31 - Die Ups and Downs meines Herzens

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„Was zur Hölle?", lauteten Tills erste Worte, als ich vor seiner Tür stand.

Ich trug nur ein T-Shirt und eine dünne Jeans. Und das bei stürmischen 11 Grad. Ich war hierher gerannt und weil das Schicksal der Stimmung noch die richtige Note geben wollte, hatte es die Wolken über mich entleert. Ich war patschnass. Hauptsächlich aber nicht durch den Regen, sondern viel mehr durch meine Sturzbäche aus Tränen. Die Niagara waren ein Scheißdreck gegen die Wasserfälle, die aus meinen Augen strömten.

Ich zitterte am gesamten Körper, während mein Herz – oder das, was davon noch übrig war – von Krämpfen geschüttelt wurde.

Till zog mich in sein Elternhaus, um mich vor der Kälte der Welt zu schützen.

„Was ist passiert?", fragte er erschüttert von meiner Erscheinung.

Meine roten Haare klebten an meinem Kopf und ich war mir sicher, dass meine Augen mittlerweile die Farbe meiner Haare angenommen hatten. Ich musste scheußlich aussehen, doch das hinderte Till nicht daran mich in den Arm zu nehmen. Er hatte schon immer ein Gespür dafür gehabt, wann ich eine Umarmung brauchte.

„Hey, was ist denn los?"

Sein Körper war so wunderbar. Ich wollte, dass er mich nie wieder losließ.

Meine Stimme war so sehr erschüttert von Heulkrämpfen, sodass mir das Sprechen schwer fiel und ich mich wie eine sterbende Katze anhörte.

„Er hat mich betrogen."

Seine Umarmung wurde fester. Er strich mir durch die nassen Haare und flüsterte „Das tut mir so leid" zu. Er wirkte nicht überrascht, aber zutiefst betrübt.

Ich heulte mich an seiner Brust aus. Er hielt mich und im Moment war er der einzige Mensch auf dem Planeten, den ich es erlaubte mich zu berühren. Er war der eine von sieben Milliarden.

„Komm mit nach oben in mein Zimmer. Du brauchst warme Klamotten."

Jegliche Kraft hatte meinen Körper verlassen. Ich hing nur noch in Tills Armen und wollte diesen Ort auch nicht mehr verlassen.

„Komm schon, es sind nur ein paar Stufen", versuchte er mich zu motivieren.

Ich schüttelte den Kopf. Nicht einen Schritt könnte ich mehr machen. Wäre Till nicht, würde ich schon längst auf dem Boden hocken und in der Embryostellung kauern. Mein Körper weigerte sich jegliche Befehle meines Gehirns auszuführen.

„Ich helfe dir auch."

Er legte seinen Arm um meine Hüfte und begann dann mit mir Schritt für Schritt zu gehen. Meine Füße schlürften kraftlos über den Boden und immer wieder schluchzte ich laut auf.

Ich hatte Elyas blind vertraut. Ich hatte ihm seine Lügen geglaubt.

Irgendwie schafften Till und ich es in sein Zimmer, wo ich mich auf sein Bett fallen ließ. Till begann in seinem Kleiderschrank zu wühlen und zog eine Jogginghose und ein Pullover heraus. Er roch noch einmal dran, um sicher zu gehen, dass sie frisch gewaschen waren.

„Na los, zieh dich um! Ich guck auch nicht."

Er drehte sich weg. Es hätte mich auch nicht gestört, wenn er hingesehen hätte.

„Soll ich dir einen Tee machen?", fragte er, während ich auf seinen Rücken sah und sein Blick auf einer weißen Wand verharrte.

„Nein."

„Willst du nen Schnaps?"

„Auch nicht."

„Schokolade?"

GingerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt