
Ich nickte zustimmend und mein Blick wanderte zum Weihnachtsbaum.
Meine Mutter lächelte wissend. Wenn es um Geschenke ging, war ich wie ein kleines Kind. Schon immer hatte ich all meine Geschenke so schnell wie möglich auspacken wollen, diese Angewohnheit hatte sich nie geändert.
„Na los, pack aus.", lachte sie und sofort ließ ich mich auf den Teppich vor dem Baum fallen und nahm das erste kleine Päckchen zu mir. Ich fing immer mit den kleinen Geschenken zu erst an, einfach, weil ich glaubte, dass die kleinen Geschenke die schöneren sind. Warum auch immer das so in meinem Kopf verankert war.
Vorsichtig fing ich an das würfelförmige Paket auszupacken. Trotz meiner Aufregung wenn es um Geschenke ging, versuchte ich immer das Papier unversehrt zu lassen.
Zum Vorschein darunter kam ein Kästchen zum Aufklappen; ich konnte mir denken, was darin enthalten sein würde.
Meine Vermutung bestätigte sich und ich strahlte meine Mutter voller Freude an. „Die Uhr wollte ich schon Ewigkeiten haben! Danke!"
So ging es die ganze Zeit weiter. Die Geschenke meiner Eltern waren sehr bedacht ausgewählt und ich bekam ein schlechtes Gewissen für das, was ich ihnen geben würde. Zu der Uhr hatte ich noch neue Pinsel, Stifte und Leinwände geschenkt bekommen, alles Sachen, die zusammen betrachtet recht teuer waren und ich aber dringend zum Zeichnen oder Malen brauchte. Ich konnte mich gar nicht genug dafür bei meinen Eltern bedanken, minutenlang umarmte ich sie und hoffte, dass sie meine Dankbarkeit spürten.
„Meine Geschenke an euch sind leider nicht so toll wie eure.", meinte ich, als ich ihnen die flachen Päckchen überreichte.
Mein Vater packte es als erster aus. Natürlich hatte ich ihnen Bilder geschenkt, die ich gemalt hatte. Was hätte ich sonst schenken sollen?
Er legte es vorsichtig auf den Tisch und meine Mutter beugte sich ebenfalls darüber, um es betrachten zu können.
„Das ist in Frankreich.", sagte sie. „In Bordeaux. Wo wir früher immer Urlaub gemacht haben. Ich weiß noch genau, wo das ist. Es war dein Lieblingsplatz im Urlaub, stimmt's William?"
Auf DIN A3 großem Papier hatte ich die Le Pont de Pierre mit Aquarellfarben gezeichnet und gerahmt. Wann immer wir in Bordeaux gewesen waren, mussten wir mehrere Abende immer wieder dahin, um die Lichter der Brücke im Wasser spiegeln zu sehen. Papa konnte stundenlang da stehen und manchmal waren Mama und ich noch über den Markt geschlendert, die dann bereits beim Abbauen waren, und haben Papa an der Brücke stehen gelassen.
„Ich bin sprachlos. Das ist wunderschön, Thomas.", mein Vater schloss mich lange in die Arme und ich war erleichtert, dass ihm das Bild gefiel.
Er konnte kaum die Augen davon lassen und konnte immer nur kurz die Aufmerksamkeit auf Mama richten, die jetzt selbst ihr Geschenk auspackte.
Meine Mutter hatte ebenfalls ein Aquarellbild bekommen. Ehrlich gesagt, was er mir schwer gefallen ein passendes Motiv zu finden, schließlich hatte ich mich für eins entschieden und hoffte nun inständig, dass sie es mochte.
Es war ein Bild von einer Veranda mit einer Hollywoodschaukel, direkt daneben befand sich ein großer Hibiskusbusch mit rosa Blüten. Das Haus im Hintergrund hatte eine Backsteinmauer und die Fensterläden waren blau gestrichen.
Ich hatte das Bild aus dem Gedächtnis zeichnen müssen, was eindeutig viel schwieriger war, als ich es mir vorgestellt hatte.
„Das ist die Veranda meiner Mutter.", sagte Mama und zog mich zu sich ran. „Danke, Thomas.", flüsterte sie mit erstickter stimme.
Meine Oma war gestorben als ich 15 Jahre alt war, wir hatten viele Sommer bei ihr auf dieser Veranda verbracht und der Abschied war meiner Mutter nicht leicht gefallen.
Wir schauten noch einige Minuten die Bilder an, bevor Papa plötzlich aufstand und aus dem Zimmer lief. Kurz darauf kam er mit einem Hammer und einer Handvoll Nägeln zurück.
„Wo hängen wir die Bilder auf?", fragte er und grinste uns begeistert an.
„Die Veranda soll in den Flur.", bestimmte meine Mutter und zeigte Papa, wo sie es gerne hin hätte. Das Bild von der Le Pont de Pierre kam ins Esszimmer, gegenüber des Sitzplatzes meines Vaters.

Es war ein perfekter Tag gewesen, nach den Geschenken hatten wir gefrühstückt und noch einen großen Spaziergang durch den Schnee unternommen.
Papa und ich hatten uns dann aufs Sofa gelegt und ferngesehen. Mich interessierte das alles eher weniger, aber Papa hatte Spaß daran, also leistete ich ihm gerne Gesellschaft, zumal ich in der Küche von meiner Mutter nicht geduldet wurde. Angeblich würde ich zu viel probieren.

Gegen sechs Uhr abends aßen wir, meine Mutter hatte wieder viel zu viel gekocht, aber es war köstlich und ich schaufelte große Mengen in mich hinein.
Ich lag noch Ewigkeiten auf dem Sofa, bis meine Mutter mich daran erinnerte, dass Dylan schon in einer Stunde hier sein würde, um mich abzuholen.
Schnell sprang ich auf, lief nach oben und packte meine Sachen zusammen. Zog mich aus und sprang noch mal unter die Dusche.
Während ich meine Haare abtrocknete, hörte ich unten die Klingel. Was es tatsächlich schon neun Uhr?! Mein Handy verriet mir, das es sogar schon fünf nach neun war und ich mich dementsprechend beeilen musste.
Eilig schlüpfte ich in meine schwarze Jeans und zog einen großen, grauen Pulli an, wo vorne in dunkelgrau ein Rentierkopf gedruckt war. Meine Art von Weihnachtspullis.
Ich sammelte meine Tasche ein und traf meine Eltern und Dylan unten im Flur. Sie unterhielten sich prächtig.
„Da ist er ja endlich.", kommentierte mein Vater.
Ich rollte nur kurz mit den Augen und zog mir meine Schuhe an. Dylan nahm mir sofort die Tasche ab und grinste mich an.
Die Verabschiedung dauerte länger als gedacht. Meine Eltern umarmten mich gefühlte Stunden und meinten, wie schön es gewesen war, dass ich Weihnachten wieder bei ihnen verbracht hatte.
Dann konnten wir schließlich gehen und ich ließ mich auf Dylans Beifahrersitz fallen.
Nachdem Dylan meine Tasche im Kofferraum verstaut hatte, gesellte er sich zu mir nach vorne.
„Ich hab keinen Begrüßungskuss bekommen.", meinte er und drehte sich zu mir.
„Das geht ja gar nicht.", lachte ich. „Das müssen wir schnell ändern." Ich beugte mich rüber zu ihm und wollte ihm einen kurzen Kuss geben, aber Dylan hatte schon wieder die Hand in meinem Nacken und vertiefte den Kuss.
Seine Zunge glitt an meiner Unterlippe lang und ich musste grinsen. „Wir wollten zu dir nach Hause fahren.", meinte ich.
„Mhh.", gab Dylan von sich und setzte sich richtig hinters Lenkrad. „Darauf hab ich mich den ganzen Tag gefreut.", er grinste zufrieden, startete den Motor und schon waren wir auf dem Weg zu Dylans Familie.
Langsam wurde ich nervös. Was wenn sie mich nicht mochten? Oder ich sie nicht mochte?
Dylan schien meine Anspannung zu spüren, denn sofort verschränkte er unsere Fingern in einander und streichelte mit seinem Daumen meinen Handrücken.

Hold Me Now. (Dylmas AU) [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt