Drei

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Drei



Noch immer von Chris abgewandt, wache ich auf. Ich höre seinen ruhigen Atem, bin mir aber ziemlich sicher das er schon wach ist. Nach gestern kann, nein, will ich ihn gerade gar nicht ansehen.
Ich fühle mich komisch, wütend und irgendwie auch ein bisschen traurig gleichzeitig.

Wir liegen vermutlich beide genau gleich da - nackt bis auf die Haut und halb zugedeckt.

„Guten Morgen.", höre ich Chris schließlich vorsichtig sagen.

Sofort beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Ich wende mich ihm dennoch nicht zu, sondern setze mich langsam auf. Das nächstgelegene Kleidungsstück - glücklicherweise ein recht großes und lockeres Shirt von mir - klaube ich vom Boden auf und werfe es mir über.

Auch wenn mir das Herz in die Hose rutscht, richte ich mich auf und verlasse mit schnellen Schritten unser Schlafzimmer - ohne Chris einen Blick zu zu werfen.

Mir ist momentan egal, ob mein Verhalten falsch ist, denn seines ist nicht unbedingt besser. Ich habe wirklich keine Ahnung, was in letzter Zeit nicht richtig läuft.

Ich verschwinde ins Badezimmer, wo ich eine ausgiebige Dusche nehme und mich generell frisch mache.

Als ich das Bad in meinem flauschigem Bademantel verlasse, ist das Frühstück schon fertig.
Chris' Augen treffen meine, was mich fast dazu bringt, in ein anderes Zimmer zu fliehen. Schlussendlich tue ich es doch nicht.

„Als'...", beginnt er, doch wirklich viel Lust darauf einzugehen, empfinde ich nicht.

Trotzdem lasse ich mich am Esstisch nieder und greife nach der Kanne, um mir Kaffee einzuschenken.
Seinem Blick weiche ich so gut es geht aus.
Meine Hände schließen sich fest um die Tasse, während ich so gut wie möglich an ihm vorbei schaue.

„Ally.", versucht er abermals, gefolgt von einem lauten Räuspern.

„Benimm dich nicht wie ein kleines Kind und sieh mich an, und ignoriere mich nicht einfach."

Sein Ton klingt ernst und irgendwie gereizt. Ist das einer wieder einer dieser Momente, in denen er auf einmal, völlig wütend wird? Ich beiße mir auf die Unterlippe und stoße einen kaum hörbaren Seufzer aus.

„Guckst du mich bitte wenigstens an?"

Um nicht völlig sauer zu wirken, braucht es eine Menge Willenskraft, ihm den Kopf zuzuwenden.

Fordernd hebe ich die Brauen.
Der Blick des blonden Chris' wirkt fast etwas traurig.
Noch immer sage ich nichts.

„Was ist denn los mit dir?"

Das ist der Moment, in dem ich es nicht mehr fertig kriege, den Mund zu halten, geschweige denn ruhig zu bleiben.

„Was mit mir los ist?", frage ich rhetorisch.

„Ich bin nicht diejenige, die offenbar eine Affäre hat, Chris!"

Frustriert funkle ich ihn an.
Doch mein Freund zieht lediglich die Brauen zusammen.
Mein Herz schlägt unfassbar schnell. Jetzt wo ich meine Gedanken endlich ausgesprochen habe, fühlt es sich nicht wie erwartet besser an: ganz im Gegenteil.

„Was ist...- ist das dein verdammter Ernst?", will er empört wissen.

Ich antworte nicht, ich könnte gar nicht, denn er lässt mir nicht die Chance dazu.

„Du denkst also, dass ich eine Andere habe? Das kannst du doch nicht ernst meinen!"

Der Ton seiner Stimme wird lauter.

Beau | Sebastian Stan au ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt