Kapitel 20

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Grummelnd sitze ich vor Marcels Laptop und schmücke ein paar Zahlen in seinem Geschäftsmodell aus, während ich Conny über Sprachnachrichten meinen gestrigen Abend erzähle. Extrem Multitaskingfähig bin ich. Ja, da bin ich schon immer ziemlich stolz drauf. Mein lieber Freund selbst, liegt noch in seinem Bett und pennt, wobei ich schon geschlagene zwei Stunden wach bin und mir die Zeit eben damit vertreibe. Mein Kater ist glücklicherweise nicht allzu schlimm und die dritte Tasse Kaffee hat das auch ziemlich gut gemacht. Wir sind gestern ziemlich schnell abgezischt, worüber ich auch wirklich glücklich war. Somit konnte ich sämtlichen Spitzen von Marco aus dem Weg gehen, der sich zwar gar nicht mehr hat blicken lassen und trotzdem ist das ja nicht gesagt, dass es weiterhin so geblieben wäre.

Es ist eine absolute Zwickmühle in der ich mich befinde. Und das geht mir gewaltig auf die Nüsse. Das mit Marcel ist noch so frisch und immer und immer wieder funkt mir Marco dazwischen. Nicht nur mit irgendwelchen Streits, nein; er ist ständig in meinem Kopf. Ob ich nun sauer auf ihn bin, oder darüber grüble, warum er mich so anzieht, sei mal so dahin gestellt. Tief in mir drinnen werde ich das Gefühl nicht los, dass er eigentlich kein schlechter Kerl ist und jedes Mal wenn ich damit anfange, ihn zu mögen, macht er mir wieder einen Strich durch die Rechnung. Mir ist schon bewusst, dass ich gestern extrem überreagiert habe, aber genau das ist der Punkt. Bei ihm reagiere ich immer über. In jeglicher Hinsicht und das muss endlich aufhören.

„Ich weiß, dass das zickig war wie ich ihn da angemacht habe, aber ich finde das echt blöd. Der hat solche Bilder von mir nicht zu haben.", maule ich in mein Handy rein und kann mir jetzt schon vorstellen, wie Conny beim Abhören der Nachricht ihre Augen verdreht. Da mir wirklich öde ist und ich am Laptop soweit fertig bin, mache ich mich daran, Marcels Bude aufzuräumen. Ist mir schon bewusst, dass ich ein kleiner Kontrollfreak bin, aber Unordnung geht bei mir einfach mal gar nicht.

„Und jetzt nochmal, Johnny hat Bilder aus deinen Cheerleaderzeiten im ganzen Bus rumgezeigt?" Dann ertönt einfach nur Lachen meiner besten Freundin, das so dreckig ist, dass ich das Bedürfnis kriege, mir die Hände zu waschen. Währenddessen sortiere ich grummelnd den Kühlschrank und auch wenn sie es nicht sehen kann, schürze ich beleidigt die Lippen.

„Leck mich, Conny." Mit zusammengekniffenen Augen drücke ich auf senden und rege mich so langsam aber sicher über die absolut fehlende Ordnung in Marcels Küche auf.

„Was denn? Ich fand die Bilder schon immer heiß." Wow. Meine beste Freundin ist mir eine riesige Hilfe in diesem Dilemma und nachdem ich einige Mittelfinger Emojis geschickt habe, schoppe ich mein Handy in die Hosentasche und schmolle. Es ist grundsätzlich alles ein bisschen verzwickt.

Nachdem ich eine Stunde später, die komplette Wohnung auf Vordermann gebracht habe und der werte Herr noch immer tief und fest pennt, beschließe ich ihn zu wecken. Schließlich haben wir mittlerweile schon Mittag und ausgeschlafen wird er wohl haben. Da ich nicht zu den Menschen gehöre, die jemanden nett wecken, schleiche ich mich in das Schlafzimmer und trete Mal dezent gegen den Bettkasten. Funktioniert in der Regel immer. Als ich sehe, wie er sich zu bewegen beginnt, fange ich an zu humpeln und halte mir den großen Zeh, als hätte ich mir den angeschlagen.

„Uff, tut mir leid.", stöhne ich mit zusammengepressten Zähnen. „Ich wollte dich nicht wecken." Meine Unschuldsmiene ist fest auf meinem Gesicht eingefroren, als er die Augen aufschlägt und mich verschlafen anguckt.

„Morgen.", murmelt er mit belegter Stimme und da ich der Meinung bin, dass meine Schauspielkünste genug sind, lasse ich meinen Fuß los und lächele ihm zu. Sein Blick wandert über meine angezogene Gestalt, während er sich ausgiebig streckt und er reibt sich irritiert die Augen. „Bist du schon länger wach?" Er gähnt und ich schlurfe um das Bett herum, um ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu drücken. Allerdings habe ich diesen Plan ohne ihn gemacht, denn in dem Moment, als ich mich von ihm lösen möchte, packt er mich am Handgelenk und zieht mich zu sich in die Federn. Grinsend rollt er uns herum, sodass er halb auf mir draufliegt und vertieft unseren Kuss zu einer wilden Knutscherei. Auch wenn das keinesfalls zu meinem gedachten Tagesablauf passt, lasse ich mich vorfreudig darauf ein.

Regenbogen [Marco Reus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt