32 - Zu viel Mann für eine Frau

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Als ich mich in Tills Klamotten auf den Rückweg machte, begann ich mich zu fragen, was eigentlich mit mir los war. Erst versank ich im Liebeskummer und im nächsten Moment knutschte ich meinen besten Freund. Ich gestand ihm sogar meine Liebe und das, obwohl mir nicht einmal bewusst gewesen war, dass ich so etwas für ihn empfand. Es war, als hätte jemand einen Schalter in meinem Gehirn umgelegt. Von Elyas-Modus zum Till-Modus.

Je näher ich mich wieder unserer Wohnung näherte, desto präsenter wurde der Herzschmerz. Elyas hatte mich betrogen und darüber konnte auch nicht Tills Liebesgeständnis hinweghelfen.

Ich ließ mir viel Zeit, als ich die Stufen nach oben schlürfte, denn ich wollte keine Konfrontation haben. Ich wollte nicht seinen perfekten Körper und sein hübsches Gesicht sehen. Zwar kam mir Elyas nicht entgegen, dafür aber Flo. Die Prügelei hatten Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen. Seine Lippe war aufgeplatzt, seine Auge angeschwollen. Normalerweise hätte ich Mitleid gehabt, aber der heutige Tag war nicht normal.

Flo blieb stehen, als er mich sah.

„Alles gut bei dir?", erkundigte er sich ernsthaft besorgt.

Der Gedanke an Till ließ mich besser fühlen, auch wenn mir bewusst war, dass die Situation komisch war und ich Flo besser nicht von dem erzählen sollte, was eben vorgefallen war. Man könnte mich fast als Schlampe bezeichnen, wenn man bedachte wie schnell ich einen anderen Jungen geküsst hatte, nachdem ich erfahren hatte, dass mein Freund mich betrogen hatte. An könnte glauben, dass mir die Beziehung mit Elyas nichts bedeutet hatte, doch das war nicht der Fall. Jetzt, wo ich wieder in unserem Wohnhaus stand, waren die Gefühle für ihn präsenter denn je.

„War es wirklich nötig auf Elyas loszugehen?", fragte ich meinen Bruder und versuchte erst gar nicht meinen zickigen Unterton zu verbergen.

Augenblick änderte sich Flos Laune. Er war sauer und das spiegelte sich auch in dem Pulsieren seiner Pulsader wieder.

„Ist diese Frage gerade wirklich dein Ernst? Er hat dich betrogen und das obwohl du meine Schwester bist und ich ihn gewarnt habe. Ich habe ihm gesagt, wie schwer die ganze Situation im Moment für uns ist und er einmal im Leben treu sein soll. Wie lange hat er durchgehalten? 2 Wochen? Vielleicht auch 3. Ella, verteidigte ihn nicht noch dafür! Er hat jeden Schlag verdient!"

„Niemand hat Schläge verdient", murmelte ich und quetschte mich an ihm im schmalen Treppenhaus vorbei. Ich hatte jetzt keine Kraft für Diskussionen.

„Sag mir jetzt nicht, dass du bei ihm angekrochen kommst und ihm verzeihst!", rief Flo mir hinterher.

„Doch, das mache ich und ich werde mich auch entschuldigen, weil ich eine so eine schlechte Freundin war, die ihn offenbar nicht ausreichend sexuell befriedigen konnte. Ist alles meine Schuld", murrte ich sarkastisch und verschwand in der Wohnung.

Erleichterung breitete sich in mir aus. Keine Spur von Elyas. Entweder hatte er sich in eine Bar verzogen oder er kauerte in seinem Zimmer hinter einem Stapel Bücher.

Ich schlürfte in mein Zimmer. Als ich auf mein Bett fiel, kamen diffuse Gedanken.

Ich ging das alles zu schnell an. Was hatte ich mir dabei gedacht einfach so Till meine Liebe zu gestehen und das, nachdem ich ein Tag vorher noch Hals über Kopf in Elyas verliebt gewesen war? Mein Herz war wie auf Droge und hatte die Verbindung zum Verstand verloren. Die Gefühle für Till waren echt. Da konnte ich mir nichts vormachen, aber wir gingen das zu schnell an und damit taten wir uns keinen Gefallen.

„Ella?"

Erschrocken zuckte ich zusammen.

„Schon mal was von Klopfen gehört?"

GingerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt