Krieg

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Ich lag in meinem Bett. Nachdem mir Yong das Ganze offenbart hatte, hatte ich einen Heulkrampf bekommen und war zusammen gebrochen. Jonas hatte mich in mein Bett getragen. Jetzt saß er neben mir und strich mir über den Kopf. "Wieso tun wir das nur." "Weil es das Richtige ist." "Aber ich muss jetzt schon wieder ein Kind mit Yong bekommen und meine Brüder werden gleichzeitig abgeschlachtet. Bin ich nicht schon genug gestraft? Ab sofort sollte nie mehr etwas Schlimmes in meinem Leben passieren." "Ich weiß das ist nicht ermutigend, aber das ist nur der Anfang." Ich versuchte meinen Kopf so kräftig wie möglich in das Kissen zu hauen. Vielleicht würde ich mir ja ganz ausversehen das Genick brechen. "Das bringt auch nichts." Er strich mir weiter über den Kopf. "Die ersten Soldaten sind an den Grenzen Germanias angekommen. Die Krieger des Orients haben sich auf die Seite von Germania gestellt. Selbst der Kaiser kämpft mit." "Warte, der Kaiser ist gar nicht da?" "Nein. Der ist mit den Soldaten in den Krieg gezogen. Er meinte man müsste Zeichen setzten. Außerdem hat Yong seit ein paar Jahren eh fast alleine regiert. Der Kaiser ist alt und kann nicht mehr regieren. Aber in China kann man nicht abdanken."

"Aber Yong meinte, dass er nicht mehr so viel Zeit hätte, wenn er Kaiser wird, aber er macht doch eh alles." "Es gibt Dinge die kann nur der Kaiser machen und mit diesen Dingen ist der Kaiser vollkommen beschäftigt. Deswegen muss Yong alles andere machen. Und jetzt solltest du schlafen." Ein letztes Mal strich er mir sachte über den Kopf, bevor er endgültig raus ging. Aber an Schlaf war nicht zu denken. Es war alles so hart. Ein zweites Kind, ein Krieg und einen Ehemann, den ich vorallem nach den letzten Tagen eigentlich mochte. Und genau das war mein Problem. Er war auf der einen Seite so liebevoll, aber auf der anderen Seite führte er Krieg gegen meine Heimat.
Irgendwie hatte ich es dann doch geschafft in einen Schlaf zu fallen. Wenn auch in einen ziemlich unruhigen. Immer wieder lag ich nur im Halbschlaf und bemerkte, wie durch einen Schleier, dass Yong sich zu mir in das Bett legt. Es war ziemlich ungewöhnlich. Eigentlich hatte Yong sein eigenes Zimmer und Bett, aber gerade Heute war ich so dankbar für Jemanden bei mir. Ich bemerkte auch nur halb, wie ein Diener rein kam und Yong weckte, doch seine Worte ließen mich schlagartig wach werden:"Majestät? Entschuldigen sie, dass ich sie wecke, aber es gibt schlechte Nachrichten, von der Front. Der Kaiser ist gefallen. Eure Majestät, ich muss sie zum neuen Kaiser ausrufen. Es wäre gut, wenn sie und ihre Frau aufstehen würden."

Ich setzte mich auf. "Das kann gar nicht sein, dass ist unmöglich." "Doch Prinzessin. Ich versichere Ihnen der Kaiser wurde von einer Kugel getroffen, die ganz sicher aus Germania stammt." Jonas und ich hatten Yong erzählt, dass ich mich jetzt wo wir eh alles wussten, mit der Vergangenheit beschäftigte, deshalb wusste ich direkt wovon der Diener sprach und musste mich nicht unwissend stellen. Allerdings konnte ich immernoch nicht glauben, was passiert war. "Louise, es tut mir Leid, aber wir werden sofort gekrönt. Das Krönungskleid wird noch schnell angepasst und dann sind wir Kaiser und Kaiserin. Ich habe gehofft, ich könnte dich noch etwas besser auf deine Aufgabe vorbereiten, aber die wirst die beste Kaiserin, die man sich nur vorstellen kann. Da bin ich ganz sicher."
Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand aus dem Zimmer. "Könnten sie bitte Jonas holen?" Wies ich den Diener an, der daraufhin das Zimmer verließ. Kurz darauf traten ein paar Frauen herein. Sie erklärten mir, dass sie das Kleid, dass jede Kaiserin zur Krönung trug nur schnell abstecken wollten, damit es mir auch passte. Schnell schlüpfte ich in den kostbaren Stoff. Das Kleid war lang und Champagner farbend. Es musste nicht viel abgesteckt werden. Auch Lesley war kurz nach ihrer Schwangerschaft gekrönt worden. Ich war sogar etwas dünner, als sie. Das ganze war schnell erledigt. Als die Frauen endlich weg waren betrat Jonas den Raum.

"Wir haben ein großes Problem. Das ganze war so nicht geplant. Als Kaiserin legst du ein Bekenntnis zur chinesischen Bevölkerung und Monarchie ab. Bislang konnten wir immer sagen, falls wir den Krieg gewinnen, dass du nur ein Spion warst. Aber sobald du Kaiserin bist, wird es schwierig. Du musst alles unterschreiben. Yong darf theoretisch gesehen gar nichts alleine entscheiden. Aber die Frauen haben bislang immer alles wortlos unterschrieben, sie haben halt nichts zu sagen. Aber wenn du dich verweigert, bist du in großer Gefahr. Scheiße, was machen wir jetzt?" "Wieso hat Friedrich den Kaiser dann umbringen lassen?" "Friedrichs Armee kann es nicht gewesen sein. Es müssen die Krieger des Orients gewesen sein. Wahrscheinlich haben sie sich nicht an die Anordnung gehalten und ihn einfach umgebracht."

Aus dem Tagebuch einer PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt