die Entscheidung

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Ludwig, mein Bruder stand an die Kutsche gelehnt und lächelte mich an, als ich aus unserer Kutsche stieg. "Wilhelm dachte es wäre etwas unsicher mit einer Kutsche des Kaisers durch Germania zu fahren. Das Volk ist nicht so gut auf ihn zu sprechen. Deshalb hole ich euch ab." Ich lächelte. Wie sehr ich Wilhelm doch vermisste. Ich umarmte Ludwig. Er war mein zweit liebster Bruder. Ein paar Bedienstete, die Ludwig mit gebracht hatte luden mein Gepäck um. Ich war so erschöpft. Die ganze Anstrengung und Aufregung hatten mich total fertig gemacht. Ich merkte wie mein Sichtfeld immer kleiner wurde und alles sich verdunkelte bis ich nichts mehr sah. Trotzdem hörte ich die besorgten Stimmen um mich herum, bis es endlich ruhig um mich wurde.

Als ich wieder wach wurde lag ich in einem mir all zu bekannten Zimmer. Mein Zimmer. Ich war im Schloss des Germanischen Königs. Es war so ein wunderschönes Gefühl nach Jahren wieder heimzukommen. Nur damals war ich 16 unverheiratet und jetzt lag ich hochschwanger mit meinem zweiten Kind auf diesem Bett. Es waren nur 3 1/2 Jahre gewesen, aber sie kamen mir vor wie ein Jahrzehnt.  Es war zuviel passiert. Aber hier kam es mir vor, als wäre alles nie geschehen. Als gäbe es keinen Krieg. Als hätte ich alles nur geträumt. Mühsam rappelte ich mich auf. Den Babybauch mit mir herum zu schleppen fiel mir auch immer schwerer. In letzter Zeit war die Schwangerschaft immer komplizierter geworden. Das ganze Reisen war nicht sonderlich gut gewesen. Und hatte nicht gerade zu meinem Wohlbefinden beigetragen. Aber länger hätte ich nunmal nicht in China bleiben können.

Ich öffnete meine Tür. Noch immer kannte ich mich hier aus. Es war als hätte ich dieses Schloss nie verlassen. Meine Erinnerungen waren noch immer so lebendig. Sie waren auch meine Hoffnung die letzten Jahre über gewesen. Ich hatte mich immer an dem Wunsch eines Tages zurück zu kehren festgeklammert.  Umso schwerer fiel es mir zu begreifen, dass er nun endlich wahr wurde. Langsam ging ich die Flure entlang. Ih versuchte jeden Sekunde zu genießen. Ich wollte jeden Augenblick, jeden Eindruck, jede Farbe, jedes Detail einsaugen und verinnerlichen. Es sah alles noch genauso aus, wie früher. Ich klopfte an Vaters Arbeitszimmer. Nun gehörte es Wilhelm. Seit meiner Ankunft hatte ich ihn noch keinmal gesehen. Das lag natürlich daran, dass ich geschlafen hatte, aber trotzdem konnte ich es nicht erwarten ihn endlich in die Arme zu nehmen.

-überarbeitet-

Aus dem Tagebuch einer PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt