Kapitel 7

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„Komm jetzt endlich." Mault mein kleiner Bruder, der auf den Eingang des Stadions zustürmt und die Hände in die Hüften stemmt. So ein kleiner Satansbraten. Die ganze Fahrt über, hat er mich blöd von der Seite angemacht, dass ich zuerst zu lange gebraucht habe, um mich fertig zu machen, dann dass ich doch gefälligst schneller fahren soll. Anschließend hat der Parkplatz nicht gepasst und letztlich laufe ich auch noch zu langsam. Ehrlich, ich liebe ihn, aber manchmal könnte ich ihn erwürgen. Zugegeben, habe ich ziemlich lange gebraucht, um Klamotten rauszusuchen, die passende Frisur und das richtige Make-up. Normalerweise bin ich da einfach gestrickt, aber da mich Marco bis jetzt nur besoffen oder verkatert gesehen hat, bin ich der Überzeugung, dass ich heute besonders gut aussehen muss - für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich auf ihn treffe. Was nicht passieren wird. Hoffentlich.

Ich habe mich für eine lässige Boyfriend-Jeans, ein schlichtes weißes T-Shirt und meine Lieblingslederjacke entschieden. Dazu noch schwarze Ankle Boots und einen roten Lippenstift, fertig. Sieht ganz annehmlich aus.

„Johnny, mach langsamer jetzt." Rufe ich mahnend, während ich ihm die Treppe hinterherhetze. Man, ist der schnell. Schwer atmend stütze ich mich am Geländer ab und sehe mich nach ihm um. Er steht an einem Fenster und sieht mit großen Augen auf den Rasen hinunter. Es bricht mir jedes Mal das Herz, dass er seinen Traumberuf als Profifußballer nie ausüben kann. Sein Talent ist überragend und er hätte wirklich die Möglichkeit gehabt, bei den oberen mitzuspielen, aber wie sooft spielt das Schicksal nicht mit.

„Auch mal da?" sagt er schnippisch, als ich ihn an der Hand nehme und mit durch den Gang schleife. So ein Typ am Eingang, hat mir erklärt wo wir hinmüssen und ich hoffe, dass ich das noch richtig weiß. Orientierung und ich, ist so ne Sache. Tatsächlich stimmt der Weg, denn wir kommen in einem Raum an, in dem bereits einige Kinder mit ihren Eltern versammelt sind und sich gerade umziehen. Ok, wir sind anscheinend wirklich etwas spät dran. Ein Mann reicht ihm das Trikot, was er überziehen soll und vor sich hin grummelnd, tut er was ihm gesagt wird. Uns wird erklärt, wie das jetzt alles ablaufen soll, ich höre aber nicht wirklich hin und tippe auf meinem Smartphone herum, bis sich die Menge in Bewegung setzt. Ich habe versucht, meinen Opa zum Mitgehen zu überreden, aber ihm tut das Kreutz so weh und die Gicht auch. Tja, Pech für mich, aber was soll man machen. Johnny dibbelt nervös neben mir her und ich mache mir schon ein klein wenig Sorgen, ob er das hinkriegt. Heute Morgen hat er Schmerzen in den Füßen gehabt, auch wenn er e-s geleugnet hat. Das ist ihm so wichtig, dass er wahrscheinlich alles hinnehmen würde, Hauptsache er ist dabei.

Wir kommen im Tunnel an und am Ende erkennt man schon den Rasen mit der Tribüne dahinter. Ein Typ mit Headset stellt die Kinder der Reihe nach auf und von hinten höre ich das Klackern der Stollenschuhe. Mein Blick ist stur auf meinen kleinen Bruder gerichtet. Ich will nicht wissen, ob er hier ist. Kann ja sein, dass er nicht in der Startelf ist.

„Kriegst du das wirklich hin?" prüfend mustere ich Johnny, der nur genervt die Augen verdreht und sich aufgeregt nach hinten dreht, um die Spieler zu beobachten. So glücklich habe ich ihn noch nie erlebt. Muss wohl was ganz Besonderes für so einen kleinen Fußballfreak sein. Dank meiner verschissenen Neugier, wage ich doch einen Blick hinter mich und natürlich ist das Glück wieder auf meiner Seite. Marco läuft auf mich zu und da er mich noch nicht bemerkt hat, drehe ich mich schnell wieder um, gehe in die Knie und ducke mich total unauffällig, während ich zur Tarnung an Johnnys Outfit rumfummele. Ich zähle die Kinder vor mir, das sind neun und er war der Vorletzte- in der Reihe. Das bedeutet, er müsste genau hinter mir stehen. Verdammt.

„Hey, Kleiner." Vorsichtig schiele ich zur Seite und erkenne Thomas Müller, der freudig Johnny begrüßt. Der knufft die Augen zusammen.

„Jo." Macht er ganz lässig und reckt ihm die Faust entgegen, was alle, die es mitbekommen zum Lachen bringt.

Regenbogen [Marco Reus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt