"Louise..." Ich drehte mich um. Yong lief hinter mir her. Ich wusste sofort, dass sein Lachen nichts Gutes bedeutete. "Heute ist ein besonderer Tag. Endlich haben wir einen großen Erfolg erlangt." Vielleicht reicht er ja die Scheidung ein. Es ist uns gelungen den König Germanias zu töten." "NEIN." Er grinste mich überlegen an. "Ich habe dir gesagt, dass du dich nicht mit mir anlegen solltest. Wie gesagt, ich schrecke vor nichts zurück. Er hat meinen Vater getötet und ich habe ihn getötet." "Hallo? Wieso sind wir eigentlich verheiratet. Der einzige Grund war, dass so kein Krieg zwischen unseren Länder stattfindet und jetzt schlachtet ihr euch gegenseitig ab." "Ja, aber das war nicht meine Idee. Natürlich könnte ich dich verstoßen, aber ich will es nicht. Die meisten Prinzessin sind nunmal hässlich. Liegt wohl an der Inzucht, die in einigen Königshäusern betrieben wird. Aber du...du bist deinem Titel wirklich würdig." "Achso....ich hätte auch lieber einen hübschen Prinzen. Trotzdem habe ich nicht die Wahl, sondern musste das nehmen, was mein Vater für mich ausgesucht hat." "Heute Abend findet ein kleines Abendessen statt. Ein paar wichtige Persönlichkeiten werden kommen und ich hoffe, dass du dich dann deutlich besser benimmst."
Ich zog meine Augenbrauen hoch und ging an ihm vorbei. Meine Gefühle hatten momentan die Überhand gewonnen. Ich war so traurig, verzweifelt und wütend zugleich, dass ich mein Benehmen und mein Verhalten nicht kontrollieren konnte. Ich könnte mich ja mal komplett daneben benehmen. Mal gucken wie er das finden würde. Aber dann dachte ich an meine eigentlich Rache. Jeder sollte mich haben können nur er nicht. Ich war bereit das Spiel zu spielen. Also suchte ich mir ein Kleid mit einem besonders weitem Ausschnitt aus. Es hatte obenrum ein Lochmuster. Zwar war ein Hautfarbender Stoff darunter, damit man nicht durchgucken konnte, aber trotzdem war das für eine Kaiserin schon ziemlich freizügig. Und vorallem war es schwarz. Ich wusste ganz genau, dass Yong sich darüber aufregen wird. Seine Frau in schwarz. Eigentlich war es selbstverständlich, dass ich um meinen Bruder trauere, aber nicht wenn ich Kaiserin bin und mein Bruder der größte Feind Chinas.
Selbst meine Kammerzofe schaute mich ungläubig an. Ich hatte zwar seit Lius Geburt, durch eine striktes Fitnessprogramm und Diät abgenommen und konnte so ein Kleid sicherlich tragen, doch sowas schickte sich nicht. Ich hatte dieses Kleid einmal zum Anlass eines Balles schneidern lassen, doch schon damals hatte mein Vater mir verboten, dieses Kleid zutragen. Trotzdem machte meine Zofe mir meine Haare ohne ein Wort zusagen. Schließlich trat Jonas ein. Entsetzt starrte er auf mein Kleid. "Bist du sicher, dass du so gehen möchtest?" "Natürlich." "Nun ich möchte nicht sagen, dass dieses Kleid nicht gewisse Reiz hat, aber ich fürchte, dass genau das Yong nicht unbedingt erfreut." "Und wenn schon." "Louise, das provoziert ihn doch nur." "Eben. Das ist der Sinn dieser Aktion." Risigniert schüttelt Jonas den Kopf. Dann führte er mich aus dem Zimmer. "Louise, im Schloss munkelt schon das Personal, dass wir Beide ein Paar wären. Wir verstehen uns gut. Leider fällt das auch den Angestellten auf. Natürlich hat Yong davon auch Wind bekommen. Wir müssen vorsichtig sein. Wir können uns nicht erlauben, dass Vertrauen von Yong zu verlieren. Und soetwas ist dabei nicht hilflich." "Yong hat meinen Bruder getötet und mein Kind. Um ehrlich zu sein. Ich scheiß auf sein Vertrauen." "Ja Louise. Du hast jeden Grund wütend zu sein. Und ich verstehe, wenn du weglaufen möchtest, aber wenn du hier bleibst kannst du ihn ausspionieren."
Ich blieb stehen. "Ich weiß, aber ich bin verzweifelt." "Das ist auch okay so, aber bitte zieh dir etwas anderes an." Ich nicke und sanft nahm mich Jonas in den Arm. "Ich möchte euch ja nur ungern stören, aber meine Frau hat wichtige Termine." Ruckartig lösten wir uns voneinander. Ich blickte in die wütenden Augen meines Mannes. "Was hast du da eigentlich an?" "Ich gehe mich noch schnell umziehen" sage ich kleinlaut. "Das will ich dir auch geraten haben. In der Zwischenzeit sollte ich mich mal mit Jonas unterhalten." Ich nickte. Jetzt hatte Jonas auch noch Probleme mit Yong und das alles wegen meiner lächerlichen und total dämlichen Aktion. Ich könnte mich selber Ohrfeigen. Schnell zog ich mir ein schlichtes weißes Kleid an. Langsam ging ich wieder zu Yongs Arbeitszimmer. Jonas und Yong warteten bereits auf mich. "Das sieht doch schon viel besser aus." Ich nicke. "Nun denn, dann können wir ja los." Ich hackte mich bei Yong ein und gemeinsam gingen wir in Richtung Esszimmer. Unauffällig drehte ich mich zu Jonas um. Er nickte mir aufmunternd zu. "Keine Sorge Louise. Ich werde weder dich noch Jonas bestrafen. Ich bin ja schließlich ein gnädiger Mensch und habe Jonas gewährt mir alles zu erklären." Ich nickte. Ich war mir ziemlich sicher, dass Jonas alles nur nicht die Wahrheit gesagt hatte. "Wer wird denn Heute alles anwesend sein?" "Nun ja...der König von Rom und seine Tochter...ein paar Minister und Fürsten." "Der König von Rom steht auf Chinas Seite?" "Tja, er ist nunmal ein kluger Mann. Und er hat eine wirklich hübsche Tochter." "Nun, ich habe gehört, sie sei noch nicht verheiratet. Vielleicht kannst du ihren Vater ja davon überzeugen, sie dir zur Frau zugeben." Yong hält an. "Louise. Es gibt für mich überhaupt keine schönere Frau als dich. DU bist meine Liebe und ich werde dich doch nicht gegen irgendjemanden eintauschen. Mag sein, dass wir keinen Thronfolger bekommen, aber trotzdem werde ich dich nie mehr hergeben." Das klang mehr wie eine Drohung, als ein Liebesgeständnis.
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Aus dem Tagebuch einer Prinzessin
Science Fiction"Du denkst immer deine Macht wäre total eingeschränkt, weil du eine Frau bist, aber das stimmt nicht. Deine Macht ist die Manipulation." Jeder von uns glaubt doch an eine moderne Zukunft. Wir stellen uns vor, dass es irgendwann Alltag ist, einen Rob...