"Das Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt."

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Stille umhüllte mich. Der Park war wie leer gefegt und urplötzlich wurde mir richtig kalt. Mit zittrigen Händen faltete ich den Brief zusammen und versuchte krampfhaft meine Tränen zu unterdrücken. Wieso? Wieso fiel es ihr so leicht?
Vielleicht lag es wirklich daran, dass sie es akzeptiert hatte. Aber ich kann dies einfach nicht. Sie ist weg. Ich werde sie nie wieder in meinem Armen nehmen können. Und ihr nicht versprechen, dass alles gut wird, denn dies ist es nicht. Rein gar nichts ist gut.
Ich beugte mich etwas vor und blickte in den See. Ich sah schrecklich aus. Wahrscheinlich dennoch besser als vor paar Tagen. Ich versuchte mich langsam vom Boden aufzudrücken, was mir gelang.
Ich zitterte sehr. Ich trug nur ein kurzes Shirt und der kühle Nachtwind umhüllte mich. Die Laternen, die im Park verteilt standen, waren bereits an und erleuchteten in einem hellen Gelb Ton den Park.
Urplötzlich fühlte ich mich noch mehr alleine, als ich bereits war.
Ich begann schneller zu gehen, da es anfing zu regnen. Aber es war mir egal, ob ich dadurch mir eine Erkältung einfangen würde...Ich wollte mich nur nichtmehr alleine fühlen.

Durch genässt kam ich Zuhause an. Das Licht auf der Terrasse brannte und man konnte die Stimmen von meiner Mum und den Kindern durch das offene Fenster vernehmen. Mit zittriger Hand betätigte ich die Klingel und ein schriller Ton erklang. Man konnte schnelle Schritte hören und meine Mutter öffnete die Tür. Das herzhafte Lächeln, was vor wenigen Sekunden noch in ihrem Gesicht erstrahlte, erstarb sofort, als sie mich sah. Sie presste nur ein ,,Oh Gott." hervor und zog mich an meinem Arm sofort ins Haus. ,,Mein armer Boobear, Du trocknest noch aus!" brachte sie hervor, ließ meinem Arm los und lief ins Bad um Handtücher zu holen. Ich murmelte nur unverständlich ,,Ich kann nicht austrocknen...Ich bin nass.".
Mum kam mit mindestens fünf Handtüchern wieder. Eins warf sie mir zu und mit einem der Anderen versuchte sie meine Haare trocken zu rubbeln. ,,Mum...Ich...kann das...auch alleine." versuchte ich ihr klar zu machen, soweit ich reden konnte. Sie ließ von mir ab und sah ich abschätzend an. ,,Du gehst am besten nach oben dich frisch machen. Und dann legst du dich ins Bett. Ich werde dir eine schön heiße Hühnersuppe à la mama hochbringen, damit du nicht krank wirst.". Mit einer Hand streichelte sie einmal über den Kopf. Dann brachte sie kopfschüttelnd die Handtücher weg und ich versuchte irgendwie die Treppe hochzukommen.
Oben angekommen ging ich dann duschen, um endlich meinem Kopf frei zubekommen, nur leider fiel mir das schwerer als gedacht. Mit trockenen Klamotten kuschelte ich mich dann ins Bett. Kurze Zeit später bekam ich dann auch meine Hühnersuppe. ,,Jetzt müsste ich dir nur noch was vorlesen. Dann wäre es so wie früher.". Mum streichelte mir immer wieder über den Kopf und seufzte leise. ,,Dass kannst du ruhig." gab ich kaum hörbar zurück, während ich die Suppe schlürfte. Meine Mum gab ein leises Lachen von sich. Sie versuchte wohl die Stimmung etwas aufzulockern. Sie stand auf und ich glaubte sie noch ein "wenn du magst" sagen zu hören. Sie ging zu dem großen Bücherregal aus Buche, was in meinem alten Zimmer stand. Sie musterte die Bücher, bis ihre Wahl auf eins viel. Ihre Wahl fiel auf eins meiner früheren Lieblingsbücher. "Tintenherz" stand in geschwungener Schrift auf dem Einband.
Bevor sie anfing zu lesen, stellte ich die geleerte Schüssel auf meinem Nachttisch und kuschelte mich in mein Bett. Leise begann Mum die ersten Zeile zu lesen und meine Augenlider wurden immer und immer schwerer.


.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.Nächster Tag.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.--.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Leises Vögel zwitschern weckte mich aus meinem Traum, in dem ich gerne noch länger verbracht hätte.
Langsam öffnete ich meine Augen, schloss sie aber sofort wieder. Vor meinem inneren Auge vernahm ich immer noch ihr Gesicht. Sie hatte ein schwaches Lächeln aufgesetzt, genau wie in meinem Traum. In meinem Traum hatte sie mich nochmal daran erinnert, dass ich zurück nach Manchester soll, um dort Antworten zu bekommen.
Und sie hatte mir gesagt, dass sie immer bei mir ist. Bei dem Gedanken an dem Traum sträubte sich meine Haut. Ich fragte mich, ob all diese Träume Zufall seien oder ob es doch übersinnliche Macht gab...

The last letter (Louis/Elounor  FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt