Bevormundung

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"Was?!"
Die leise, gedämmte Stimme von Clint Bartons Frau weckte Rebecca aus ihrem leichten Schlaf.
Irgendetwas war hier faul, sie hatte diese Frau noch nie so aufgebracht gehört.
So leise wie möglich hievte Rebecca sich aus dem Bett, wobei ihr runder Bauch ihr nach ihrem Geschmack viel zu sehr im Weg war.
Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinunter und blieb hinter dem Türrahmen zur Küche stehen.
"Clint weißt du wie verdammt dumm es ist sich gegen die Regierung zu Stellen?"
Ein kurze Stille folgte, dann seufzte Laura Barton leise.
"Weißt du wenigstens wie du den Captain kontaktieren kannst?"
Rebecca zog ihre Augenbrauen zusammen.
In letzter Zeit hatte sie nicht wirklich viel von der Außenwelt mitbekommen, die Radio- und Fernsehantenne des Hauses war kaputt.
Zumindest hatte man ihr das erzählt.
Plötzlich stellten sich die feinen Härchen in ihrem Nacken auf.
Die kaputte Technik, von der sie nichts verstand, war kein Zufall.
Sie wurde Absichtlich von etwas außen vor gelassen.
"Dann Pass bloß auf dich auf, hörst du? Ich brauche dich am Geburtstag deiner Tochter hier, nicht im Gefängnis. Ja, ich liebe dich auch."
Rebecca hörte die Frau, die mittlerweile zu einer guten Freundin von ihr geworden war, tief durchatmen.
"Bye."
Das Geräusch des Telefons, das auf die Arbeitsplatte der Kücheninsel gelegt wurde war Rebeccas Signal.
Mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen betrat sie die Küche.
"Oh, Hi Rebecca, ich dachte du schläfst noch."
Laura bemühte sich nicht allzu überrascht zu klingen, doch ihr schnell klopfendes Herz pochte verräterisch in Rebeccas Ohren.
"War das Clint?"
Die Unterlippe seiner Frau zuckte kurz, dann nickte sie.
"Er hatte nur schon länger nicht mehr angerufen und..."
"Was ist da los?"
Rebecca richtete sich auf und trat einschüchternd näher, die Farbe ihrer Augen vom warmen Grün zu eisigem Blau wechselnd.
"Was soll da los sein?"
Versuchte Laura ihre Frage abzutun und die Situation zu lockern.
"Sich gegen die Regierung stellen? Steve kontaktieren? Ich bin nicht dumm, Laura, ich weiß dass ich nicht nur zufällig von der Außenwelt abgeschnitten bin."
Auch Rebeccas Herz begann schneller zu schlagen.
Würde sich als wahr herausstellen, dass ihr etwas verheimlicht wurde, würde das automatisch bedeuten dass Steve sie angelogen hatte.
Wieder.
Laura rieb sich mit zusammengekniffenen Augen über das Gesicht.
"Tut mir leid Rebecca, aber ich kann es dir nicht erzählen. Ich habe es Clint und deinem Mann versprochen."
Diese Worte trafen Rebecca wie ein Hieb in die Magengrube.
Warum nahmen Leute ständig an sie könnte die Wahrheit nicht vertragen oder nicht selbst auf sich aufpassen?
Warum trafen alle ständig wichtige Entscheidungen für sie?
"Bitte Laura. Wenn gerade etwas schlimmes passiert muss ich es wissen. Es geht um meine..."
Sie strich sich über den Bauch, eine Geste die sie selbst nicht wirklich bemerkte.
"...unsere Zukunft. Mit können nicht alle ständig die Wahrheit verschweigen weil sie Angst haben ich könnte sie nicht vertragen."
Laura setzte an ihr zu widersprechen, doch verstummte bei Rebeccas Blick.
Sie seufzte hilflos.
"Die Regierung versucht die Avengers, inklusive Sam, James Rhodes und Ant Man, dazu zu zwingen sich der UN zu unterstellen. Jedoch gefällt einigen diese Vorstellung gar nicht und... Es sind getrennte Lager entstanden."
"Was bedeutet das?"
Rebecca versuchte zu ignorieren dass ihre Finger und Knie zitterten.
"Tony auf der einen, Steve auf der anderen Seite. Er ist befugt Steve und sämtliche Verweigerer des Vertrages festzunehmen."
"Tony... Tony macht Jagd auf Steve?"
Obwohl sie gedacht hatte, dass das nicht möglich war, begann ihr Herz noch schneller zu schlagen.
"Auf Steve, Bucky, Natasha, Sam, Scott Lang... Sämtliche Versuche, die Situation friedlich zu regeln sind gescheitert."
Laura atmete tief durch.
"Es kam schon zu einer Konfrontation der beiden Seiten."
"Was?"
Zischte Rebecca.
"Das ganze hat Ausmaße eines Bürgerkriegs."
Murmelte Laura Barton betreten.
Ohne ein Wort drehte sich Rebecca um und rannte schon fast die Treppe nach oben zu ihrem Zimmer.
Mit vor Angst großen Augen folgte ihr Laura.
"Was hast du vor?!"
Rief sie.
Rebecca schlüpfte wütend in andere Klamotten und passierte Laura im Türrahmen, nicht ohne sie dabei leicht anzurempeln.
Unten an der Tür schlüpfte sie in eine von Steves Lederjacken, die an der Garderobe hing.
"Rebecca!"
Mit blitzenden Augen drehte sie sich um.
"Was auch immer du vor hast, du bist wütend und kannst gerade nicht klar denken. Egal was du versuchst, du würdest zwischen die Fronten geraten und dich selbst unnötig in Gefahr bringen. Denk an dich, denk an das verdammte Kind!"
Rebecca schüttelte langsam den Kopf.
"Wäre ich von Anfang an eingeweiht gewesen würde ich jetzt vielleicht anders reagieren. Und du liegst falsch, ich denke gerade so klar wie schon lange nicht mehr. Ich kann jetzt nicht einfach so dasitzen wie meine besten Freunde und mein Mann sich gegenseitig bekämpfen."
"Du riskierst ins Gefängnis zu kommen. Gehen dich liegt aufgrund deiner Taten in Sokovia genauso ein Haftbefehl vor wie gegen Bucky. Und der hat keinen Babybauch der ihm im Weg ist."
Rebecca hielt die Tränen zurück und hob den Kopf.
"Sollen sie doch versuchen mich hinter Gitter zu bringen."
Mit diesen Worten griff sie nach Lauras Autoschlüsseln, die wie immer auf einer Anrichte lagen, und verließ das Haus.
Im Auto angekommen genehmigte sie sich einen Moment zum durchatmen.
Das stellte sich jedoch als Fehler heraus, denn alle aufkochenden Emotionen in ihr schrieen danach bemerkt zu werden.
Wut gewann schließlich, und dementsprechend wütend schlug sie kurz auf das Lenkrad ein.
Dann holte sie wieder zittrig Luft und startete den Wagen, mit nur einem Ziel: Tony Stark finden.

Waking upWo Geschichten leben. Entdecke jetzt