Vierundzwanzig

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Vierundzwanzig






Nach dem Sebastian sofort einen Krankenwagen gerufen hat, bin ich irgendwie zu Boden gegangen, habe mich eingerollt und ganz klein gemacht, in der Hoffnung, dass der furchtbare Schmerz weniger wird.

Sebastian geht neben mir in die Knie und legt das Handy auf dem Boden ab.
Mein Herz schlägt furchtbar schnell. Ich weine wie verrückt, kann mich kaum einkriegen.
Er zieht mich fest an sich. Seine Finger zittern, als er mit ihnen über meine Wange, hinauf zu meinem Haar fährt. Er streicht beruhigend darüber.

„Pssh...", macht er leise.

„Es wird alles gut, Ally, pssh..."

Der Dunkelhaarige senkt den Kopf so weit herunter, dass seine Lippen meine Stirn berühren.

„Okay...gleich kommt Hilfe..."

Ich nicke, doch verziehe das Gesicht noch immer, denn der stechende Schmerz in meinem Bauch wird einfach nicht weniger.

„Ich habe Angst...", schluchze ich fast panisch.

„Ich...ich...-"

„Ally, ganz ruhig.", sagt er, aber ich sehe ganz genau, wie blass er ist.

Ich schüttle mich beinahe vor Weinen.




Wir sind beide völlig aufgebracht.

Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, bis die Sanitäter endlich kommen.
Mir ist so furchtbar schlecht.
Ich bekomme kaum noch mit, wie ich auf die Trage gehoben werde.
Alles was ich ganz sicher weiß und auch wirklich verstehe, ist das Sebastian mir keine Sekunde von der Seite weicht.

„Wer sind Sie? Der Freund?", fragt einer der Männer.

Sebastian sieht mich aus blauen Augen an.
Ich beiße fest die Zähne zusammen.

„Ja...", murmle ich. „Kann er mitfahren...bitte?"

Ich schließe die Augen, versuche herunterzufahren, doch die Panik weicht dennoch nicht.

-


Nach der Untersuchung im Krankenhaus scheint mein Herz beinahe zu brechen.
Ich sitze da, die Schmerzen sind mittlerweile gewichen.

„Es tut mir leid, Miss Simmens.", sagt die junge Ärztin, die mich schon untersucht hat, als ich mit Chris hier war.

„Sie hatten...eine Fehlgeburt."

Wie im Schock nicke ich schweigend.

„Wir müssen dennoch ein paar Vorkehrungen treffen...-", beginnt sie, aber ich winke rasch ab.

„Ja...", murmle ich. „Okay..."

Ich will nicht, dass sie ausspricht.
Ich will nicht wissen, was jetzt mit mir passieren wird.

„Der OP wird schon vorbereitet."

Ich habe das Gefühl, als wäre ich in irgendeiner Art Trance, als ich langsam die Augen schließe und probiere den furchtbaren Schmerz in meinem Innerem zu unterdrücken.
Mein Herz rast. Ich zittere, weine jedoch nicht.
Die Tränen wollen nicht kommen.

Wahrscheinlich habe ich Chris meine Freude nicht richtig gezeigt, was falsch war, doch die Angst hat überwogen.
Die Angst, dass ich ein Kind mit Chris kriegen würde und wir nur noch streiten würden.

Angst, das wir nicht mehr glücklich sein würden, denn die letzten Wochen ist alles schief gelaufen.

Dass das Kind wegen uns nicht fröhlich ist.

Jetzt fühle ich mich grottig.

Um ganz ehrlich zu sein, ist gerade ein Teil von mir einfach gestorben.

Ich traue mich kaum die Augen zu öffnen, doch als ich durch den Flur geschoben werde, sehe ich Sebastian an der Wand gelehnt stehen. Er hat das Gesicht in den Händen vergraben und schüttelt heftig den Kopf.

Unwillkürlich strecke ich die Hand nach im aus, berühre ihn nur flüchtig, was ihn aufsehen lässt.
Mit besorgter Miene nickt er mir zu.

„Ich...ich liebe dich.", sagt er mit sehr ruhiger, jedoch zittriger Stimme.

Ich kann nicht lächeln.
Ich kann nicht weinen. Ich kann überhaupt nichts tun, denn ich verstehe das hier nicht.
Ich will es nicht verstehen und ich will es auch nicht realisieren.

„Sie bekommen eine Narkose.", wird mir in dem steril riechendem Raum erklärt.

Ich bekomme kaum noch etwas mit, halte all das kaum aus.

Beau | Sebastian Stan au ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt