Trauer

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Mit dem verlassen des Gefängnisses begann sich in Rebecca ein stumpfes, alle anderen Emotionen verblassen lassendes Gefühl der Leere breit zu machen.
Sie hatte Steve gerächt, ihren Steve, und doch war die Trauer kein Stück erträglicher geworden.
Was sollte sie jetzt tun?
Sie war alleine.
Den noch vor wenigen Stunden so starken Bund mit Bucky hatte sie zerstört, und der Rest der Avengers würde sie wahrscheinlich nicht mehr ansehen wollen sobald sie erfuhren was sie Vincent Mors gerade angetan hatte.
Schaudernd biss sie sich auf die Zunge um sich selbst daran zu hindern loszuweinen und winkte sich an der nächsten Straßenecke ein Taxi heran.
Nach einer kurzen Zeugenaussage hatte sie das Gefängnis verlassen dürfen, die ganze Sache war lächerlich leicht gewesen.
"Wohin wollen sie, Mrs?"
Die Stimme des Taxifahrers holte sie aus ihren Gedanken zurück in die Wirklichkeit.
Einen Moment lang überlegte Rebecca.
Dann nannte sie ihm ihr Ziel.

"Warum sollte ich herkommen, Mr Stark?"
Fragte Bucky und es vermied dabei der ebenfalls anwesenden Natasha in die Augen zu blicken.
Rebeccas Berührungen schienen immer noch auf seiner Haut zu prickeln, selbst nach zwei ausgiebigen Duschen war das Gefühl ihrer Lippen auf seinen nicht verschwunden.
"Hör auf mich zu siezen, du Mistkerl, und sag mir wo Rebecca ist!"
Knurrte der Milliardär bedrohlich.
Ein unangenehmes Gefühl der Vorahnung begann sich in James Brustkorb einzunisten.
"Ich... Ich weiß es nicht."
Murmelte er betreten.
"Du weißt es nicht, so so. Könnte erklären wieso Rebecca gerade in ein verdammtes Gefängnis eingedrungen ist und Mors getötet hat!"
Die letzten Worte hatte Stark fast geschrien.
Sämtliche der Konversation beiwohnenden Personen zuckten zusammen.
Wie es schien hatte Tony die gesamte Einheit der Avengers für ein Treffen einberufen, selbst Thor saß in einem Stuhl und hatte Mjölnir auf dem Schoß liegen wie eine Katze.
Bucky fühlte seine Augen groß werden.
"Sie hat was?"
Stark rieb sich mit einer Hand über das Gesicht.
"Ich weiß nicht wieso du da überhaupt überrascht bist! Wir alle wissen zu gut wie unausgewogen ihre Emotionen sind. Warum war sie nicht bei dir verdammt?!"
Bucky ballte seine linke Hand zur Faust.
Wut und Frustration brannten durch seine Adern, er musste sich hart zusammenreißen nicht irgendetwas zu Kleinholz zu verarbeiten.
"Weil ich es vermasselt habe, OKAY?!"
Brüllte er lauter als erwartet.
Alle Blicke richteten sich auf ihn.
Natasha richtete sich langsam auf.
"Was hast du ihr angetan?"
Zischte sie, wobei ihre grünen Augen hypnotisierend wie die einer Schlange wirkten.
James wusste nicht was er antworten sollte.
"Ich habe ihr nicht wehgetan, wenn es das ist was ihr wissen wollt."
Flüsterte er beinahe.
Die schwarze Witwe sah aus als würde sie gleich auf ihn losgehen, genau wie Sam Wilson und Clint Barton, doch Thor streckte überraschenderweise beschwichtigend eine Hand aus.
"Aufhören!"
Seine tiefe Stimme dröhnte laut durch den Raum.
"Kein einziger von euch hilft gerade irgendetwas zu lösen. Lady Rogers Gemahl ist gestorben, und sie trauert. Menschliche Wesen sind zu unglaublichen Dingen fähig wenn sie eine geliebte Person verlieren."
Im Raum kehrte Ruhe ein, Bucky musterte interessiert wie niemand der Helden es wagte dem Gott des Donners zu widersprechen.
"Sie wird erst aufhören wenn ihr Bedürfnis nach Rache gestillt ist oder wir selbst aufhören sie mit ihrem Verlust alleine zu lassen."
Wanda Maximoff verschränkte die Arme vor der Brust.
"Aber Steve war auch unser Freund."
James wäre fast aufgesprungen.
"Hast du sein verdammtes Kind auf die Welt bringen müssen als er schon Tod war?"
Seine feindselige, aggressive Stimme ließ die Hexe zusammenzucken.
Sam warf ihm einen besorgten Blick zu.
"Bist du okay mann?"
"Neben der Tatsache dass die wichtigste Person in meinem Leben ermordet wurde, ich siebzig Jahre lang keinen freien Willen hatte und Rebecca gerade kurz davor ist durchzudrehen geht es mir überraschend gut, Danke der Nachfrage."
Er stand auf und lief zur großen Fensterwand des Raumes, wo er den Avengers seinen Rücken zukehrte.
"Ich wäre im Moment ziemlich offen für Vorschläge."
Meldete sich Tony wieder zu Wort, der die ganze Zeit über ungewöhnlich still gewesen war.
"Wir könnten Mrs Rogers einen Therapeuten empfehlen."
Sagte Vision, seine Stimme wie immer frei von Emotionen.
Das gesamte Team blickte ihn genervt an.
Unbehelligt sprach er weiter.
"Vielleicht könnte sie auch zu Gruppentherapien gehen, oder-"
"Vis."
Wanda warf dem Humanoiden einen einen warnenden Blick zu.
"Wir wissen noch nicht einmal wirklich wie es ihr geht."
Murmelte Clint, was Bucky dazu veranlasste sich umzudrehen.
"Steves Tod hat sie zerstört. Frag doch mal deine Frau wie oft Becca Zeit mit ihrer Tochter verbringt. Sie kann Ana noch nicht einmal in die Augen blicken, weil sie..."
Er atmete durch.
"Weil sie aussehen wie seine."
Auch ihm war es anfangs schwergefallen Diana im Arm zu halten, doch je weniger Rebecca sich ihrem Kind gewidmet hatte, desto mehr hatte es Bucky getan.
Er wollte nicht dass ein kleines Baby das nichts dafür konnte ohne Liebe aufwachsen musste.
"Nichts für ungut, Tony, aber deine Nachricht war nicht der einzige Grund warum ich nach Midgard zurückgekehrt bin. In unserer Galaxie gibt es einen Aufruhr, ausgelöst von dem erneuten auftauchen eines Infinity- Steines. Mit der Kraft einer dieser Steine wäre es möglich, Steve Rogers zurückzubringen. Und das Leid seiner Liebe beenden, bevor sie in ihrem Zorn etwas schlimmeres anstellt als einen einzelnen zu töten."
Als Natasha leise nach Luft schnappte folgte jeder der Anwesenden ihrem Blick.

Und sah Rebecca im Türrahmen stehen, mit Schatten unter den Augen und Wut darin.

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