Der Alpha

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Der Junge mit den dunklen Augen packt mich am Arm und zieht mich hinter sich her, es tut ziemlich weh. Sofort reiße ich meinen Arm los und funkle ihn wütend an, "fass mich nicht an!"

Seine Augen funkeln mich ebenfalls an, "dann geh."

Mit einem letzten giftigen Blick in seine Augen folge ich den anderen, ich spüre seinen Blick. Als ich einen Blick zurück werfe, erwische ich ihn dabei, wie er mir auf den hintern sieht. Er bemerkt meinen bösen Blick, zuckt aber nur mit den Schultern und grinst. So ein Vollidiot.

Ich verschränke die Arme vor der Brust und steige über einpaar wurzeln. Die beiden Jungs vor mir gehen immer tiefer in den Wald, wir kommen an eine kleine Lichtung, es sieht wunderschön aus. Mitten im Wald ist es hier die einzige Stelle wo die Sonne komplett durchkommt, verschieden Blumen bedecken die Wiese, es ist ein atemberaubender Anblick. Der Kerl hinter mir schubst mich leicht nach vorne.

"Zum träumen ist keine Zeit."

Ich schlage seine Hand von meinem Rücken weg und gehe wieder vorwärts. Wie lange gehen wir denn noch? Wir sind schon tief im Wald, wenn ich weglaufen würde, könnte ich mich bestimmt nicht zurecht finden. Oh man, ich komme nie wieder nachhause.

Hätte ich mich doch einfach besser unter Kontrolle gehabt, ich würde jetzt mit den Mädels im Pup sitzen und spaß haben. Morgen hätte ich Jace einfach ignoriert und ihm gezeigt das er so nicht mit mir umgehen kann, das er sich mit der falschen angelegt hat.

Was ist wenn Noah nachhause kommt und merkt das ich nicht da bin? Würde er sofort meine Fährte aufnehmen und mich suchen? Bestimmt würde er wissen das ich mich nicht beherrschen konnte und einfach laufen musste, nicht auf zwei Beinen, sondern auf vier. Aber was wäre wenn er mich finden würde? Würden sie miteinander kämpfen?

Könnte ich kämpfen? Ich habe noch nie gegen andere Wölfe gekämpft. Ich habe sogar erst zweimal andere Wölfe als Noah gesehen, in England im Park. Sie liefen umher als wären sie normale Hunde, obwohl jeder trotte sieht das wir Hunden nicht mal ähneln. Wir sind groß, viel größer als normale Wölfe und schneller. Die beiden dich ich gesehen habe waren grau, wie die anderen beide gerade eben, mein Bruder ist dunkelbraun und der Typ mit den dunklen Augen hellbraun. Sie haben alle ein normales Wolfsfell, nur meines ist weiß.

Den Grund dafür habe ich noch nie hinterfragt, ich dachte immer es ist wie die Haarfarbe entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Es ist aber durchaus komisch das sich mein Wolf auch so stark in meinen Haaren zeigt, die beiden Jungs die als Wolf grau waren, haben ja auch nicht graues Haar. Es ist wirklich peinlich, wie wenig ich eigentlich über uns weiß.

Plötzlich bleiben wir vor einem großen Haus stehen, es sieht aus wie eine Villa, typisch mit Steinwand und Strohdach. Hinter den Fenstern brennt Licht und ich höre Musik, wir machen jedoch keine Anstalten hineinzugehen.

Die Jungs gehen an dem Haus vorbei und schubsen mich gegen einen Baum, ich komme mir vor wie bei einer Opferung. Sie sehen mich alle drei mit starrer Mine an.

"Was machen wir hier", bringe ich selbstsicher heraus. Was ich nicht zugeben will, ist das ich Angst habe und mein Wolf sich wieder an die Oberfläche zu drängen versucht. Doch ich bleibe still stehen, versuche mich an das zu halten was Noah mir beigebracht hat. Niemals verwandeln wenn andere Wölfe dabei sind, sie würden es auch tun und mich angreifen. Schon garnicht wenn das ganze Rudel in der Nähe ist, dann wäre ich Wolf am Stiel.

"Der Alpha wird jetzt entscheiden was mit dir gemacht wird."
Mit mir gemacht wird? Oh je, also ist es doch wahr. Ein Rudel tötet nicht erwünschte Eindringlinge in ihr Revier, also mich. Ich muss versuchen hier weg zu kommen.

Doch bevor ich mich verwandeln kann höre ich wieder starke, schnelle Schritte. Langsam taucht aus dem Schatten ein Wolf auf, er ist größer als die anderen drei es waren und größer als ich. Sein Fell ist Pechschwarz und seine Augen leuchtend gelb, der Alpha.

"Wir haben sie im Wald gefunden, sie ist vor uns davon gerannt", sagt der Typ mit den dunklen Augen und zeigt auf mich. Hinter dem Alpha erscheinen noch drei weitere Wölfe, klasse ich muss echt schnell sein, sonst bin ich Tod. Der Alpha mustert mich und sieht mich mit seinen gelben Augen eindringlich an, seine Atmung ist tief und schwer, kleine Wölkchen kommen aus seiner Nase. Ich habe das Gefühl das ich ihn kenne, zwar weiß ich nicht woher und wie mir der Gedanke kommt, aber ich habe da so ein Gefühl. Immerhin steht er als Wolf vor mir, wie soll ich da etwas erkennen. Der dunkel- und hellbraune Wolf neben ihm sieht von der Haltung her aus wie ein Beta, er steht fast genauso präsent und selbstsicher da wie der Alpha.

Er ist auch fast so groß wie er, aber doch ist der schwarze Wolf noch um einiges größer. Seine Pfoten sind mindestens doppelt so groß wie meine, genauso wie alles andere an ihm. Jetzt wo ich ein Mensch bin, ist er sicher drei oder vier Köpfe größer als ich, wie soll ich es schaffen vor dem Weg zu laufen? Ich habe noch nie einen Alpha gesehen, aber genau so hätte ich ihn mir vorgestellt.

Stark und Dominant, er sieht nicht wie jemand aus mit dem man sich anlegen will. Seine Beine sind kräftig und sein ganzer Körper scheint nur aus Muskeln zu bestehen, sicher würde er jeden Kampf gewinnen. Sein Fell ist wunderschön schwarz, dunkel wie die Nacht und es glänzt im schwachen Licht.

Ich weiß es ist blöd, aber ich bin mir sicher das er merkt wie ich ihn bewundere und sieht mich arrogant an. Wölfe neigen dazu ein großes Ego zu haben, vor allem die Jungs. Eigentlich habe ich noch nie ein Mädchen getroffen das ein Werwolf ist.

Der Typ sieht mich wieder an, "zeig uns was du wirklich bist."
Verwirrt sehe ich ihn an,"wieso?"
Der Junge dreht sich ganz zu mir, während der Alpha mich weiter stumm ansieht.
"Weil der Alpha es sagt", knurrt er mich an.
"Ich bin nicht Teil eures Rudels, mir ist egal was der Alpha sagt", trotzig und siegessicher sehe ich ihn und dann herausfordernd den Alpha an.

"Tu es oder du bist Tod", er verschränkt die Arme ebenfalls vor der Brust. Und schon hat er die Situation wieder im Griff.

Na gut, das ist ein ziemlich gutes Argument. Ich verdrehe die Augen und sehe den Alpha stur an. Das Prickeln in meinem Kopf setzt ein und meine Augen werden weiß.

"Reicht das", frage ich den Jungen aber sehe den Alpha an. Dieser kneift seine Augen zusammen und sieht die anderen komisch an.
"Nein", alle treten einen Schritt zurück und der Alpha knurrt leicht.
Jetzt ist meine Chance, bis sie realisieren was ich mache, bin ich schon weg.
Ich schüttle kurz meine Schultern aus und sehe den schwarzen Wolf vor mir noch einmal an, bevor das Ziehen in meinen Knochen einsetzt. Wenige Sekunden später stehe ich als weißer Wolf vor ihnen. Einen leises raunen geht durch die Menge und der Alpha fletscht die Zähne, ich stoße ein leichtes schnauben aus und schieße davon. Hinter mir höre ich ein lautes Knurren und fletschen, bevor mich jemand verfolgt. Es ist der Alpha, doch ich kann ihn nicht sehen, ein Vorteil seines schwarzen Fells.

Ich konzentriere mich auf meine Umgebung und laufe so schnell ich kann. Wieder auf der Flucht, schlage ich Harken und springe über Bäume.
Der Alpha ist mir dicht auf den Fersen, er ist ziemlich schnell. Klar hallo er ist zehn Meter größer als du natürlich ist es schnell, schimpft mich meine innere Stimme.

Ich versuche wirklich ihm zu entkommen, laufe wirre Strecken und springe über Felsen und Bäume, doch der Alpha lässt sich nicht abschütteln. Er ist alleine. Wieso verfolgt er mich alleine? Wäre es nicht sinnvoller in einer Gruppe zu jagen? Eigentlich bin ich das stärkste Tier im Wald und das Gefährlichste, doch gerade werde ich gejagt wie ein Reh und das heute sogar schon zum zweiten Mal.

Ich habe keine Ahnung wie lange ich schon laufe, ich weiß nur das ich nicht mehr weiß wo ich bin. Tolle Logik oder? Der Alpha ist mir immer dichter auf den Fersen, plötzlich packt mich die Wut. Sie fließt durch meine Adern und in mein Gehirn. Ich bin doch kein schwaches Reh, dass man nach belieben jagen kann. Also ramme ich meine Pfoten in die Erde und bleibe ruckartig stehen. Womit ich nicht gerechnet habe, der Alpha war ziemlich schnell und läuft volle Kanne in mich rein.

Er prallt mit so einer großen Geschwindigkeit gegen mich, dass es uns beide wie eine Kugel mehrere Meter weg schleudert. Reflexartig verwandle ich mich zurück, natürlich unter schmerzhaften stöhnen. Dieser Volldepp! Kann er nicht rechtzeitig bremsen oder ausweichen?

Der Alpha liegt über mir und hält mich zwischen seinem Körper und der Erde gefangen, werdet mal von einem hundert Kilo Wolf auf den Boden gepresst. Entweder ist es Reflex oder Absicht, denn er verwandelt sich auch zurück. In der nächsten Sekunde blicke ich in eisblaue Augen und mein Herz bleibt stehen. Jace?!

Mate   -the moon is rising-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt