Kapitel XXIX

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Währen Elizabeth mittlerweile eher ängstlich hinter meinem Rücken steht, fängt Eric an zu erklären: "Wenn Mao uns kontaktieren will, kann er das einfach über unsere Träume tun, so hat er auch mir bescheid gesagt, dass du kommst." Ich nicke, schließlich wusste ich, dass Mao auch auf die Träume dieser Welt aufpasst. "Anders herum geht das natürlich nicht. Wir nutzen eine kleine Teufelsbeschwörung." Er öffnet die Tür, im sonst dunklen Badezimmer brennen zwei rote Kerzen vor dem Spiegel - der Geruch kommt mir bekannt vor.
"Wir benötigen dafür nur einen Spiegel", fährt Eric fort. Ist das echt sein ernst? Über einen Spiegel? Ist dem Autor nichts besseres eingefallen?
"Und wozu sind diese komischen Kerzen?" Eric kratzt sich am Kinn und denkt kurz nach.
"Kennst du eine ordentliche Beschwörung ohne Kerzen? Ich finde, sie gehören einfach dazu!" Er lächelt mich unschuldig an, während ich ihn am liebsten aus dem Fenster werfen möchte. Ich beschließe, dass einfach zu ignorieren.
"Wie geht es jetzt weiter?" Eric wird plötzlich ernst, geht zum Spiegel und schreibt mit einer roten Flüssigkeit undeutliche Zeichen an den Spiegel. "Farbe", sagt er fröhlich, "früher haben wir das immer mit Blut gemacht, aber das wurde uns irgendwann zu aufwendig." Langsam glaube ich wirklich, ich bin hier im falschen Film.
Kurz, nachdem er das letzte Zeichen an den Spiegel geschmiert hat, leuchten sie auf und eine Art Nebel erscheint kurz darauf im Spiegel. Als er sich lüftet, sieht man... Mao?! Es hat also wirklich funktioniert! Man sieht ihn, wie er an seinem übertrieben großen und protzigen Schreibtisch sitzt. Ich straffe meine Gestalt. "S-Sir?", frage ich leicht aufgeregt. "Na endlich", er scheint erleichtert, endlich mit mir sprechen zu können, doch nach diesem kurzen Anflug von Emotionen schaut er wieder so ernst und monoton, wie sonst auch immer. "Wir hatten einige... nennen wir es einfach technische Probleme", sagt er, während er die Papiere auf seinem Schreibtisch ordnet, "wir kennen den genauen Grund dafür noch nicht, aber das, und der Vorfall während deinem Übergang, wird schon untersucht." Ohne mich dabei zu Wort kommen zu lassen, fährt er fort: "Es tut mir sehr leid, dass du bis jetzt keine Einzelheiten zu deinem Auftrag bekommen hast. Deine Mission ist es-" "Sir", unterbreche ich ihn während seines viel zu langen Monologs, "verzeihen Sie bitte, dass ich Sie unterbreche, aber ich möchte Ihnen zu erst zeigen, wen ich gefunden hab." Mao zieht eine Augenbraue hoch und schaut mich fragend an. Ich drehe mich um und sehe, wie Elizabeth sich gerade aus dem Staub machen will. Ich schaffe es noch gerade so, sie daran zu hindern, indem ich sie am Kragen packe. Sie schaut mich wie eine Schlange an, der man gerade auf den Schwanz getreten ist und im Begriff ist, einen tödlich zu vergiften. Ich zögere, aber nach kurzer philosophischer Überlegung über richtig und falsch, gut und böse, entscheide ich mich dafür, Elizabeth doch vor den Spiegel zu zerren.
"Hi Dad", sagt sie mit einem falschen Lächeln. Verblüffung ist in Maos Gesicht geschrieben, als er seine Tochter sieht.
"L-Lilly?", entfährt es ihm unabsichtlich. Ich schaue breit grinsend zu Elizabeth "Lilly, huh?" Ich schreie kurz auf. Ein heftiger Tritt gegen mein Schienbein bringt mich schnell zum Schweigen. Ihr Gesicht zeigt eine Mischung aus Wut und Scham und sie brüllt: "Du sollst mich nicht so nennen! Ich bin kein kleines Kind mehr!" Ich versuche mir immer noch das Grinsen über den Namen zu verkneifen, während es Mao immer noch die Sprache verschlagen hat. Als er bemerkt, dass ihm die Situation langsam entgleitet, räuspert er sich und tut wieder ernst, auch wenn er eine gewisse Freude nicht verbergen kann. Dass ich das Mal zu Gesicht bekomme: einen erleichtert lächelnden Mao. Sonst schaut er immer wie jemand, dessen reiche Großtante verstorben ist und das einzige, was man erbt, eine alte Kiste mit Büchern ist, die keiner kennt. "Also", fängt er an, als er sich halbwegs wieder gefangen hat, "dein Auftrag..." Er schaut hastig auf die Zettel vor ihm, und scheint das richtige Blatt nicht zu finden. Ich habe ihn wohl etwas aus dem Konzept gebracht. Diese Tatsache verstärkt mein Grinsen nur noch, während Elizabeth - ich hindere sie immer noch am Abhauen - eher so aussieht, als würde sie gleich explodieren. Erleichtert seufzt Mao, er legt nun auch die Zettel beiseite: "Lassen wir die Förmlichkeiten einfach mal weg. Wie ich sehe, hast du deinen Auftrag, meine Tochter zu finden, bereits ohne meine Hilfe ausgeführt. Ich hätte wahrlich nicht damit gerechnet, dass du es so schnell schaffst." Erleichtert lässt er sich in seinen Stuhl sinken und lehnt sich zurück, es scheint ihm eine wirklich große Last von den Schultern genommen worden zu sein. Man erwartet irgendwie, dass er sich jetzt eine Zigarre anzündet und 'Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert' in seinen nicht vorhandenen Bart brabbelt.
"Gut, jetzt wo du sie gefunden hast, brauchst du sie nur noch wieder zurück bringen, und dein Auftrag ist erfüllt!" Eigentlich habe ich auf diese Worte gewartet, seit dem Tag, an dem ich hier angekommen bin. Ich sollte mich wohl darüber freuen, endlich zurück zu dürfen, aber irgendwie stellt sich bei mir keine Freude ein. Eher im Gegenteil.
"Nein", flüstert Elizabeth zu erst nur. "Nein, ich komme nicht zurück! Es gefällt mir hier", ruft sie nun laut und mit Überzeugung. Aber das scheint Mao nicht zu überraschen. Seine Miene verfinstert sich, als er sich wieder nach vorne beugt. "Du kommst zurück. Diese Welt ist nicht für eine Prinzessin geschaffen!" Dem Mädchen neben mir ist die Wut deutlich ins Gesicht geschrieben. Mir ist dieser Familienstreit eher unangenehm, und ich will mich schon heimlich aus dem Staub machen, als mein Chef klare Worte spricht: "Ich dulde keine Widerworte, auch nicht von meiner Tochter. Ende des Gesprächs. Ich schicke Geri und Freki, um euch abzuholen." Mit dem Ende dieses Satzes scheint auch das Gespräch beendet, denn der Spiegel klart sich wieder auf und scheint nur noch ein normales Badmöbel zu sein. Elizabeth Blick wirkt schockiert und selbst Eric, welcher noch immer in der Tür steht, scheint überrascht zu sein, aber nicht positiv.
"Was ist denn mit euch los?" Ich schaue die beiden fragend an.
"Du weißt nicht, wer Geri und Freki sind, oder?", sagt Erik sichtlich schockiert.
"Bei diesen beiden Dämonen handelt es sich um Maos Wachhunde, sie sind für die schmutzigen Jobs zuständig. Gnade existiert in ihrem Wortschatz genausowenig, wie Mitgefühl." Wow, wenn die beiden wirklich so schlimm sind, hat Mao aber eine seltsame Weise, die Liebe zu seiner Tochter zu zeigen.
"Ich muss hier weg", sagt Elizabeth geistesabwesend. Sie stürmt davon und die Treppe hinunter. Ich renne ihr hinterher, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich sie noch zurück bringen will. Als sie die Tür öffnet, stehen jedoch zwei Männer in Anzügen vor der Tür, die nicht gerade freundlich aussehen. Sie wirken eher, als würden sie in ihrer Freizeit Bäume mit den Händen ausreißen. Elizabeth bemerkt die beiden nicht mal, als sie panisch das Haus verlassen will. Sie knallt gegen die beiden Gestalten und fällt nach hinten. Als sie die Männer bemerkt, stottert sie ängstlich zwei Namen: Geri und Freki.

Im Auftrag des TeufelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt