Wirrwarr [Edward King]

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A/N: Cast für Edward.

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Angewidert starrte er auf das Durcheinander vor sich. Wann hatte er angefangen, zu einem solchen Ekel zu werden? Kopfschüttelnd sammelte er seine Kleider auf, hängte sie auf den Stuhl neben dem Bett und widmete sich dann der Kleidung seiner heutigen Eroberung, deren Kleidung er jedoch nicht über den Stuhl, sondern über das Fußende des Bettes legte. Dann betrachtete er nachdenklich das Mädchen. Ihre hellbraunen Haare lagen über das gesamte Kopfkissen verteilt, während sie friedlich schlief und sich an die Bettdecke klammerte, als wäre er es. Würden sie jemals verstehen, dass er das gar nicht wollte - dass er ihre Nähe auf diese Weise gar nicht ertragen könnte?

Er nahm die Mädchen wie eine Droge. Sie würden seine Probleme mit Sicherheit nicht lösen, aber sie machten es für ihn möglich, sie für eine Zeit lang zu vergessen. Spürte er, wie sein Charme bei einer Auserwählten wirkte, fühlte er sich dadurch bestätigt. Die Zweifel, ob er überhaupt ein richtiger Mann war, waren sofort vergessen und er widmete sich mit Hingabe den Mädchen.

Nur, dass es mittlerweile keine Auserwählten mehr gab. Es waren jedes Mal einfach irgendwelche Mädchen. Ob sie intelligent waren und er mit ihnen vorher wenigstens noch ein angenehmes Gespräch führen konnte, interessierte ihn schon lange nicht mehr. Jetzt war er auch noch dazu übergegangen, gar nicht mehr darauf zu achten, ob sie halbwegs attraktiv waren - so wie bei diesem Mädchen. Hässlich war sie bestimmt nicht, und einige Jungen wären überaus glücklich gewesen, sie in ihrem Bett zu wissen, aber sie entsprach einfach nicht seinem Geschmack. Wilde rote Locken und Augen, dunkelgrün wie die See an einem stürmischen Tag, entsprächen da schon eher seinen Vorstellungen.

Genervt verzog er sich ins Bad. Solche Gedanken hatte er in den letzten Wochen öfter gehegt, und von Mal zu Mal waren sie ihm absurder vorgekommen. Rote Haare, pa!

Frustriert drehte er das Wasser so kalt, wie es überhaupt ging und zwang sich selbst unter die Dusche. Er hätte schreien können im ersten Moment, so kalt war das Wasser. Doch nachdem er sich erst einmal überwunden hatte und den verlockenden Moment, in dem er am liebsten das Wasser wärmer gemacht hätte, durchgestanden hatte, konnte er förmlich spüren, wie das kühle Nass seine erhitzten Gedanken wieder kühlte.

"Möchtest du nicht wieder ins Bett kommen? - Verdammt, das ist ja eiskalt!", quiekte die Stimme seiner neuesten Eroberung, die sich hatte zu ihm unter die Dusche stellen wollen. Sie zog die Augenbrauen zusammen und funkelte ihn herausfordernd an, als erwarte sie von ihm, dass er das Wasser wärmer stellte und sie zu sich ließ.

"Nein", entgegnete er schroff und zog den Arm aus ihrem Griff. "Und jetzt lass mich in Ruhe und verzieh dich einfach."

"Zurück ins Bett? Dann warte ich da -", gurrte sie, doch seine raue Stimme schnitt ihr das Wort ab.

"Nein. Geh mir einfach aus den Augen." Manchmal, in sehr wenigen Fällen, überkam ihn Mitleid für die Mädchen, denen er das Herz gebrochen hatte. Manchmal fand er, er ging etwas zu ruppig mit ihnen um und er müsste sich im Nachhinein bei ihnen entschuldigen, aber an Tagen wie diesen wusste er, dass es jetzt eh zu spät war. Viele von ihnen hatten erzählt, er wäre ihr Erster gewesen - für ihn wäre es sinnlos gewesen, auch nur den Versuch zu unternehmen, sie davon zu überzeugen, dass er noch Jungfrau war, deshalb entschied er sich häufig für "Du bist die Eine, das spüre ich" und es war erstaunlich, wie viele Mädchen auf diese Masche hereinfielen. Die Angst, diese Mädchen für immer unempfänglich für die Liebe gemacht zu haben, nagte etwas an seinem guten Gewissen. Doch es gab Dinge, die hinterließen noch viel größere, schmerzhaftere Bisswunden an seinem Gewissen, und die würde er nicht wieder entfernen können, wenn er gut zu den Mädchen war, also spielte es letztendlich auch keine Rolle mehr.

Kind Des HimmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt