Badboy

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Ich presse meine Bücher an meine Brust als ich durch die Gänge gehe, um zu meinem Spind zu kommen, es sind ziemlich viele und sie drohen mir jeden Moment runter zu fallen. Wie konnte es passieren das ich Jace's Wolf nicht gewittert habe als er in das Klassenzimmer gekommen ist, aber in der Cafeteria zwischen hundert anderen Schülern? Es muss am Rudel gelegen haben. Wieder etwas worüber ich mir mein lachen verkneifen muss, wir verstecken uns vor einem Rudel Teenager! Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich mich nicht verwandeln darf wegen einpaar pubertierender Jungs.

Kopfschüttelnd gehe ich zu meinem Spind und versuche meinen linken Arm so um die Bücher zu schlingen, dass ich den rechten lösen kann ohne das sie vor mir auf den Boden fallen. Es erweist sich doch als ziemlich schwierig den Spind mit einer Hand zu öffnen. Sicher sehe ich aus wie ein Idiot, aber alle Schüler die an mir vorbei gehen beachten mich nicht einmal wirklich. "Verdammter Mist", fluche ich leise als mir die Bücher fast aus der Hand fallen.

Wieso bekomme ich meine blöden Bücher auch jetzt erst? Ich bin schon versucht gegen den Spind zu schlagen, als sich eine Hand um das Schloss schließt und ich mit der rechten Hand meine Bücher vor einem Fall schützen kann. "Warte ich helfe dir", lacht eine dunkle Stimme neben meinem Ohr. Überrascht blicke ich auf und in zwei strahlend grüne Augen. Es ist Kyle, der Badboy und Bruder von Jace.

"Danke", bringe ich nur leise heraus. Reiß dich zusammen, fährt mich meine innere Stimme an. Erwartungsvoll sieht Kyle mich an, was kuckt er denn so? Ich dachte er wollte mir helfen, oder will er mich nur verarschen?

"Hab ich was im Gesicht", fragend sehe ich ihn an. "Nein, aber du müsstest mir schon den Code für dein Schloss geben. Zaubern ist nicht so meine stärke", lacht er und sieht mir weiter in die Augen.

Sofort spüre ich wie mir das Blut in die Wangen schießt und ich jetzt sicher aussehe wie eine Tomate, "oh ja klar...äh 5472." Geschickt dreht er die Zahlenkombination in die richtige Reihenfolge und öffnet mit einem leichten Fausthieb meinen Spind. "In England gibt es anscheinend keine Spinde mit Zahlenschloss."

"Woher weißt du das ich aus England komme", frage ich als ich meine Bücher in den Spind stecke. Kyle zuckt nur mit den Schultern, "auf der Schule gibt es nichts was man nicht über jemanden weiß, naja fast nichts." Sein lächeln ist geheimnisvoll. Oh Gott, er spielt doch nicht etwa auf meinen Wolf an? Hat er ihn gewittert? Eigentlich bin ich sehr gut darin meinen Geruch zu verstecken, aber ihn rieche ich mehr als genau. Sein Geruch ist anders als der von Noah, er riecht irgendwie mehr nach Harz, aber keinesfalls unangenehm. Er riecht jetzt nicht wie ein ungewaschener Hund oder so.

"Aha", sage ich nur und versuche mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. "Ich weiß aber nicht wie du heißt", er lehnt sich gegen den Spind neben meinem und lächelt mich mit einem lächeln an, das sicher tausende Mädchen zum schmelzen bringt. "Achso so informiert sind die Leute dann doch nicht oder wie? Liv." Er streckt mir eine Hand hin, "Kyle. Ist Liv eine Abkürzung?"

Ich sehe einpaar giftige Blicke von den Mädchen die an uns vorbei laufen bevor ich ihn wieder ansehe, "von Olivia." Wieder lächelt er, es sieht einfach hinreißend aus und sicher weiß er es. Ich nutze die kurze Gelegenheit und mustere ihn. Kurze dunkelbraune Haare, die ihm etwas in die Stirn fallen, sind jedoch nicht lang genug um ihn zu stören. Sie sind verwuschelt und verleihen ihm etwas jungenhaftes, sein Gesicht ist hübsch und er hat wunderschöne strahlende grüne Augen. Seine Schultern sind breit und seine Haut so braun wie die seines Bruders, er trägt eine verwaschene Jenas und ein schwarzes T-Shirt und sieht wirklich mehr als attraktiv aus.

"Hübscher Name, sehr selten." Seine Worte reißen mich aus meiner Musterung und ich lächle ihn an und bedanke mich. "Was ist dein nächster Kurs? Vielleicht kann ich dich begleiten." Erfreut blicke ich auf meinen Plan und doch bin ich etwas irritiert von seiner Freundlichkeit. "Geschichte und dann Astronomie."

"Genau das selbe wie ich, dann sehen wir uns ja jetzt öfter." Er strahlt mich an und seine Worte sind ein eindeutiger Flirtversuch, auf den ich jedoch nicht eingehe. Aber wie heißt doch gleich nochmal das Sprichwort? Sei deinen Freunden nah doch deinen Feinden noch näher? Also zaubere ich mein schönstes lächeln auf meine Lippen, "anscheinend."

Kyle bedeutet mir wie ein Gentleman ihm zu folgen und ich muss kichern, "ziemlich komisches Verhalten für einen Badboy." Gespielt entrüstet sieht er mich an, "Badboy? Ich?" Eine Gruppe Cheerleader läuft an uns vorbei, sie blicken mich böse an bevor sie sich kichernd an Kyle wenden, "hi Kyle!"

"Mädels", sagt er nur und zieht einen unsichtbaren Hut von seinem Kopf. Ich pruste los, oh man so einer ist er. Er lacht ebenfalls und sieht mich entschuldigend an, "okay du hast recht, aber ich bin ein charmanter Badboy."

Ich kenne ihn gerade mal zehn Minuten und mag ihn jetzt schon total, doch er hat nicht dieses etwas an sich wie sein Bruder das mich sofort aus der Bahn geworfen hat. Kyle legt einen Arm um meine Schulter und zieht mich in ein schon reichlich gefülltes Klassenzimmer, Megan fallen fast die Augen aus dem Kopf als sie mich sieht und ich winke ihr lächelnd zu. Es kommt mir vor als würden alle im Raum uns anstarren, nein es kommt mir nicht nur so vor, es ist so.

Besonders ein Blick brennt sich in meine Haut, Jace sitzt ganz hinten auf seinem Platz zwischen drei Jungs und starrt mich an. Nein er starrt auf Kyle's Arm auf meiner Schulter und sein Blick könnte sicher töten wenn er ein Superheld wäre. Ich weiß nicht wieso, aber sofort schüttle ich Kyle's Arm ab und gehe zu Megan. "Danke das du mich her gebracht hast", sage ich und er lächelt.

"Ich kann dich später auch zu Astronomie begleiten", er zwinkert mir noch zu und geht dann auf seinen Platz neben Jace. Megan starrt mich noch immer an wie ein dreiköpfiges Monster.

"Du bist erst einen Tag hier und schon hast du Kyle's Arm auf deiner Schulter! Na da haben die Tussis jetzt ganz schön was zu quatschen." Ich hole meine Stifte und meinen Block aus der Tasche, "ich will ja nichts von ihm, er war einfach nur nett. Sollen sie doch reden und froh sein das ich ihnen nicht den Mund stopfe." Megan fällt mir um den Hals und presst sich an mich, "der Himmel hat dich mir geschickt!" Sofort brechen wir in schallendes Gelächter aus.

Als wir uns wieder etwas beruhigen sehe ich mich im Klassenzimmer um, es stehen viele Skulpturen herum und Plakate von Referaten hängen an den Wänden. Mein Blick streift Jace, der mich noch immer anstarrt. Wie kann ein Mensch so lange starren? Jetzt kann ich seine Augen besser sehen, sie sind eisblau und ein scharfer Kontrast zu seinen rabenschwarzen Haaren. Er trägt ein weißes T-Shirt durch das man leicht seine Muskeln erahnen kann, die Ärmel spannen sich um seine starken Arme und an seiner Schulter kann ich ein Tattoo erkennen. Es zieht sich bis zu der Stelle wo seine Schulter sich mit seinem Hals vereint, doch mehr kann ich nicht erkennen.

Seine Augen verhaken sich in meinen und ein komisches Gefühl ergreift von mir Besitz. Sein Gesicht ist ernst und zeigt keinerlei Regung oder Gefühl. Es sieht aus als wüsste er nicht einmal wie lächeln geht. Auf keinen Fall breche ich zuerst den Blickkontakt, mein Wolf sträubt sich dagegen. Also starre ich genauso emotionslos zurück und kurz huscht eine Regung über sein Gesicht, doch es ist zu kurz um es als lächeln zu bezeichnen.

Ich bin so in unser Blickduell versunken, dass ich erschrecke als sich das selbe Mädchen das sich heute morgen an ihn gelehnt hat, auf seinen Schoss fallen lässt. Sie sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange drückt. Sein Blick löst sich von mir und ich wende mich beschämt um. Ein kleiner Stich fährt durch mein Herz, ich weiß nicht warum aber diese Szene hat mir gerade garnicht gefallen. Bestimmt ist sie seine Freundin und ich werde bestimmt nicht irgendwelche Gefühle für einen Werwolf-Badboy-Arsch entwickeln.

Um meine Gedanken los zu werden, und das Bild des künstlichen blonden Mädchens auf Jace Schoß, verwickle ich Megan in ein Gespräch über die neusten Folgen des Bachelors. Mit ihrer Begeisterung für die Soap lenkt sie mich ab bis der Lehrer ins Klassenzimmer kommt und meine Gedanken an Jace verschwunden sind, denke ich jedenfalls.

Mate   -the moon is rising-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt