Kapitel VI

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Müde öffne ich die Augen. Ich habe wirklich schlecht geschlafen, aber das ist vermutlich normal, wenn man bedenkt, dass ich ,so weit weg von meiner eigentlichen Heimat entfernt, in einem fremden Bett liege. Aber das war nicht das Einzige, was mich wach gehalten hat, ich hatte einen sehr merkwürdigen Traum. Ich kann mich nicht erinnern, jemals überhaupt geträumt zu haben, aber diesmal hat es sich unglaublich real angefühlt. Ich saß in einem Raum, wobei das übertrieben ist, denn eigentlich war es um mich herum nur hell. Ich konnte nichts erkennen, weder Wände noch den Boden oder sonst irgendwas. Dazu kommt noch, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ich konnte nicht mal den kleinen Finger rühren. Und plötzlich erschien eine strahlende Kreatur vor mir, es war mir unmöglich, die Augen offen zu halten. Dieses Wesen sagte zu mir, ich hätte hier nichts zu suchen und solle wieder dahin zurückkehren, wo ich herkam. Ich frage mich, ob sich jemand, oder viel mehr etwas, in meine Träume geschlichen hat. Mir wird schon nichts passieren, hoffe ich zumindest. Ich schüttle den Kopf und sage zu mir selbst : „Das war nur ein Traum, was soll's!" ich stehe auf und schlürfe müde ins Bad. Ich spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, um endlich wach zu werden. Ich blicke in den Spiegel und... Whoa, was ist das denn für eine Kreatur? Ich sehe schrecklich aus. Blass, Augenringe, zerzauste Haare - ich habe mich tatsächlich vor mir selbst erschreckt! Nach einer gefühlten Ewigkeit, es muss wirklich lange gedauert haben, zu mindest hat mehrmals jemand angeklopft und gebrüllt, ich solle endlich aus dem Bad kommen, gehe ich wieder zurück in mein Zimmer. Na wenigstens sehe ich wieder halbwegs menschlich aus, und das für ein Dämon... bei diesem Gedanken lache ich innerlich.
Ich schleiche in die Küche und dort sitzen auch schon... verdammt, ich habe ein mieses Namensgedächtnis... ach ja: Eric und Kate waren die Namen. Sie lächelt mich an und begrüßt mich mit einem freundlichen „Guten Morgen, Matti!" Für mich ist es zwar kein so guter Morgen, aber ich will mir lieber nichts anmerken lassen, also entgegne ich mit einem „guten Morgen" und setze mich an den Tisch. Ich schaue Eric an, er sieht so aus, als hätte er auch nicht viel Schlaf bekommen. Aber es interessiert mich nicht wirklich, was die beiden in der Nacht so machen. Kate stellt ein Korb mit Brötchen auf den Tisch und fragt.
„Kaffee oder Tee?"
Ein ungläubiges: „Was?", ist alles, was ich raus bekomme.
„Sag bloß, du kennst keinen Kaffee?"
„N-Nein, so was haben wir in der Hölle leider nicht"
„Dann musst du das unbedingt probieren", sagt sie mit einem Grinsen,
„Wie du siehst, ist mein lieber Mann vor seinem Kaffee nicht zu gebrauchen."
Er schreckt auf: „Hä, was?" Kate lacht so, als hätte jemand gerade einen unglaublich guten Witz erzählt, aber ich verstehe nur Bahnhof.
„Nichts Schatz, trink einfach weiter deinen Kaffee", sagt sie mit einem breiten Grinsen. Er schaut etwas genervt und rührt weiter in seiner Tasse rum. „Hier, ich gieße dir was ein", sagt sie, während sie mir irgendwas schwarzes in meine Tasse schüttet. Vorsichtig probiere ich... Heiß und bitter, aber ich könnte mich dran gewöhnen. Sie schaut mich fragend an. Ein lächelndes Nicken reicht ihr als Antwort.
„Du musst hungrig sein, nachdem du gestern nichts zu essen bekommen hast. Möchtest du etwas haben, es wird dir sicher schmecken!" Ich bin zwar etwas misstrauisch, aber nachdem ich gestern nichts bekommen habe, bin ich tatsächlich hungrig. Ich nicke wieder einfach nur. Kate geht in die Küche und kommt mit einem Teller zurück, den sie direkt vor mir hinstellt. Ich sehe mir an, was auf dem Teller liegt, und versuche, keine Miene zu verziehen. Da sieht ja das, was ich aus der Hölle gewohnt bin noch appetitlicher aus. Ich frage mich, ob alle Menschen so was essen, oder ob Kate mich nur ärgern will. „Probiere es einfach, du wirst schon nicht sterben", sagt sie immer noch mit diesem lächeln, welches auf die Dauer echt unheimlich wird. Aber wie heißt es doch so schön, in der Not frisst der Teufel Fliegen! Wenn Mao das hören würde, würde er bestimmt wieder anfangen, zu fluchen. Solche Redewendungen kann er gar nicht ab. Aus Höflichkeit, und weil ich nach gestern wirklich hungrig bin, probiere ich es zumindest. Naja, nicht alles. Diese rote Soße mit den weißen Stückchen drin sieht aus, als wäre sie schon einmal gegessen worden. „Oh schade, du magst wohl auch keine Baked Beans? Eric aber auch nicht!" Sie nimmt mir den Teller weg und bringt ihn wieder in die Küche. Als sie wieder kommt, setzt sie sich an den Tisch und fragt: „Sag mal Matti, was ist eigentlich genau dein Auftrag hier?" Ich stelle die halb volle Tasse Kaffee hin und sehe sie ernst an: „Um ehrlich zu sein, weiß ich das selber nicht so genau."
„Los, nun erzähl schon! Ich will alles hören!", drängelt sie wie ein kleines Kind an einem Regal voller Süßigkeiten. Wie hält ein Dämon, der noch bei Verstand ist, es nur mit ihr aus?
„Ich soll eine Seele, oder viel mehr einen Menschen, finden, der sich wohl hier in der Nähe aufhalten soll. Ich weiß weder, wie diese Person aussieht, noch, wie sie heißt." Das hört sich zwar wie ein schlechter Witz an, entspricht aber leider der Wahrheit. Ich weiß nichts über diese Person, Mao konnte, oder eher wollte, mir nicht mehr sagen.
„Mehr hat dir Mao nicht sagen können?"
„Nein, und als ich ihn gefragt habe, wie ich diese Person finden solle, meinte er bloß, ich werde noch Informationen bekommen, wenn ich hier bin." Ich frage mich, wann das sein wird? Ich will so früh wie möglich wieder hier weg.

„Aaaah, es gibt doch nichts Besseres, als eine Tasse Kaffee am Morgen", sagt Eric plötzlich, während er die Tasse auf den Tisch knallt. Wow, er scheint doch noch unter den Lebenden zu Weilen. Bei diesem Mann wirkt Kaffee ja wirklich Wunder.
„Schatz, es waren vier Tassen, nicht nur eine." Mit einem erzwungen freundlichem Lächeln sagt er einfach nur: „Ja Schatz, ich liebe dich auch!"
Er wendet sich wieder mir zu. „So wie ich Mao kenne, hat er schon wieder ganz andere Sachen zu tun. Eigentlich wollte er sich gestern Abend schon melden, aber es kam keine Nachricht, nichts! Aber ich glaube, ich kenne jemanden, der dir bei deinem kleinen Problem helfen kann!" Ich schaue ihn erstaunt an: „Und wer?" „Komm einfach mit, ich bringe dich zu ihr."

Im Auftrag des TeufelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt