Kapitel XII

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„Die Bestien... wovon?", frage ich ungläubig. „Die Bestien Satans!", sagt Eric abwesend. Ich habe diesen Namen noch nie gehört. Fragend schaue ich zu Kate, die nur mit den Achseln zuckt. Wir beide schauen den immer noch bis auf die Knochen durchnässten Mann fragend an. Er atmet tief durch und scheint zu versuchen, sich irgendwie wieder zu beruhigen. „Die Bestien Satans. Das ist... Nein, eigentlich WAR es eine Sekte, die den Teufel angebetet hat." Ich muss mir bei dem Gedanken, dass jemand Mao anbetet, ein Grinsen verkneifen. Er ist echt nicht der Typ, der viel Aufmerksamkeit von den Menschen will. Im Gegensatz zu dem Alten da oben, der auf diese ganze Anbeterei echt zu stehen scheint, wäre Mao das wohl eher unangenehm. Deswegen hatte er es auch nicht nötig, Mythen und Legenden über ihn zu verbreiten, die dann auch noch in einem Buch festgehalten werden. „Soweit ich weiß", fährt er fort, „waren sie nur in Südeuropa tätig, wo sie für einige rituelle Morde verantwortlich gemacht wurden." Bei dem Wort 'Morde' komme ich ins Grübeln. Als ob es dem Teufel wirklich gefallen würde, wenn man für ihn Menschen tötet. Das bedeutet doch nur mehr Arbeit. Ich wusste zwar, dass es auf der Erde einen Kult um den Teufel gibt, aber ich dachte, er wird immer noch für 'Das pure Böse' gehalten. „Aber die gibt es doch nicht mehr, oder?" Plötzlich schaut Eric mich wütend an "D-Das ist nur deine Schuld!", brüllt er voller Wut. "Bevor du hier her gekommen bist, war alles in bester Ordnung", er taumelt wie in Trance auf mich zu, "aber dann musstest du ja kommen und alles zerstören!" Wie? Was habe ich denn jetzt damit zu tun? Er steht nun direkt vor mir, seine Augen wirken unheimlich leer. "Wenn du nicht wärst...", stammelt er noch, bevor er zu einem Schlag ausholen will.
"Eric", brüllt Kate noch lauter, als er es tat. Sie stellt sich zwischen uns beide und umarmt ihren Mann. "Du weißt, dass ihn keine Schuld trifft. Es wäre so oder so passiert." Tränen füllen Erics Augen, als Kate langsam seine Faust runter drückt. "Bitte beruhige dich, jetzt den Kopf zu verlieren hilft unserem Sohn auch nicht." Eric fällt auf die Knie und schluchzt, er sieht wirklich elend aus. Kate scheint im Kopf 300 Pläne zu entwickeln, um ihren Sohn heil nach Hause zu bekommen. Wer hätte erwartet, dass sie von den beiden die Stärkere ist?
„H- hat dir Makayla gesagt, wo sie sind?", fragt sie kühl. Er schweigt. „Eric, hat sie dir gesagt, wo sie sind?", frage sie mit mehr Nachdruck. „Nein... ", stammelt er, „Unser Sohn... wir sind machtlos." Ich sehe ihn fassungslos an. Auch wenn ich mich hier nie willkommen gefühlt habe, will ich nicht, dass Jack etwas passiert. Mist, ich muss nachdenken... hat er irgendetwas erwähnt, wo sie ihn hinbringen könnten? 'Ich gehe noch mit meinen neuen Freunden mit, sie wollen mir etwas sehr Wichtiges zeigen!', mehr hat er leider nicht gesagt... verdammt, ich fühle mich so verdammt machtlos gerade!
Warte... Zwar hat Jack mir nichts gesagt, aber ich erinnere mich dunkel, dass Lance etwas über irgendwelche älteren Schüler gesagt hat. Argh, verdammtes Gedächtnis!
Jetzt fällt es mir wieder ein.
"Ich weiß, wo sie sich vielleicht aufhalten könnten", murmele ich unsicher. "W-was? Sofort raus damit!", brüllt Eric mich an.
"Ich... weiß nicht, ob es euch hilft, es könnte auch-"
"Scheiß drauf, jetzt sag es einfach!", unterbricht er mich lautstark.
"Jetzt beruhige dich endlich, Schatz." Kate versucht ihren Mann immer noch zu beruhigen, kann aber selbst die Tränen kaum zurück halten.
"Sag uns bitte einfach, was du weißt, vielleicht hilft es ja", sagt Kate mit ruhiger Stimme. Ich versuche zusammen zu kriegen, was ich weiß. "Ein Klassenkamerad hat etwas von einem alten Bunker in einem Wald erzählt, an dem sich die älteren Schüler ab und zu treffen, vielleicht-" Noch während ich überlege, ob ich noch etwas weiß, springt Eric auf und rennt raus. Kann er etwa was damit anfangen? Als ich ihm hinterher starre, meldet sich Kate zu Wort, ihre Stimme enthält einen Schimmer Hoffnung: "Würdest du bitte mit ihm gehen? Ich habe Angst, dass er sonst etwas wirklich dummes macht."
"Aber... er ist bestimmt schon längst los gefahren, so wie er aus dem Haus gestürmt ist", versuche ich mich irgendwie rauszureden. Ich will nicht mit Eric allein irgendwohin fahren, vor allem nicht, wenn er so drauf ist. Kate schüttelt den Kopf: "Mein kleiner Wirrkopf hat die Autoschlüssel vergessen."
"Ich-"
"Bitte, Marax! Er wird deine Hilfe brauchen!"
Ohne ein Wort zu sagen, stehe ich auf, greife mir die Schlüssel und gehe Eric hinterher.
Eric steht am, immer noch verschlossenen, Wagen und durchsucht wütend seine Taschen.
"Suchst du was?", frage ich ihn sarkastisch, während ich den Schlüsselbund um meinen Finger kreisen lasse.
"Tse, was willst du denn hier?"
"Deine Frau meinte, ich soll auf dich aufpassen."
Er murmelt irgendetwas, während er mir die Schlüssel entreißt.
"Worauf wartest du noch, steig endlich ein", knurrt Eric, während er einsteigt.
Ihn fahren zu lassen war in seinem Zustand wohl nicht gerade meine beste Idee. Er hat alles und jeden ignoriert. Um ein Haar hätten wir sogar eine ältere Dame überfahren. Aber nach einer halben Ewigkeit und drei Nahtoterfahrungen sind wir an unserem Ziel angekommen. Es ist ein großer Wald. „Hier soll es sein?", frage ich. Erik nickt nur. Mittlerweile ist er nicht mehr aufgelöst, sondern viel mehr wütend geworden.
"Hör zu, wir werden hier wohl nicht nur eins der Gesetze von Mao brechen. Also wenn du hier bleiben willst, gerne!"
Als ob Mao sich immer an seine eigenen Gesetze halten würde? Außerdem geht es hier wohl um Jacks leben, da wird er es bestimmt nicht so eng sehen.
"Das kannst du vergessen, ich komme mit. Wer weiß, was du ohne mich anstellst?!" Zähneknirschend starrt er mich an, das war wohl nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte.
Ich schaue in den nicht sehr einladend wirkenden Wald „Und wo willst du jetzt hin? Ich sehe nur Bäume"
„Denkst du, mir geht es anders?", antwortet er genervt. Ich seufze leicht. „Aber einfach so blind drauf loszulaufen wird uns wohl auch nichts bringen. Wer weiß, wie groß das Gelände ist. Am Ende verlaufen wir uns n-"
„Nun komm endlich, wir haben keine Zeit zu verlieren!", brüllt Eric mir aus dem Wald entgegen.
„A-Aber, was, wenn wir uns verlaufen?", stottere ich, aber das hört er schon gar nicht mehr. Er ist einfach kopflos in den Wald gerannt. Ich renne ihm hinterher und versuche ihn einzuholen. „Wa-was, wenn wir sie endlich gefunden haben?", frage ich völlig außer Atem, als ich ihn endlich bei ihm bin. „Was schon? Wir suchen und befreien Jack!", sagt er wütend. Ich traue mich kaum zu fragen, aber ich weiß, wozu wütende Dämonen so alles imstande sind. Ich denke, er ist da keine Ausnahme. „Ich meine, was, wenn wir auf Gegenwehr stoßen?" Er schaut mich verärgert an. „Ich meine nur, wir sollten Kollateralschäden vermeiden." Eric sagt kein Wort und rennt weiter durch den Wald. Wir bewegen uns jetzt schon hart an der Grenze, was wir machen dürfen, aber wenn wir Menschen töten, bekommen wir doch noch große Probleme...
„Lass das einfach meine Sorge sein, heute wird hier keiner sterben." Ich schaue ihn verdutzt an, was er aber einfach ignoriert. „Da vorn", er deutet auf etwas im Wald, als wir näher kommen, entpuppt es sich als ein altes, heruntergekommenes Gebäude. "Das ist jetzt deine letzte Chance, du kannst sehr gern wieder zurück gegen!"
"Vergiss es, du wirst mich nicht los", ich schlage ihm freundschaftlich zwischen die Schulterblätter, was er aber nur mit einem wütenden Blick kommentiert. Dieses kleine Haus aus Beton wirkt verlassen, als wäre seit Jahren niemand mehr hier gewesen. Außerdem wirkt es auf mich viel zu klein, für eine Gruppe Menschen. Ich schaue durch eins der zertrümmerten Fenster. Alles, was ich sehe, ist eine dicke Staubschicht und zwei Ratten, die sich um ein Stück Brot streiten. „Bist du dir sicher, dass es hier sein soll? Es wirkt eher verlassen auf mich." Ich höre es hinter mir nur schnauben. „Ein Bunker ist unterirdisch viel größer, du Idiot." Die Stimme ist wesentlich tiefer, als gewohnt und sonst würde er nie jemanden beleidigen. Ich drehe mich um: „Wie hast du mich gerade gen-" Hinter mir steht Eric... in seiner Dämonengestalt.

Im Auftrag des TeufelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt