Waking up

Um sie herum war alles schwarz.
In ihren Ohren hallten Kampfgeräusche nach, und die Stimmen von Steve und Natasha.
Doch irgendetwas stimmte nicht.
Sie fühlte sich anders und alleine.
Verzweifelt versuchte sie die Augen aufzumachen, und selbstständig zu atmen, doch etwas hinderte sie daran.
Mit aller Kraft schien sich etwas auf ihren Mund zu pressen.
Panik überkam sie, langsam brannten ihre Lungen.
Leise und gedämpft begann etwas in ihrer Nähe zu piepen.
Hastige Schritte näherten sich, jemand machte etwas an ihrem Gesicht, und plötzlich konnte sie atmen.
Lautstark ließ sie Luft in ihre Lungen strömen.
Dann öffnete sie die Augen.
Es dauerte einen Moment lang bis sie sie offen halten konnte, so geblendet war sie von all dem Licht.
Was war hier los?
Rebecca versuchte sich aufzurichten, doch mehrere Schläuche und Kabel hinderten sie daran.
"Bitte bleib noch liegen."
Einen Moment lang dachte sie, es wäre Steves Stimme gewesen, und kurz fühlte sie sich unglaublich glücklich, doch dann beugte sich Bruce Banner über sie.
Ihre müden Augen konnten Natasha hinter dem Wissenschaftler ausmachen, die die Hand vor den Mund geschlagen hatte.
In ihren Augen glitzerten Tränen.
"Hol Steve."
Murmelte Bruce Natasha zu, die nickte und losrannte.
"Wa-"
Ihre Stimme wollte ihr nicht gehorchen, ihr Hals fühlte sich an als hätte sie monatelang nichts mehr getrunken.
"Was ist hier los?"
Schaffte sie es schließlich zu krächzen.
"Du lagst im Koma."
Rebecca versuchte sich zu erinnern was passiert war.
Der Kampf gegen Ultron, die herabfallende Stadt, sie hatte fast ihre ganze Kraft verbraucht.
"Wo ist Sergej?"
Kalte Furcht packte sie.
Selbst Banner schaffte es nicht, ihren Oberkörper wieder nach unten zu drücken als Rebecca sich aufsetzen wollte.
In ihrem Kopf schrie sie panisch nach ihrem besten Freund, doch tief in ihrem inneren wusste sie, dass es das war was sich verändert hatte.
Sie hatte Sergej immer in ihrer Nähe gespürt, stets hatte er einen Platz in ihrem Kopf ausgefüllt, der sich jetzt anfühlte als hätte jemand mit einem Buttermesser versucht eine Hirn-OP durchzuführen.
Heiße Tränen begannen ihre blassen Wangen hinunterzulaufen.
Bruce schüttelte mit mitleidiger Miene sanft den Kopf.
"Es tut mir leid. Er hat es nicht geschafft."
Rebecca schluchzte laut, und hörte gar nicht mehr damit auf.
"Nein."
Es war herzzerreißend, wie sie Spindeldürr dasaß, noch immer an mehrere Geräte angeschlossen ,und sich mit heiserer Stimme die Seele aus dem Leib schluchzte.

"Wenn das ein Scherz ist bringe ich dich um."
Die Stimme des Captains klang unheimlich bedrohlich, selbst in seiner Verfassung schaffte er es noch respekteinflößend zu wirken.
"Glaub mir, ist es nicht."
Natasha versuchte überzeugend zu klingen. Sie konnte es selbst nich nicht ganz fassen dass Bruce Banners Behandlung so schnell angeschlagen hatte.
Das Blau von Steves Augen blitzte hinter dem rötlichen Schleier auf.
"Gehen wir."
Meinte er, und die Witwe hatte Schwierigkeiten den Ton seiner Stimme zu deuten.
Steve ging so schnell, dass die Rothaarige ihm hinterher joggen musste.
So dauerte es nicht lange bis sie vor dem Krankenzimmer standen, wo der Captain im Türrahmen einen Moment lang innehielt.
In ihm tobte ein Chaos von Emotionen, und er versuchte sich zu erinnern wann er das letzte mal eine solche Angst hatte.
Sie war dort in diesem Raum. Sie war am leben. Sie war aufgewacht.
Und hatte ihn nicht alleine gelassen.
Er brauchte einen Moment um das sinken zu lassen, dann rannte er schon fast in den Raum.
Erschrocken sah Steve, dass Rebecca so laut weinte wie noch nie.
Innerlich korrigierte er sich.
Tatsächlich hatte er sie schon einmal so schluchzen gehört, damals, als ihre Erinnerungen zurückgekehrt waren.
Immer noch ängstlich, ob das ganze nicht einer seiner grauenhaften Albträume war, hastete er zum Krankenbett und zog Rebecca an sich.
Genau jetzt, wo er gerade dabei gewesen war die Hoffnung augzugeben, und schon fast vergessen hatte wie sich ihre Haut unter seinen Fingern anfühlte, war sie zurück.
Fest vergrub er sein Gesicht in ihren Haaren und atmete Rebeccas Duft ein, versuchte sie auf allen Ebenen wahrzunehmen.
In seiner Umarmung merkte er, wie Rebecca sich an ihn schmiegte.
"Sergej-"
Flüsterte sie mit kratziger Stimme.
"Ich weiß."
Unterbrach der Captain sie und zog sie noch näher an sich.
"Es tut mir leid."
Er ließ sie einfach weinen, wie er es schon mal getan hatte.
Nach einer Weile wurden die Tränen weniger, und Rebecca richtete sich etwas auf.
Steve setzte sich zu ihr aufs Bett, ließ sie ihren Kopf auf seine Brust legen und ließ einfach auf sich zukommen was jetzt passieren würde.
"Was ist passiert?"
Vor genau dieser Frage hatte er Angst gehabt.
Er konnte ihr nicht einfach neutral berichten was alles passiert war bevor die Stadt gefallen war.
Vorsichtig begann er ihr zu erzählen, wie Pietro Maximoff bei dem Versuch Clint zu retten ungekommen war, wie Vision Ultron zerstört hatte, und ein letzter, verirrter Roboter Sergej die Verletzungen zugefügt hatte, die er nicht überleben konnte.
Rebecca schien sich etwas gefasst zu haben, und wirkte still und nachdenklich.
Als er fertig war, bewegte sie sich so, dass sie ihm ins Gesicht blicken konnte, und strich ihn sanft mit der Hand über die Wange.
"Ich bin so froh dass es dir gut geht."
Flüsterte sie und sagte dabei genau das, was Steve gerade ausdrücken wollte.
Dieser schloss kurz die Augen.
"Ich dachte du wachst nicht mehr auf."
Eine Welle von glücklichen, hellen Emotionen schwappte über ihn herein.
Er war sich ziemlich sicher, dass das mit ihren Fähigkeiten zu tun hatte, doch er ließ es geschehen.
"Jetzt bin ich ja wach, oder?"
Sie versuchte sich an einem Lächeln.
Dann richtete sie sich etwas auf und küsste ihn zärtlich auf die Lippen.
"Ich liebe dich, das weißt du?"
Rebecca Lächelte etwas breiter, und dieses mal sah es wirklich echt aus.
Sie nickte.
"Ich dich auch."
Es wäre wahrscheinlich zu einem weiteren Kuss gekommen, doch eine breit grinsende Natasha stand im Türrahmen und unterbrach die beiden mit einem räuspern.
"Kaum wach und schon wieder am küssen, typisch."
Sie lief schnell ans Bett und drückte Rebecca an sich.
"Willkommen zurück unter den Lebenden."