,,Mr. Tomlinson?". Die etwas korpulente Sekretärin ,ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Unbeirrt fuhr sie fort ,,Dr. Andrews hat nun Zeit für Sie.". Ich gab ein kleines Nicken zurück, als Zeichen, dass ich das was sie gesagt hatte, aufgenommen habe. Ich folgte ihr durch die minimal geöffnete Tür.
Vorbei an der Rezeption, folgte ich den Gang entlang bis zur Tür auf der "Besprechungszimmer" stand.
Bevor ich jedoch anklopfen konnte, wurde die Tür von einem älteren Herren in einem weißen Kittel geöffnet. Mit einer schnellen Handbewegung bat er mich in den Raum. Ich wollte mich auf dem Stuhl gegenüber von ihm setzen, doch dann räusperte sich Dr. Andrews.
,,Desinfizieren, bitte." sagte er mit Kälte in der Stimme. Er deutete auf eine kleine Tube.
Zögernd nahm ich etwas von dem Zeug. Schon bald stieg mir dieser Geruch in die Nase, den man nur mit Krankenhäusern in Verbindung brachte.
Durch die weißen Handschuhe schien dies wohl bei Dr. Andrews überflüssig zu sein.
Mit einem erneuten Räuspern schlug er die reichlich gefüllte Akte auf, die vor ihm lag.
Er überflog die einzelnen Seiten...Listen ihrer Krankenhausaufenthalte, ihres letztem Arztbesuches...Ihr Leben.
,,Wissen Sir Mr. Tomlinson. Mrs. Calder war seit...nun ja seit ihr Tod diagnostiziert wurde in meiner Behandlung." erneut räusperte er sich und blätterte weiter durch die Akte. Mein Blick fiel auf die ganzen Diplome, die an der Wand mir gegenüber hingen.
Ein Werbeplakat von Dr. Andrews Praxis fiel verstärkt auf. Dr. Andrews strahlte einen entgegen und bot so einen Blick auf seine perlweißen Zähne. Ein Daumen in die Höhe.
"99%-tige Erfolgsrate" stand in Großbuchstaben geschrieben.
So fühlte sich also die Situation der Angehören einer 1%-tige Misserfolgsrate an.Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust und wartete darauf, dass jemand das Schweigen brechen würde. Mein Blick galt allein dieser Werbung und ich verschwendete zu viele Gedanken an den Kernpunkt der Aussage. Was für eine Lüge!
,,Nun ja, sehen Sie mal dies...." Dr. Andrews unterbrach sich selbst, als er bemerkte, dass meine Aufmerksamkeit nicht ihm galt.
Sofort lenkte er vom Thema ab. ,,Wissen Sie, dieses Plakat wurde bis nach Leeds ausgehängt. Und schon war meine Praxis in aller Munde." mit Stolz in der Stimme fuhr er fort. ,,Natürlich nicht genau 99%, 100% hätte wohl kaum einer geglaubt und bei weniger als 80% wäre meine Praxis nicht das, was sie nun ist.".
Der Schock schlich sich in mein Gesicht. Dafür erntete ich einen verwirrt fragenden Blick von Dr. Andrews. ,,Das heißt sie haben gelogen?" gab ich offen und ehrlich meine Frage preis.
,,Gelogen würde ich es nicht nennen. Nur meine Chancen um einen größeren Erfolg gesteigert. Ja, das wäre wohl passender." ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und ich fragte mich, was mit ihm wohl falschgelaufen ist. ,,Zu wie viel Prozent besteht denn eine Erfolgsrate?" hakte ich nach.
Dr. Andrews setzte eine nachdenkliche Miene auf ,,Ich schätze um die 75-80%. Aber sehen sie es so, es gibt Ärzte die viel niedrigere Erfolgschancen bei ihren Patienten haben.".
Stolz. Einzig und allein Stolz, fand man in seiner Stimme und Mimik. Ich fragte mich andauernd, was hier gerade passierte. Verständnislos schüttelte ich den Kopf.
,,Worüber denken sie so konzentriert nach Mr. Tomlinson?" seine Stimme hatte diesen stolzen Klang immer noch nicht verloren. ,,Hat Familie Calder dies geglaubt? 99% Chance, dass sie gegen den Tod ankommen würde? Oder haben Sie sie schon von Anfang an aufgegeben?" empört schüttelte ich den Kopf. Wie konnte eine Person, die so einen netten Eindruck zumachen schien, so falsch sein?
,,Beruhigen Sie sich Sir." Sanftheit kroch aus seiner Stimme, doch die wollte ich nicht wahrnehmen.
Gespannt darauf, was er zu sagen hatte, wagte ich einen Blick in sein Gesicht. Es schien, als ob eine Maske darauf liegen würde. Unsichtbar auf den ersten Blick, doch scheinbar auffällig nach solchen Gesprächen.
Wie konnte man so sanftmütig aussehen und dennoch das Gegenteil sein?
Er fuhr fort. ,,Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit, sagte einst Ludwig Börne. Und was soll ich sagen, wo er Recht hat, hat er recht." ein dumpfes Lachen drang aus seiner Kehle.
Das war zu viel. Empört stieß ich Luft aus ,,Was wollen Sie damit sagen?" angewidert von diesen Kommentaren drehte ich meinen Kopf weg.
Lauthals traten immer mehr Fragen, Kommentare und unangebrachte Worte in meinen Kopf. Lagen auf meiner Zunge, doch fanden keinen Weg nach draußen. ,,Nun, wohl dass es sehr viele Krankheiten gibt an denen man sterben kann, jedoch können nicht alle geheilt werden. Und nur eine Gesundheit, dies hat doch jeder Mensch. Aber...." Ich unterbrach ihn. ,,Wollen Sie damit sagen, dass Eleanor diese Gesundheit verspielt hatte?!" Fassungslosigkeit lag in meiner Stimme. Es tat mir schon etwas leid, dieses alten Mann so zu konfrontieren, aber wer konnte es mir übel nehmen?
Zustimmend nickte Dr. Andrews ,,So könnte man es sagen. Bei Mrs. Calder schien jede Behandlung hoffnungslos zu sein. Vielleicht hätte es nur eine Verzögerung heraufbeschworen, aber nie den Tod ganz verschwinden lassen.". Ich ging diesen Satz immer wieder in meinen Kopf durch.
,,Hätten?!" mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an. Ein Nicken seinerseits. Sie sagten es hätte nur eine Verzögerung hinauf beschworen...hätte!! Heißt das, sie haben nicht alles versucht?" wütend sprang ich auf. Durch die plötzliche Bewegung kippte der Stuhl nach hinten. Mit einem lauten Knall vernahm man, dass dieser den Boden getroffen hatte. ,,Mr. Tomlinson. Beruhigen Sie sich. Wissen Sie, nicht alle Behandlungen bringen zum Ziel.". Er bemerkte es nicht. Er bemerkte nicht, wie wütend ich gerade war. ,,Und Sie haben es nicht mal versucht?! Was wäre wenn die Behandlungen doch funktioniert hätten?!" Erneut verschränkte ich meine Arme.
,,Dann wäre Mrs. Calder..." Ehe er fortfuhren konnte, schnitt ich ihn ab. Ungewollt wurde meine Stimme lauter und unkontrolliert ,,Dann wäre sie noch hier! Hier bei mir! Und nicht weg! Ich stünde jetzt nicht hier! Und ihre Erfolgsrate wäre vielleicht wahrheitsgemäß.". Auf dem Absatz machte ich kehrt, schnappte mir meine Jacke vom Kleiderständer und riss die Tür auf.Auf lauten Sohlen durchquerte ich die Praxis. Vorbei an der Rezeption und den überraschten Assistentinnen. Die Praxistür knallte ohrenbetäubend hinter mir zu, genauso wie die Tür des Besprechungszimmer vor kurzen Minuten.
Meine Füße trugen mich die steinerne Treppe unter, raus auf die Straßen von Manchester. Jakes Auto parkte genau vor den Türen der Praxis. Ich ließ mich auf den Sitz fallen. Ein tiefer Atemzug. 1..2...3.... ich zählte langsam, um mich wieder zu beruhigen. Mit geschlossenen Augen versuchte ich die Bilder wegzudrängen...Die Tränen zu unterdrücken.
Ich dachte immer wieder darüber nach was wäre, wenn Dr. Andrews die Behandlungen angewendet hätte. Wäre ihre Chance auf ein längeres Leben gestiegen? Wäre sie jetzt an meiner Seite?
Tausende Fragen. Und so viele Antworten, die ich suchte. Ich fragte mich, ob ich je meine Antworten finden würde. Würde sie mir alle geben können? Hatte sie gewusst, was ich mich fragen würde? Mein Blick schweifte zum Radio. Es war ausgeschaltet aber die Stille machte mir nichts aus. Meine Aufmerksamkeit galt wohl eher den Fotos, die Jake dort angebracht hatte. Fotos seiner Familie, von Julia und auch von ihr. Mit zittriger Hand startete ich den Motor, obwohl ich noch nicht losfahren wollte und drehte ich das Radio an.Everybody needs inspiration,
Everybody needs a song
A beautiful melody
When the night's so longMiley Cyrus Stimme drang zu mir durch. "When I look at you" setzte ein. Sie war alles davon. Sie war meine Inspiration...mein Lied, diese Melodie in langen Nächten.
'Cause there is no guarantee
That this life is easy…Ich atmete tief aus. Einfach. Ein einfaches Leben....Sie an meiner Seite.
Tränen liefen meine Wangen hinunter. Sanfte Klavierklänge setzten zum Refrain ein.Yeah when my world is falling apart
When there's no light to break up the dark
That's when I, I
I look at youMein Blick fiel auf das Foto von ihr. Sie strahlte. Ihre wundervollen Augen glänzten. That's when I look at you. Sie hatte Recht gehabt. Sie gab mir Hoffnung. Wenn meine Welt auseinander bricht, wusste ich, dass sie da sein wird. Wenn es kein Licht gibt um die Dunkelheit zu durchbrechen, wird sie kommen und mir ein Licht sein. Das wusste ich.
Ich schaltete das Radio aus. Ich schüttelte schnell den Kopf um diesen auszuleeren. Alle Gedanken sollten verschwinden. Alle Tränen. Ich konnte nichtmehr.
Erneut atmete ich tief aus und begann für mich zu zählen. Als sich mein Puls sich wieder stabilisiert hatte, startete ich das Auto. Mit einem Ruck setzte sich Jays Auto in Bewegung.
ich erinnerte mich an seine Rufe, als ich mir die Autoschlüssel geschnappt hatte und raus gelaufen bin. "Louis Tomlinson. Pass ja auf mein Auto auf. hatte er gerufen. Sein wütendes Gesicht erschien vor meinem inneren Auge. Oh ja er war wütend gewesen. Wut. Erneut stieg dieses Gefühl in mir auf. Ich sah in den Rückspiegel. Ich hatte noch wohl geirrt. Mein Puls beschleunigte sich wieder und meine Augen blitzten auf. 99%. Wie konnte man so lügen. Wenn es war gewesen wäre, hätte sie nie zu den 1% gehört....aber jetzt. SIe hätte hier sein können! Hier bei mir! An meiner Seite! Ich hätte sie halten können! Sie küssen! Einfach ihre Nähe spüren....aber jetzt?! Jetzt würde ich nie wieder diese Chance bekommen!
Unbemerkt drückte ich das Gaspedal weiter rein. Das Auto beschleunigte. Zum Glück war vor mit kein weiterer Wagen.
Tränen liefen unbeirrt meine Wangen hinunter. Wut stieg erneut in mir auf. Das Auto wurde schneller. Flog regelrecht über die Straße.
Ganz in Gedanken versunken, nahm ich dennoch ein lautes Hupen war.
Doch es war schon zu spät. Ein lauter Knall, ich wurde zur Seite geschleudert....und mir wurde schwarz vor Augen._________________________________________________________________________________
An der Seite: When I look at you - Miley Cyrus
Bitte hinerlasst doch ein Kommi mit eurer Meinung das würde mir echt viel bedeuten!
Danke nochmal an alle die fleißig mitifebern, voten und kommentieren. Schonmal Danke wenn ihr es wieder tut <33
Denii.
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The last letter (Louis/Elounor FF)
Fanfic(Das cover ist von ViviiHoran) basierend auf PS, ich liebe dich. Als ich diesen Brief bekam, wusste ich nicht, das dies mir helfen würde zu verstehen. Verstehen wieso sie von mir gegangen ist. Und diese Menschen denen ich begegnen durfte, halfen mir...