29. Kapitel

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Ich halte seine Hand. Irgendetwas stimmt nicht. Harry Styles würde niemals einfach so trinken. Nicht alleine. Oder vielleicht kenne ich ihn gar nicht? Andererseits will ich ihn nicht bedrängen. Ich habe ihn gefragt, was der Grund ist, aber er ist mir dezent ausgewichen. Die Tatsache selbst, dass er alleine war, kann es nicht sein. Die Jungs hätten doch bestimmt mal irgendwas erwähnt, vor allem Niall, der ja von Anfang an wusste, dass da mehr zwischen Harry und mir ist.
   Spekulieren bringt mich nicht weiter. Und heute ist Heiligabend. Ich möchte einfach mal ein vernünftiges Weihnachten erleben, in den 20 Jahren war es jedes Jahr nur purer Stress. Denn wenn meine Familie zusammen kommt, gibt es keine Regeln mehr. Jedes Mal muss meine Mutter sich von ihren Eltern anhören, dass es allein ihre Schuld ist, dass mein Vater abgehauen ist. Dass sie nie fähig war unsere Familie aufrecht zu erhalten. Dann wirft meine Mutter ihren Eltern zu, dass das ihre eigene Schuld ist, da sie meine Mutter nicht richtig erzogen hätten. Bei dem Gedanken an die Diskussion bekomme ich eine unangenehme Gänsehaut. “Woran denkst du?“, fragt Harry vorsichtig und massiert sanft meine Finger. Mein Kopf ruht auf seinen Oberschenkeln, während er auf dem Sofa sitzt und ich liege. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. “An heute Abend. Ich bin froh, bei dir zu sein. Und ich bin gespannt deine Mutter kennenzulernen.“ Er lächelt ebenfalls und nickt. “Und ich bin auf deine gespannt.“  Kurze Hand beugt er sich zu mir hinab und legt seine Lippen sanft auf meine. Ich platziere derweil meine freie Hand in seinem Nacken, während er meine andere nun festhält.

Harry hat mir noch nichts über den Rest seiner Familie erzählt. Gut, ich kenne ihn sowieso schon fast in und auswendig, dem Internet zufolge. Seine Schwester ist bildschön, ich hab echt komplexe bekommen, als ich ihre Bilder gesehen habe. Wobei ich zugeben muss, dass ich mich bei dem Alter seines Vater erschrockenen habe. Naja, wie sagt man so schön? Alter ist nur eine Zahl.

Ratlos stehe ich im Schlafzimmer. Immerhin habe ich die passende Unterwäsche für diesen besonderen Anlass. Ich trage sie bereits. Wobei Harry der einzige sein wird, der sie bewundern darf.
   Er kommt gerade aus dem Bad, die gemeinsame Dusche sollte uns Zeit ersparen, jedoch war das Gegenteil der Fall gewesen. Grinsend kommt er auf mich zu, wieder mal nur mit einem Handtuch gekleidet. “Zieh' dir was an!“, mosere ich und sehe ihm, so gut es eben geht, in die Augen. “Gleichfalls.“, knurrt er bedrohlich und kommt näher. “Wir haben nur noch 'ne halbe Stunde. Meine Mom hat sich für halb fünf angemeldet. Wann kommt denn deine?“ Er beißt sich verlegen auf die Unterlippe. Im selben Moment klingelt es unten an der Tür. Das erste mal, dass ich die Klingel höre. Es ist ein klassisches 'Ding-Dong'. “Das ist nicht dein Ernst!“, rufe ich empört aus und schlage die Hände über dem Kopf zusammen. “Ups?“ Harry schmunzelt leicht, aber mir ist gar nicht zum Lachen zu Mute. “Und wann kommen dann die Jungs?“ Hätte ich nur nicht gefragt. Bevor ich mich versehe geht die Schlafzimmertür auf und Niall, Louis und Liam stehen im Raum. Ich kreische kurz und reiße Harry das Handtuch von der Hüfte, um es vor meinen halbnackten Körper zu halten. Alle vier Jungs fangen an zu lachen, Harry scheint sich überhaupt nicht zu schämen. “Du bist in Unterwäsche, Harry ist nackt. Und du reißt ihm das Handtuch weg? Mit dir möchte ich niemals alleine sein, wenn eine Apokalypse ausbricht!“, lacht Louis und geht wieder raus. Ich schnaube und spüre die Röte, die meinen gesamten Kopf einnimmt. “
Harry schickt die anderen beiden auch runter, sagt ihnen, sie sollen schon mal decken und schließt die Tür. Dann dreht er sich zu mir und grinst. Aber ich, ich bin fuchsteufelswild, gehe ebenfalls zur Tür hinüber und drehe den Schlüssel um. “Ach, komm schon.“, schmunzelt Harry und nimmt mir das Handtuch weg. “Ach komm schon?! Harry, ich bin entsetzt!“, schreie ich ein wenig zu laut und balle beide Hände zu Fäusten. Überrascht sieht er zu mir und hört auf in seinem Schrank zu wühlen. “Bitte was?“ Die gute Laune von gerade eben ist wie verpufft. Unser erster richtiger Streit als Paar. Das wird noch einer werden, das verspreche ich mir selber. “Weißt du, normalerweise würde ein aufrichtiger Mann andere Kerle sofort rauswerfen und nicht noch mit ihnen über mich lachen!“ Harry runzelt die Stirn und diese Falte zwischen seinen Augen kommt zum Vorschein. “Über die Situation.“, verbessert er mich und ich platze  beinahe vor Wut. Doch ich beschließe tief durch zu atmen und es dabei zu belassen. Unten warten unsere Gäste. Beleidigt von seinem Verhalten stapfe ich zu seiner Seite des Schrankes und stoße ihn bei Seite, was mir erst beim zweiten Anlauf gelingt und ihn wieder schmunzeln lässt. Ich durchsuche die sauber geordneten Regale und finde schließlich, wonach ich gesucht habe. Harry sieht mir nachdenklich zu, dann zieht er selbst sich an. “Ich gehe schon mal nach unten.“, murmelt er und verschwindet. Als ich sicher bin, dass mich niemand mehr hört, lasse ich die mit Mühe zurückgehaltenen Tränen laufen und boxe in mein Kopfkissen. Ich gebe zu, dass ich mir selbst etwas bescheuert vorkomme, aber das muss jetzt einfach raus. Mir gefällt es nicht, immer mehr Seiten von ihm kennenzulernen. Auch, wenn es nur seine Jungs sind, das war nicht richtig. Aber wer weiß, was für kranke Sachen die vier mit anderen Mädchen gemacht haben, wenn sie auf Tour waren.
   Ich schiebe diesen Gedanken und das dazugehörige Kopfkino bei Seite und ziehe den viel zu großen Pullover von Harry zusammen mit einer schwarzen Leggings an. Schuhe spare ich mir. Und dass seine Mutter da unten hockt und auf mich wartet ist mir ebenfalls komplett egal. Ich hoffe, dass sich Harry so richtig schön für mich schämt.

Geschminkt habe ich mich trotzdem, wenn auch nicht sehr auffällig, aber meinen Stolz behalte ich vorerst noch. Mit einem gammel-Dutt auf dem Kopf schlurfe ich runter und mir steigt sofort das gute Essen in die Nase, dass ein naheliegendes Hotel so eben geliefert hat. Harry ist natürlich der erste, der mich sieht und steht sofort auf. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu und er setzt sich wieder. Neben ihm sitzt eine bildschöne Frau, ein bisschen älter als meine Mutter, denke ich, und lächelt mich an. Meine Mutter ist mit dem Wein beschäftigt. Liam und Niall unterhalten sich und nehmen sich schon was von dem Essen. Louis taucht plötzlich neben mir auf. “Hey, tut und leid, wegen vorhin. Wir haben das alles nicht so gemeint.“ Sein Blick fällt auf Harry. “Keiner von uns.“ Ich nicke nur und gehe weiter. Irgendwie ist mir der Appetit vergangen.

The Deal || Harry Styles *COMPLETED* #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt