26 Gewissensbisse

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*Chiara P.O.V.*

Schon seit gefühlten Jahren, was eigentlich gerade mal eine Stunde ist, überlege ich, ob ich Sami davon erzählen sollte, was genau da mit Nathan ablief. Ich bin immerhin eine Vampirin und weiß auch, dass sie ihn manipuliert haben. Ich bin es leid, weiter 10 Jahrhunderte unter Nikolais Dienst zu stehen, aber sobald ich abhaue oder mich auch nur widersetze bin ich tot. Genau genommen bin ich schon tot und wenn Sami noch länger bei uns bleiben wird ist sie genauso tot. Verdammt! Warum kann den bitte meine Leben als Vampir nicht einfach sein?! Vor 2 Tagen hatte mich Nikolai zu sich bestellt, um mir mit zu teilen, dass ich die volle Verantwortung für Sami trage.

„Chiara da bist du ja!" rief mir Sami freudig entgegen. Was macht sie hier? Sie sollte doch im Zimmer bleiben!

„Was tust du hier!" fahr ich sie an und komm ihr bedrohlich nah. Bei meiner lauten Stimme zuckt sie zusammen und schaut mich mit großen Augen an.

„Chiara es ist okay. Ich habe sie mitgenommen!" James? Was tut er hier?

„Meinen Bruder abholen und seine Freundin. Ach und irgendwo hier muss auch noch dieser stinkende Wolf rum laufen." James war also hier und er hat seine Gabe gefunden. „Ja ich hab meine Gabe gefunden!" erzählt er begeistert und ein Lächeln huscht über seine Lippen. „Na dann nimm deinen Bruder und den stinkenden Wolf mit, aber Sami bleibt da!" sagte ich kalt und zog Sami mit in unsere Suite. „Chiara!" schreit er mir nach. Ich lasse Sami los und drehe mich ruckartig um. „Was?!" frage ich bissig und schaue ihn mit hasserfüllten Augen an. Er will was sagen, aber schüttelt einfach seinen Kopf und wendet sich ab. Feigling! Sami schaut mich mit komischen Blick an, aber folgt mir ohne ein Wort. „Was war das?" fragt sie immer Zimmer.

„Nix"

„Nach ‚Nix' sah mir das aber nicht aus!" sie erhob ihre Stimme und stemmte ihre Hände in die Hüfte. Das macht sie immer, wenn sie größer werden will.

„Wir kennen uns von früher. Aber mehr auch nicht."

„Warum sollte er mich nicht mitnehmen?"

„Was machst du jetzt so eine Szene? Meine Aufgabe ist auf dich auf zu passen und das tue ich auch. Ich hab nämlich keinen Bock drauf, dass ich wegen dir mein Leben lassen muss!" den letzten Teil schrie ich schon fast. Meine Augen spukten Feuer. Sami nickte und verschwand im Schlafzimmer.

„Nur, weil du nicht damit klar kommst, dass James nicht wegen dir hier ist, musst du nicht bestimmen, ob ich hier bleibe oder mitgehe!" brüllt mich Sami an und nimmt sich die wenigen Sachen die sie besaß.

„Du hast einfach keine Ahnung!" sagte ich genau so laut zurück.

„Dann hab ich halt keine Ahnung, aber du bist nicht die einzige die um ihr Leben bangt!" wir beide waren auf 180 und uns konnte gerade nix besänftigen.

„Nathan kann dich jeder Zeit umbringen. Da machst du dir keine Sorgen, aber wenn du hier bist hast du Angst um dein Leben? Du bist erbärmlich! Nathan wurde manipuliert und deshalb hat er dieses Mädchen geküsst! Nikolai will, dass du schwach bist! Er will dich leiden sehen. Und irgendwann wärst du gekommen und hättest um den Tot gebettelt!" schrie ich zurück. Es lag ein salziger Geruch in der Luft und schon flossen die ersten Tränen über ihre Wangen. Ich hatte sie zum weinen gebracht. Hatte sie erbärmlich genannt. Ich bin ein Monster!

Die Tür sprang auf und James kam rein gestürmt. Er sah zwischen Sami und mir hin und her. Kurzerhand zog er Sami in seine Arme. Warum muss ich das Monster sein? Wie kann er nur so menschlich sein? „Wir gehen jetzt!" sagt er knapp und nahm Sami mit. Ich will nicht, dass er geht. Er soll bei mir bleiben. „Ich soll was?" fragt er mich geschockt. Ich war aber mindestens genauso geschockt. Verdammt! Ich brachte kein Wort hervor und nickte nur. James und ich schauten uns einfach nur an. Keiner bewegte sich auch nur einen Millimeter. „Chiara?" fragte er vorsichtig. Er ließ Sami los und kam auf mich zu. „Bleib dort stehen!" ich hatte mein Hand gehoben, damit er auf Abstand blieb. Natürlich hörte er nicht darauf und kam mir näher. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals runter, als ich mich auch schon in seinen Armen befand. Könnte ich heulen, dann würde ich es tun. „Nicht" sagte er in mein Ohr und küsste die Stelle unter meinem Ohr.

„Leute ich zerstöre wirklich ungern solche süßen Momente, aber irgendwo hier ist mein Freund und ein Werwolf und ich würde sehr gerne wieder nach Hause." holte uns Sami aus unserer Zweisamkeit. James nickte und kreuzte unsere Hände.

Zu dritt liefen wir durch die Gänge. Ich wusste, wo sich der stinkende Werwolf befand und anscheint wusste James, wo sich sein Bruder befand. Was tat ich hier eigentlich? „Du kommst mit uns mit. Ich lass das nicht nochmal hier!" antwortete James energisch auf meine Frage. „Ich kann nicht. Nikolai wird mich suchen lassen und dann wird er mich umbringen!" James verstärkte seinen Griff um meine Hand und schüttelte seinen Kopf. Noch 3 Gänge und wir hätten den Werwolf. „Und genau im gleichen Gang ist mein Bruder", „Was tun die da?" fragte Sami ängstlich. „Was Vampire und Werwölfe so tun, wenn sie sich begegnen." Samis Augen wurden noch größer. „Hört zu. Ihr beide geht jetzt ganz unauffällig raus und zu dem dunkel grauen Porsche, der neben der Kirche steht. Ich komme dann mit dem beiden Hornochsen nach!" gab er uns die Anweisung. Mit einem letzten Blick trennten wir uns und ich zog Sami hinter mir her. Ich floh gerade wirklich und das ist der größte Fehler den ich machen konnte. „Du kommst jetzt aber nicht mit oder?" fragte mich Sami angepisst und entriss mich ihrer Hand. Ich nickte nur und hielt nach dem Porsche Ausschau. „Super!" sagte sie mit vor Sarkasmus triefenden Stimme. „Sei froh, dass du wegen mir weißt, dass dein Freund dich nicht wirklich bedrogen hat." Sami lief voraus, denn sie hatte den Porsche entdeckt. Wir waren gerade mal angekommen, da kamen auch schon die Jungs um die Ecke geschossen. James und Nathan gifteten sich an, aber als Sami auch schon auf Nathan zu gesprungen war, verstummten beide. „Einsteigen!" befahl James. Ich setzte mich zu ihm nach vorne, wo er sofort nach meiner Hand griff. Bei dieser kleinen, aber süßen Geste musste ich augenblicklich lächeln. „Warum muss die jetzt unbedingt mit kommen?" zickte Sami weiter rum. „Weil ich das verdammt nochmal sage! Und jetzt halt deine Fresse oder du bist schnell tot als du denken kannst!" schrie James rum und fuhr schon lange über 150 km/h durch die Landschaft. Ein lautes Krachen auf unserem Dach ließ Sami und mich aufschreien und augenblicklich wurde meine Beifahrertür aufgerissen.

Die Welt in der du sterben wirst #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt