Wortlos folgte Rebecca Bucky, bis die beiden vor einem für Brooklyn typischen Wohnhaus aus Backstein standen.
"Hier habe ich in den Vierzigern gewohnt. Hab es geschafft die Wohnung zurückzukaufen."
Murmelte der ehemalige Winter Soldier während er die Tür aufschloss.
Statt zu antworten drängte sich Rebecca an ihm vorbei in den Eingangsflur und suchte halt an einer Wand.
Flach dagegengepresst versuchte sie ihre Atmung in den Griff zu kriegen.
Die Beerdigung, die erneute Erinnerung an Steve- das alles ließ Rebecca sich fühlen als hätte jemand ein paar Tonnen Steine auf ihrem Brustkorb abgeladen.
Verzweifelt versuchte sie tief Luft zu holen, scheiterte aber kläglich.
Ihre Sicht verschwamm, ihr Kopf drehte sich... Ihre Panikattacke war kurz davor sie in die Bewusstlosigkeit zu befördern.
Doch sie konnte nicht aufhören an Steve zu denken, diese Erinnerungen wollten nicht aus ihrem Kopf und suchten sie heim wie verdammte Geister.
"Becca."
Sie nahm die eindringlich klingende Stimme nur dumpf am Rande ihres Bewusstsein wahr.
"Rebecca."
Jemand packte sie unsanft an der Schulter.
Als würde sie aus einem Alptraum aufwachen riss sie die Augen auf und schnappte laut nach Luft.
Direkt vor ihr stand Bucky, seine tiefblauen Augen direkt auf ihre gerichtet.
"Atme."
Er holte tief Luft.
"Ein."
Sie folgte seinem Beispiel.
"Und aus."
Bucky spürte wie sie sich unter seinem Griff entspannte.
Eine Weile lang standen sie einfach nur da, Blicke ineinander verschmolzen, und versuchten ihre Lungen daran zu erinnern ihren Job zu tun.
"Besser?"
Fragte Barnes leise und bekam ein schwaches Nicken zur Antwort.
Er wusste wie es war keine Kraft mehr zu haben gegen all dieses Gewicht auf seinen Schultern anzukämpfen.
Rebecca senkte den Kopf.
"Danke."
Bucky hatte Schwierigkeiten das Wort zu verstehen, so leise hatte Rebecca es geflüstert.
Den Blick voller Sorge hob er ihren Kopf sanft mit seiner menschlichen Hand an und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
Für den Bruchteil einer Sekunde waren sie wie festgefroren, grüne Augen fixiert auf ein paar blaue.
Dann stellte Rebecca sich auf die Zehenspitzen und küsste Bucky.
Verzweifelt zog er sie an sich, den Kuss erwidernd und sogar noch vertiefend.
Rebecca wusste dass es falsch war ihn zu küssen, sie beide wussten das.
Doch sie hoffte so sehnlich dass dieser Kuss diese Leere in ihr füllen würde, sie wenigstens für eine Weile ablenken konnte von all dieser Trauer.
Für eine Nacht tat es das.Noch halb im Land der Träume öffnete Rebecca träge die Augen.
Einen schmerzhaften Moment lang dachte sie es wäre Steve der neben ihr im Bett lag.
Beinahe hätte sie wieder die Augen geschlossen und dabei die Wärme genossen die von dem Mann neben ihr ausging.
Doch ein plötzlicher Gedanke ließ sie hellwach werden.
Rebecca zuckte zusammen und rollte aus dem Bett, sofort damit beginnend zurück in ihre Kleidung zu schlüpfen.
Währenddessen regte sich Bucky auf dem Bett.
Stöhnend setzte er sich auf und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Das, was da gestern passiert ist-"
Rebecca hielt inne und wirkte dabei wahnsinnig aufgebracht.
"- darf nie wieder passieren. Nie. Du hast Natasha, und ich- ich-"
Der ehemalige Winter Soldier hob den Blick und nickte langsam.
"In dem Punkt sind wir uns absolut einig."
Murmelte er leise, mehr zu sich selbst als zu Rebecca.
Abwesend sah er dabei zu wie sie zurück in ihren Pullover schlüpfte, bis er realisierte dass sie dabei war zu gehen.
"Wo willst du hin?"
Sie atmete hörbar aus und drehte sich im Türrahmen um.
"Jemand hat meinen Mann getötet. Und ich werde seinen Mörder finden."
Bevor Bucky in irgendeiner Weise reagieren konnte war Rebecca verschwunden.
Wütend schleuderte er die Nachttischlampe durch den Raum.
Das erste mal seit seinen Winter Soldier Tagen hatte er komplett die Kontrolle verloren.
Und einen immensen Schaden angerichtet."Mrs. Rogers?"
Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang verwirrt.
"Hallo Mr. Fury."
Sie grüßte ihren Vorgesetzten monoton und versuchte bei Steves, ihrem Nachnamen nicht in Tränen auszubrechen.
"Wie kann ich ihnen helfen, Rebecca?"
Sie holte tief Luft.
"Ich will Informationen zum Tod meines Mannes."
Eine kurze Pause entstand.
"Was wollen sie wissen?"
"Ich will wissen wer es getan hat."
"Ich bin mir nicht sicher ob sie befugt sind diese Information zu erhalten."
"Lassen sie die Formalitäten, Fury, sie wissen genau dass ich dazu befugt bin seit ich den Ehevertrag unterzeichnet habe. Also werden sie es mir sagen oder muss ich erst in ihre Zentrale kommen?"
Der S.H.I.E.L.D- Director gab ein Geräusch von sich das ein wenig wie ein Knurren klang.
"Also gut."
Lenkte er jedoch schließlich ein.
"Erinnern sie sich noch an Vincent Mors?"
Die Reaktion ihres Körpers hätte jedem Anwesenden als Antwort gereicht.
"Wo finde ich den Dreckskerl?"
Rebecca fühlte nach der Glock in ihrer Jackentasche.
"Er sitzt in New Yorks best bewachtestem Gefängnis. An ihrer Stelle würde ich kein Risiko eingehen."
"An ihrer Stelle würde ich keine großen Reden schwingen die am Ende eh nichts bewirken. Aber anscheinend können sie das ja gut."
Mit diesen Worten legte Rebecca auf und warf das Prepaid-Handy zu Boden.
Der Anruf war kürzer als dreißig Sekunden gewesen und damit unmöglich zurückzuverfolgen.
Sie lächelte kalt und grimmig in sich hinein.
Zwar hatte Fury ihr nicht den Namen des Gefängnisses verraten, doch war es trotzdem ziemlich klar wohin sie Mors verfrachtet hatten.
Sie nahm ein Taxi dorthin und gab dem Fahrer übermäßig Trinkgeld, unter der Bedingung er würde über seinen Fahrgast schweigen."Kann ich ihnen helfen, Miss?"
Fragte der Rezeptionist gelangweilt, ohne wirklich den Blick von seiner Boulevardzeitung zu heben.
"Mein Name ist Rebecca Rogers. Ich bin hier um Vincent Mors zu sehen."
Der Blick des Angestellten schoss nach oben.
Seine Augen wurden groß.
"Warten sie einen Moment."
Flüsterte er eingeschüchtert und hob einen Finger.
Nachdem er einen Anruf getätigt hatte erschien kurz darauf ein breit gebauter Mann im Anzug, an dem alles nach Bundesagent schrie.
"Mrs Rogers, mein Name ist Dean Waters. Federal-"
"Mir ist egal zu welchem traurigen Geheimdienst sie gehören. Bringen sie mich einfach zu Mors."
Der Agent nickte respektvoll.
"Wenn sie mir bitte folgen würden."
Sie passierten einen düsteren, grauen Gang nach dem anderen, bis sie an einer dicken Hochsicherheitstür ankamen.
Der Agent zog eine Schlüsselkarte aus der Innentasche seines Jacketts und hielt sie gegen einen unscheinbaren Scanner.
"Gar keine Iris-Scans?"
Fragte Rebecca und hob eine Augenbraue.
Waters lachte arrogant.
"Glauben sie mir, die brauchen wir hier nicht. Das hier ist eines der sichersten Gef-"
"Können sie bitte aufhören zu reden und mich zu Mors bringen bevor ich Homozid begehe?"
Er verstummte und blickte nervös auf Rebeccas rechte Hand, aus der eine grüne Ranke spross.
"Natürlich."
Murmelte er und wies ihr vorauszugehen.
"Gehen sie den Gang hinunter, Mors sitzt in der hintersten Zelle. Sagen sie den Wächtern wer sie sind, dann werden sie hereingelassen."
Ohne ein Wort des Dankes rauschte Rebecca an ihm vorbei und konzentrierte sich auf das Hallen ihrer Schritte in dem tristen Gang.
Beinahe hätte sie laut losgelacht.
Sicherstes Gefängnis im Staat.
Kein einziger hatte sie nach Waffen oder ähnlichem kontrolliert, nur weil sie die trauernde Ehefrau des verstorbenen Nationalhelden war.
Anscheinend schien niemand in dem Laden logisch denken zu können.
Auch die Wächter direkt vor der Gefängnistür waren leicht zu überzeugen.
Nach nur drei Minuten wurde ihr die doppelte Stahltür ohne Fenster geöffnet.
Das Bild, das sich ihr bat ließ sie schaudern.
Die einzige Lichtquelle im Raum war eine grelle Neonröhre an der Decke, deren weißes Licht den Raum schwarz und weiß erscheinen ließ.
Bis auf Vincent Mors, der in seiner orangenen Häftlingskleidung lächerlich herausstach.
Er saß seelenruhig an einem kleinen Tisch und folgte jeder von Rebeccas Bewegungen aufmerksam.
"Wen haben wir denn da. Steve Rogers kleine Hure. Tut es schön weh?"
Sie widerstand dem Drang die Zähne zu fletschen und wünschte sich zum einhunderttausendsten mal Sergej wäre noch bei ihr.
"Warum haben sie es getan?"
Fragte Rebecca ruhig.
Einen Moment lang blickte Mors sie ungläubig an, dann brach er in Gelächter aus.
"Warum ich ihren Mann getötet habe?"
Er wischte sich eine imaginäre Lachträne weg, dann verwandelte sich seine zu einem Lächeln verzogene Fratze in einen stechenden Todesblick.
"Nach dem was sie meiner Frau angetan haben fragen sie auch noch? Sie ist gestorben und kein verdammtes Schwein hat es interessiert! Noch weniger hat es die Leute interessiert dass ihre Mörderin die Frau ihres verdammten Staatshelden ist!"
Rebecca bemühte sich den Schrecken aus ihrer Miene zu verbannen.
Sie hatte gewusst dass Bellona Mors nachdem Rebecca sie von sich geschleudert hatte schwer verletzt gewesen war, aber nich dass es so ernst um sie ausgesehen hatte.
Auf einmal begann sie Vincent Mors Taten zu verstehen.
Und das machte ihr Angst.
Sie hob das Kinn und zog die Glock aus ihrer Jackentasche.
"Ich habe aus reiner Notwehr gehandelt, etwas das sie von sich nicht behaupten können."
Ohne zu zögern hielt sie die Pistole direkt auf die Höhe seines Kopfes.
Mors lachte leise, dabei hörten seine kalten Augen nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde auf in ihre zu blicken.
"Glauben sie wirklich sie werden sich besser fühlen nachdem sie mich umgebracht haben? Bei ihren Prinzipien?"
Rebecca bewegte sich kein Stück.
"Also gut, Also gut."
Der Mann hob abwehrend die Hände.
"Dann machen sie schon Fierce. Tun sie sich selbst keinen Gefallen."
Peng.
Obwohl sie seit Ewigkeiten keine Pistole mehr in der Hand gehalten hatte, war der Schuss dennoch genau durch den Kopf gegangen.
"Mein Name ist Rebecca Rogers, du Mistkerl."
Mors reagierte schon nicht mehr als sie ihm vor die Füße spuckte.
Er war in seinem Stuhl zusammengesunken und sah beine aus als würde er Schlafen.
Er sah friedlich aus.
Immerhin ist er jetzt bei seiner Liebe.
Rebecca wusste nicht woher dieser Gedanke kam, doch für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie darüber nach sich selbst eine Kugel durch den Kopf gehen zu lassen.
Ihre Aufgabe hier war erledigt, und irgendwie fühlte sie sich als gäbe es ohne Steve keinen Platz mehr in der Welt.
Doch dann schüttelte sie den Kopf.
Sie musste unbedingt auf andere Gedanken kommen.
In die Normalität zurückkehren, soweit das möglich war.
Deshalb atmete sie tief durch- und schlug sich selbst auf die Nase.
Dann ließ sie die Waffe fallen und klopfte an die Zellentür.
Ein bleich gewordener Wärter öffnete ihr mit gezogener Waffe.
"Machen sie keine ruckartigen Bewegungen! Was ist passiert, M'am?"
Rebecca bemühte sich ihre Stimme besonders verstört klingen zu lassen.
"Ich- Er... Er hat mich angegriffen und wollte- ich musste-"
Der Blick des Gefängnisangestellten fiel von Mors Leiche zur Waffe am Boden.
Dann legte er beschwichtigend einen Arm auf Rebeccas Schulter.
"Es ist alles gut, Mrs Rogers. Sie haben nichts falsches getan."
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Waking up
FanfictionUltron ist besiegt- doch zu was für einem Preis? Die Avengers kehren zu ihren normalen Leben zurück, alle bis auf Steve Rogers. Er kämpft mit dem Verlust, der mit ihrem Sieg verbunden war. Und trotzdem bahnt sich eine noch viel größere Bedrohung als...